Geködert
PRETTYMAN J BIOG REVISE und bekam als Antwort REFER FILE FO FX MI 123/456, ein Dateiname, den ich ziemlich ungewöhnlich fand. Als ich die Datei aufrufen wollte, hieß es nur: ACCESS DENIED ENTER ARCTIC NUMBER.
Na schön. Aber wie sollte ich der Maschine die arktische Nummer geben, wenn ich keine Ahnung hatte, was eine arktische Nummer sein sollte? Ich sah auf die Uhr. Bis zu meiner Verabredung mit Dicky hatte ich noch eine Menge Zeit. Dicky war in den letzten Tagen sehr guter Laune gewesen. Die Bizet-Krise schien vorüber. Tatsachen waren zwar noch nicht bekannt, aber Dicky hatte erklärt, dass der Stasi unsere Leute wegen mangelnder Beweise demnächst entlassen würde, und er hatte dem Department gegenüber natürlich auch durchblicken lassen, dass das alles ihm zu verdanken sei. Das war zwar das reinste Märchen, aber wenn Dicky gute Neuigkeiten brauchte, zögerte er nie, sie zu erfinden. Als ich ihn einmal deswegen zur Rede stellte, sagte er, das sei die einzige Methode, sich den Alten vom Leibe zu halten.
Heute mittag aß Dicky mit seinem alten Freund und ehemaligen Kollegen Henry Tiptree, der einen bequemen Schreibtischposten im Außenministerium gegen eine Anstellung bei einer kleinen Handelsbank in der City eingetauscht hatte. An dem Essen nahm auch Morgan teil. Morgan war zwar des D.G.s Ausputzer und Mädchen für alles, aber seitdem der D.G. sich nur noch selten sehen ließ, hatte Morgan nichts mehr zu tun, außer Anfragen an das Büro des Deputy zu leiten und Rauch an die Decken der besseren Restaurants in der City zu blasen. Ich vermutete, dass Morgan und Dicky sich in aller Vorsicht nach ihren Chancen erkundigten, eins von den sechsstelligen Gehältern zu beziehen, die, wie ich dauernd in The Economist las, in der City gezahlt wurden. Auf jeden Fall war nicht zu erwarten, dass Tiptree, Morgan und Dicky die Würdigung ihrer Havannas und des alten Portweins vor frühestens drei Uhr beenden würden, weshalb ich mir denn auch ein Stullenpaket mit ins U-Boot genommen hatte.
Ich versuchte es also weiter. Ich tippte die Firma ein, für die Prettyman in Washington gearbeitet hatte: TRANSFER LOAD, dann PERIMETER SECURITY GUARANTEE TRUST.
Die Maschine schnurrte zufrieden, und dann füllte sich der Bildschirm. Alles war da: Die Adresse des Stammhauses, Gesellschaftsvermögen, Aktienpreise und die Namen des Präsidenten sowie des Vizepräsidenten der PSGT. Das war nicht, was ich wollte, also fragte ich weiter nach PRETTYMAN bei PSGT. Rülpsen. Dann der Hinweis REFER FILE FO FX MI 123/456.
Ich begab mich also zurück zu REGISTRY ONE und gab diesen Dateinamen ein. Auf dem Bildschirm erschien die gleiche Botschaft, die meine erste Anfrage abgewiesen hatte: ACCESS DENIED ENTER ARCTIC NUMBER. Kein Zugang ohne arktische Nummer. Das reinste Karussell war das. Wäre ich nicht auf der Suche nach einer bestimmten Information gewesen, hätte ich die hartnäckige Weigerung nicht unbedingt verdächtig gefunden. Aber die doppelte Ablehnung wäre gar nicht gekommen, wenn ich nicht ausgerechnet Fragen nach Jim Prettyman gestellt hätte. Ich versuchte es nun von einer anderen Seite. Die Datenbank speicherte die Akten aller gegenwärtigen und ehemaligen Mitarbeiter des Department. Ich fragte also nach SAMSON, FIONA, meiner Frau, und drückte die UPDATE-Taste, die mir den neuesten Stand hätte geben sollen.
Diesmal war es keine Überraschung mehr, als wieder dieser verdammte falsche Name auftauchte, der keiner bei uns üblichen Dateibezeichnung glich: REFER FILE FO FX MI 123/456. Und natürlich wurde meine Anforderung dieser Datei auch diesmal mit der Gegenfrage nach der ARCTIC NUMBER erwidert. Was immer also diese arktische Nummer war, sie war jedenfalls der Schlüssel zu Auskünften über Jim Prettyman, seine amerikanischen Arbeitgeber – die sehr wahrscheinlich nur die Fassade für irgendeine illegale Sache lieferten – und über die Tätigkeit meiner Frau während der letzten Wochen, ehe sie sich zur anderen Seite absetzte.
Ich erhob mich und machte einen kurzen Rundgang durch die Räume. Die dritte Etage war besonders deprimierend. An der einen Längswand des schlauchartigen Raumes lagen in dunklen Metallregalen Spulen und große Diskettenpackungen und überhaupt Computersoftware in jeder bis dato entwickelten Gestalt. An der gegenüberliegenden Längswand waren die Arbeitsplätze mit ihren Terminals aufgereiht, ein paar Schreibtische und weiche Sessel für die höheren Angestellten standen an einer Schmalseite des Raums, und
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