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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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die Universität gehen. Und da wird sie geistreiche und hochbegabte Leute in ihrem Alter kennenlernen, und weil sie alle miteinander an der Universität studieren, werden sie schließlich alle miteinander den gleichen schauerlichen Geschmack und die gleichen noch nicht durchgebackenen Meinungen haben. Wir sind doch Fossilien, Relikte einer versunkenen Welt, der Welt der Dinosaurier.« Er leerte sein Glas und goß sich neu ein.
Er konnte ganz schön gehässig sein. Ich merkte, dass er mich verletzen wollte. Und da er so freundlich tat dabei, war es auch nicht leicht, ihm Kontra zu geben.
Ich sagte: »Ja, schönen Dank, Dodo. Aber so, wie ich es sehe, bist du zwar unbestreitbar ein alter Tyrannosaurus, ich dagegen bin eine junge, dynamische, geistreiche und hochbegabte Persönlichkeit im besten Mannesalter und Gloria ein unreifer Teenager.«
Er lachte laut genug, mir das Trommelfell platzen zu lassen, und hielt sich an meiner Schulter fest, um nicht vor Lachen vom Stuhl zu fallen.
»Zu, Darling!« schrie er. »Wo hast du nur diesen Verrückten her?«
Sie kam aus der Küche, sich die Hände an einem Geschirrtuch trocknend, auf dem man die Mona Lisa eine dicke Zigarre rauchen sah. »Machst du irgendeine Diät, Dodo?« fragte sie. »Wie kannst du bloß drei Dutzend Eier essen?«
Für einen Augenblick schien er sprachlos, aber dann sagte er stammelnd, die Eier seien hervorragend, er kriege sie von einem Bauern in der Nähe, der sie aber nur in größeren Mengen abgebe. »Nimm dir ein paar mit«, sagte er.
»Ich mach’ mir nicht soviel aus Eiern«, sagte Gloria. »Sie sind auch für dich nicht gut.«
»Unsinn, Darling, vollkommener Unsinn. Ein frischgelegtes, weichgekochtes Ei ist so ziemlich das leichtest verdauliche Protein, das es gibt. Ich liebe Eier, und man kann sie auf so viele köstliche Arten zubereiten.«
»Na, so frisch gelegt werden aber die letzten von den drei Dutzend nicht mehr sein«, sagte Gloria mit entwaffnender weiblicher Logik. Sie lächelte. »Ich glaube, wir müssen jetzt gehen, Dodo.«
»Bleibt doch noch einen Augenblick, Darling«, bat er. »Ich habe in letzter Zeit so selten Besuch, und du hast mir überhaupt noch nichts von deinen Eltern erzählt und den anderen Londoner Freunden.«
Also blieben wir noch ein bisschen, und Gloria erzählte von der zahnärztlichen Praxis ihres Vaters und dem Engagement ihrer Mutter bei allerlei wohltätigen Stiftungen. Dodo hörte höflich zu mit zunehmend gläsernem Blick.
Pünktlich um 10.25 Uhr – ich sah auf die Uhr – rappelte sich Dodo zu seiner vollen Höhe auf, trank auf die Gesundheit von »Zu und ihrem Verrückten«, wankte und stürzte krachend der Länge nach zu Boden. Das Glas zerbrach, und da ein Rest Cognac in den Kamin spritzte, loderte für einen Augenblick dort eine blaue Flamme aus der Asche.
Gloria sah mich an, als erwarte sie von mir, dass ich ihn wiederbelebe, aber ich zuckte nur mit den Achseln. Er stöhnte und bewegte sich hinreichend, um sie zu überzeugen, dass er noch lebte. Schließlich fing er volltönend an zu schnarchen. Glorias Versuche, ihn zu wecken, blieben ohne Erfolg.
»Ich hätte ihm diesen Cognac nicht mitbringen sollen«, sagte Gloria. »Er hat’s mit der Leber.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte ich.
»Wir müssen versuchen, ihn ins Bett zu bringen«, sagte sie. »Beide zusammen könnten wir es schon schaffen.«
»Ich finde, er liegt da vor dem Kamin ganz bequem«, sagte ich. »Du herzloses Schwein«, sagte Gloria. Also zog ich ihm die Stiefel aus, trug ihn in seine Schlafkammer und warf ihn aufs Bett. In seiner Schlafkammer wartete noch eine Überraschung. Er hatte außer dem Bett noch einen Tisch hier stehen. Dieser Tisch war vollgepackt mit Farbpigmentdosen, einem Meßlöffel, einer Flasche Essig, einer Flasche Leinöl. Dann waren da noch ein Krug mit einem Musselinsieb und unter dem Tisch die Schalen von etwa einem Dutzend Eiern. An der Wand lehnte eine Holztafel mit noch frischem Kreidegipsgrund; eine andere war gegen den Tisch gelehnt und zeigte ein halbfertiges Gemälde. »Was zum Teufel ist das?« fragte ich, das angefangene Bild betrachtend. Es war ganz anders als alles, was wir im Atelier gesehen hatten: eine Prozession von Männern und Frauen, die nicht nur kostümiert waren wie Florentiner des 15. Jahrhunderts, sondern auch im Stil der alten Renaissance-Meister gemalt. Die Zeichnung war übrigens präzise ausgeführt, befremdend waren nur die Farben. »Komische Farben«, sagte ich.
»Aber das ist doch nur

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