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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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anderen diplomatischen Behörden organisiert sein sollten. Ich hatte eine Menge Zeit auf einen Bericht darüber verwendet, unter den Dicky Cruyer mit Vergnügen seinen Namen setzte. Viele Leute, darunter auch ich, hatten erwartet, dass Dicky Cruyer damit seine Karriereleiter weiter hinauffallen würde. Der Bericht war die beste derartige Arbeit, die ich je gemacht hatte, und ich war stolz darauf. Manche Leute waren der Meinung, dass nach diesem Bericht eine baldige Umstrukturierung unvermeidlich sei. Aber wir hatten die Rechnung ohne das Außenministerium gemacht. Es war schon schwierig genug, den D.G. dazu zu bringen, den Bericht überhaupt vorzulegen. Als die Mandarine im Außenministerium ihn endlich gelesen hatten, trampelten sie so heftig darauf herum, dass das ganze Gebäude wackelte. Der Secret Intelligence Service sollte ein Teil des Außenministeriums bleiben, und seine Vorschläge wurden nicht ernster genommen als die Beschwerde etwa einer afrikanischen Botschaft mittlerer Größe. Unsere Büros blieben in den Botschaften, und wenn deshalb jeder wusste, wo wir zu finden waren, dann war das eben Pech! Es war deprimierend, daran zu denken. Und Fiona kannte die ganze Geschichte.
Wir saßen eine Zeitlang stumm da und blickten zum Fenster hinaus, wo der Verkehr vorüberdonnerte und ein paar Leute mit gegen die Kälte hochgezogenen Schultern auf eine Gelegenheit warteten, die Straße zu überqueren. »Da ist natürlich noch die Frage nach dem Testament«, sagte ich endlich. Ich nehme an, wir hatten beide die ganze Zeit an Lisl gedacht.
»Das Hotel?« fragte Werner.
»Wenn du Pech hast, arbeitest du dich zu Tode und musst dann erleben, dass sie alles dem Hundeasyl vermacht hat.«
»Hundeasyl?« fragte Werner verblüfft. Natürlich war das ein typisch englischer Gedanke. Bei deutschen alten Damen kam es nicht so häufig vor, dass sie ihren gesamten Grundbesitz für das Wohlergehen ausgesetzter Hunde zur Verfügung stellten.
»Irgendeiner wohltätigen Stiftung«, sagte ich.
»Ich mache das doch nicht, weil ich das Haus erben will«, entgegnete Werner.
»Reg dich nicht auf«, sagte ich. »Ich meine nur, du solltest das klären, bevor du was unternimmst.«
»Sei doch nicht blöde, Bernie. Wie kann ich mich mit Lisl hinsetzen und ihr sagen, dass sie ein Testament zu meinen Gunsten machen soll?« Da plötzlich die Jukebox ein heiseres Röhren hören ließ, versuchte ich gar nicht erst zu antworten. Aber nach ein paar Probetakten schaltete der Mechaniker das Gerät aus und begann, die bunte Verkleidung wieder instandzusetzen.
»Sie hat doch keine anderen Verwandten, oder?«
»Es hat schon welche gegeben«, sagte Werner. »Eine ihrer Schwestern ist im Krieg gestorben. Von einer anderen weiß ich nur, dass sie Inge Winter hieß und in Frankreich lebte. Sie war älter als Lisl, hatte keine Kinder und ist inzwischen wahrscheinlich auch tot. Lisl sagt, ich hätte sie bei einem ihrer Besuche in Berlin kennengelernt, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Sie hätte jedenfalls einen Anspruch auf das Haus. Lisl hat mir mal erzählt, dass ihr Vater es beiden Töchtern hinterlassen hat, dass aber nur Lisl dort wohnen wollte. Trotzdem gehört es zur Hälfte dieser Inge Winter. Und abgesehen von der Schwester könnte es natürlich auch noch Verwandte von Lisls verstorbenem Mann Erich geben. Ich muss noch mal mit Lisl reden.«
»Wenn Lisl sagt, dass das Haus zur Hälfte ihrer Schwester gehört, kann es sein, dass auch die Schwester den Antrag auf den Bankkredit unterschreiben musste.«
»Ich weiß«, sagte Werner und strich sich über den Schnurrbart. »Ich habe mich schon gefragt, ob die Schwester deswegen nach Berlin gekommen ist.«
»Du solltest dich bei der Bank erkundigen«, schlug ich vor.
»Ohne Lisls Einwilligung verrät die Bank mir nichts.« Er strich sich noch einmal über den Schnurrbart. »Er juckt«, erklärte er.
»Die Sache muss jedenfalls geklärt werden«, sagte ich. »Ich werde mit ihr reden.«
»Das wirst du nicht«, entgegnete Werner wie aus der Pistole geschossen. »Das würde alles verderben. Es muss so aussehen, als wollte ich ins Hotelfach einsteigen. Sie muss überzeugt sein, dass sie mir einen Gefallen tut. Das siehst du doch hoffentlich ein?«
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich nickte. Aber Werner hatte recht. Er musste einige schlaflose Nächte mit der Lösung dieses Problems verbracht haben. »Soll ich versuchen rauszukriegen, ob die Schwester noch lebt?« Ich machte dieses Angebot eher zur

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