Geködert
nirgends, dass alle Einzelheiten einer Operation vorher mit Bernard Samson abgeklärt werden müssen.«
»Ich rede von meiner Frau, Jim«, sagte ich zornig.
»Na schön, ich rede nicht von ihr, weder mit dir noch mit sonst jemand. Und nun halt den Schnabel, und verdufte von hier. Geh nach Hause, vergiss alles, und überlaß es mir, die Scheiße zu beseitigen, die du gebaut hast.«
»Sonst?«
Es gab eine kleine Pause, in der sich unsere Blicke trafen. »Sonst muss ich dich in meinem Bericht erwähnen. Man hat dir gesagt, dass du Dodo in Ruhe lassen sollst, aber du kannst ja nichts und niemanden in Ruhe lassen, nicht wahr, Bernard? Du musst einfach in alles und jedes deine verdammte Nase stecken.«
»Silas Gaunt hat dich also hergeschickt?«
Er schlug einen Mollakkord an und ließ ihn ausklingen. »Ich habe dir gesagt, du sollst abhauen, also hau endlich ab.« Er klappte den Deckel über die Tasten. »Meinst du, dass du selber fahren kannst?«
Ich kippte den Rest meines Whiskys hinunter und stand auf. Ich war immer noch wacklig auf den Beinen. »Klar, Jim«, sagte ich.
»Um unserer alten Freundschaft willen werde ich dich aus der Sache raushalten. Hör also gut zu: Wenn dich irgend jemand danach fragt – ich meine wirklich jeden –, du bist geradewegs nach Hause gefahren.« Dabei sah er mir in die Augen, und nun lächelte er zum ersten Mal ein wenig, wenn auch ohne großen Nachdruck. »Kein Wort über mich.« Ich dachte, er würde mir die Hand geben, doch er wandte sich ab und stieß Dodos reglosen Körper mit der Schuhspitze an. »Na komm, Dodo«, sagte er, »der Kampf ist vorbei.«
21
»Gehen Sie ins Gefängnis!« Es war nicht unerwartet. Bei jedem Glücksspiel gibt es gewisse Zwänge.
Ich frage mich manchmal, ob das Misstrauen meiner Generation gegen den Kapitalismus nicht an jenen Sonntagnachmittagen geweckt wurde, an denen unsere Eltern uns am Monopoly-Brett bankrott machten und demütigten. Billy und Sally werden solche Traumata erspart bleiben. Wenn wir mal Monopoly spielen, sind dabei die Hauptsache die Geschichten und die Witze, die wir einander erzählen, und das flüchtige Würfeln zwischendurch nur eine kurze Unterbrechung unserer Unterhaltung.
»Gehen Sie ins Gefängnis. Begeben Sie sich direkt dorthin. Gehen Sie nicht über Los.« Na schön.
Das war jetzt meine Familie. Drei Kinder im Prinzip, denn wenn ich Gloria in Gesellschaft meiner Kinder sah, schien sie mir oft wie ein großes Kind. Wie die beiden war sie jenem plötzlichen Stimmungswandel unterworfen, den Kinder für selbstverständlich halten. Ich sah sie prüfend an an jenem Sonntagnachmittag. Der Tag kündigte schon vielversprechend den Frühling an, die Sonne schien von einem blauen Himmel herunter, und wir saßen in der baufälligen Glasveranda, die vor allem schuld daran war, dass Gloria sich für dieses Haus in der Balaklava Road entschieden hatte. Die Topfpflanzen und Blumen, die hier die Regale füllten, waren zwar nicht selbstgezogen, sondern in der Gärtnerei gekauft, aber mit ihnen wirkte die Veranda wie ein üppiges Paradies, und auf Wirkung kam es Gloria am meisten an.
Die Sonne ließ Gloria noch frischer aussehen – nicht allen, aber vielen Frauen tut sie den Gefallen –, und ich hatte meine junge Freundin nie schöner gesehen als an jenem Tag. Das Sonnenlicht gab ihrem blonden Haar die Farbe blasser Butter und brachte, wenn sie wie jetzt so ansteckend lächelte, die hohen Backenknochen und wunderbaren Zähne aufs schönste zur Geltung. Und trotz meines gegenwärtigen Elends – oder vielleicht deswegen – verliebte ich mich von neuem heftig in sie.
Nicht nur einmal, sondern oft habe ich mich gefragt, wie ich ohne Gloria die furchtbare Zeit nach Fionas Verrat überstanden hätte. Neben ihrer täglichen Arbeit, ihren Studien zur Vorbereitung auf die Universität und ihren Bemühungen, mir den Haushalt zu führen, kümmerte sie sich um meine Kinder und machte sich Sorgen um mich. Vor allem ist es ihr gelungen, mir meine Selbstachtung wiederzugeben, und das zu einem Zeitpunkt, da durch den Weggang Fionas meine männliche Eitelkeit stark angeschlagen war.
Ich nehme an, ich hätte ihr das alles sagen sollen, aber ich habe es nie getan. In schlechten Zeiten, wenn ich Gloria am dringendsten brauchte, hatte ich zu solchen Geständnissen nicht den Nerv, und wenn zwischen uns alles gut lief, dann schienen sie überflüssig zu sein.
»Du kannst jetzt nicht weiter, du sitzt im Gefängnis«, sagte Sally. »Da kommst du erst raus, wenn du
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