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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Vorschein brachte.
»Natürlich, natürlich, großartig, das Vergnügen ist ganz meinerseits.« Er hoffte immer noch, er hätte sich verhört und ich würde mich verabschieden und ihn seinen Akten überlassen.
»Samson, Sir. Aus der Deutschland-Abteilung.«
Er blickte zu mir hoch und rieb sich das Gesicht wie ein Mann, der aus tiefem Schlaf erwacht. Endlich sagte er: »Hmm. Brian Samson. Natürlich.« Er war ein seltsamer alter Knabe, ein schlaksiger, unbeholfener, ausgemergelter Teddybär, dessen Bärenhaftigkeit durch das rötliche grobe Tweedjackett, das er trug, und sein langes Haar noch betont wurde. Sein Gesicht war faltiger, als ich es in Erinnerung hatte, und seine Gesichtsfarbe war in jenem violetten Ton nachgedunkelt, den manche Krankheiten mit sich bringen.
»Brian Samson war mein Vater, Sir. Ich heiße Bernard Samson.« Der D.G. setzte seine Brille auf und musterte mich fragend. Die Brille hatte seine Frisur in Unordnung gebracht, so dass jetzt über beiden Ohren Haarbüschel wie teuflische Hörner in die Höhe ragten. Die Brillengläser blitzten. Das Gestell war für sein langes, schlaffes Gesicht zu klein und saß nicht richtig auf der Nase.
»Bernard Samson. Ja, ja. Aber natürlich.« Er schloss die Kassette auf, um einen Blick auf die Papiere zu werfen. Er schien sich darauf zu freuen wie ein Kind auf ein neues Spielzeug. Ohne aufzublicken und ohne sonderlichen Eifer sagte er: »Wenn wir diesen Kellner zu fassen kriegen, werden wir Ihnen eine Tasse Kaffee bringen lassen … oder was anderes zum Trinken.«
»Danke, ich möchte nichts, Sir Henry. Ich muss gleich zurück ins Büro, ich fliege heute nachmittag noch nach Berlin.« Ich griff nach dem Deckel der Kassette und drückte sie sachte, aber bestimmt zu.
Staunend sah er auf zu mir. Eine derartige Insubordination kam einem tätlichen Angriff schon sehr nahe, aber ich war geschützt von der glänzenden Ritterrüstung der Selbstgerechten und Unschuldigen. Er ließ sich seinen Ärger nicht anmerken. Er war ein vollendetes Produkt jener britischen Eliteerziehung, deren Ziel die Ausbildung umgänglicher und höflicher Philister zu sein scheint. So bat er mich also, Platz zu nehmen und ihm zu sagen, was ich ihm zu sagen hätte, und mir soviel Zeit zu nehmen, wie ich brauchte.
Im Büro hieß es oft, der Alte sei unzurechnungsfähig, aber meine Vorbehalte, einem verrückten Chef meine Ängste darzulegen, waren bald verschwunden. Ich beschloß, meinen Besuch bei Dodo in Hampton Wick und meine seltsame Begegnung mit Jim Prettyman unter den Tisch fallen zu lassen. Wenn das Department sagte, Jim sei tot, sollte er meinetwegen ruhig tot bleiben. Von Anfang an hörte mir Sir Henry aufmerksam und interessiert zu. Als ich ihm erzählte, was ich über die Gelder in Erfahrung gebracht hatte, die an Bret Rensselaers Firma überwiesen wurden, und erklärte, auf welchen Umwegen sie meines Erachtens nach Berlin gelangt waren, unterbrach er mich wiederholt mit sachlichen Zwischenfragen. Manchmal war er mir weit voraus, und mehr als einmal verstand ich nicht gleich, worauf er mit seinen Fragen hinauswollte. Aber er war ein alter Praktiker und viel zu erfahren, als dass er mir das Ausmaß seiner Kenntnisse oder Ängste offenbart hätte. Das überraschte mich nicht. Ich erwartete vielmehr voll und ganz, dass jeder Director-General jeden Verdacht, seine Angestellten seien Verräter oder hätten sich falsch verhalten, entschieden zurückweisen würde, und ginge es nur darum, dass irgend jemand zu seinem Nachmittagstee regelmäßig einen zweiten Keks bekäme.
»Gärtnern Sie?« fragte er, plötzlich das Thema wechselnd.
»Gärtnern, Sir?«
»Na ja, Gärtnern, Mann, verdammt noch mal.« Er lächelte mir leutselig zu. »Umgraben, Blumen züchten, Büsche, Gemüse, Obst und so.«
Sir Henrys zwanzig Morgen großer Garten fiel mir ein und die Männer, die ich dort bei der Arbeit gesehen hatte. Am Revers trug er eine kleine weiße Rose, ein Hinweis auf seine Herkunft aus dem ländlichen Yorkshire, auf die er so stolz war. »Nein, Sir. Ich gärtnere nicht. Nicht richtig.«
»Ein Mann braucht einen Garten, sage ich immer.« Er sah mich über seine Brillengläser hinweg an. »Haben Sie denn nicht mal ein kleines Stückchen?«
»Doch, ein kleines Stückchen Garten habe ich«, räumte ich ein, da mir jetzt die Wildnis von Unkraut und Brennesseln hinter unserem Häuschen in der Balaklava Road einfiel.
»Juli ist für mich der schönste Monat im Garten, Simpson. Haben Sie eine Ahnung,

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