Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
unternehmungslustig«, regte ich an, »Vielleicht findest du mal eine Gelegenheit, dich mit ihm zu unterhalten.«
»Wie können wir sicher sein, dass es nicht so weit raufgeht?« Einen Augenblick lang konnte ich ihr nicht folgen. Doch dann fiel der Groschen. »Du meinst, er arbeitet für den KGB? Der Deputy? Sir Percy Babcock?«
»Du brauchst nicht so zu schreien, Bernard. Ja, der Deputy. Du liest doch Zeitung. Du weißt doch, was läuft.«
»Wenn ich weiß, was läuft, dann jedenfalls nicht, weil ich Zeitung lese«, sagte ich.
»Heutzutage ist niemand über den Verdacht erhaben.«
»Willst du deswegen mit Fünf reden?« Ich überlegte mir schon, ob es besser wäre, sich aus dem Fenster zu stürzen oder einen Krankenwagen zu rufen.
Sie war entsetzt über diese Unterstellung. »MI5? Das Außenministerium? Aber nein, niemals, unter keinen Umständen. Die hätten doch von unserer Hauptkasse keine Ahnung. Und ich arbeite für das Außenministerium. Wenn ich mit der Geschichte zum MI5 ginge, könnte ich gleich fristlos kündigen, Bernard.«
»Also was kannst du sonst tun? Du denkst doch hoffentlich nicht daran, im Kabinett vorzusprechen?«
»Willst du damit sagen, dass du mir nicht helfen wirst?«
Das war es also. Ich trank ein bisschen von meinem Whisky, holte tief Luft und sagte: »Was soll ich denn tun, Cindy?«
»Wir müssen die Akten durchgehen, bis wir die Anweisungen finden, die zur Einrichtung dieses Kontos führten.«
»Aber hast du das denn nicht schon versucht?« fragte ich.
»Noch nicht im Datenzentrum«, sagte sie.
»Im Yellow Submarine! Um Himmels willen, Cindy, das kann doch nicht dein Ernst sein! Außerdem kommst du da gar nicht rein.« Ich hätte mir die Zunge abbeißen können.
»Ich nicht«, sagte sie. »Aber du, Bernard. Du gehst doch da ein und aus.«
Ich war ihr blindlings in die Falle gegangen. Ich nahm schnell einen großen Schluck Whisky und sagte: »Cindy …«
Aber Cindy ließ sich nicht unterbrechen. »In den Computer braucht man doch nur ein Stichwort eingeben. So funktionieren die Dinger doch, oder? Bevor ich also Hunderte von Akten durchwühle, füttern wir den Computer einfach mit einer nackten Tatsache, und schon haben wir alles, was wir wissen wollen.«
»Und welche nackte Tatsache wäre das?«
»Jim. Jim war ein Treuhänder oder Zeichnungsbevollmächtigter oder so was. Steck ihn in den Computer, und der wird ausspucken, was wir brauchen.«
Wenigstens wusste ich nun, weshalb ich eingeladen war. Und Creepy war da, um mir zu demonstrieren, dass Cindy ganz oben auch ihre Freunde hatte, für alle Fälle. »Aber warte mal, Cindy«, sagte ich, als mir schrecklich klar wurde, worauf ich mich da einließ.
Sie redete weiter: »Wir müssen herauskriegen, wer noch Zugang zu dem Konto hatte, ehe sie den auch umlegen.«
Mir kam der Gedanke, dass Jims Tod sie vielleicht um einen Teil ihres Verstandes gebracht haben könnte. »Du glaubst also, Jim ist erschossen worden, weil er für dieses Konto zeichnungsberechtigt war?«
»Ja. Das ist genau das, was ich glaube, Bernard«, sagte sie.
Ich sah ihr zu, wie sie sich eine Zigarette anzündete. »Ich will sehen, was ich herauskriegen kann«, versprach ich. »Vielleicht gibt es ja auch noch einen anderen Weg.«
»Das Datenzentrum ist unsere einzige Chance«, entgegnete Cindy.
»Wir riskieren beide, gefeuert zu werden, Cindy. Meinst du, dass die Sache das wert ist?« fragte ich. Nach Dickys Warnung wollte ich hören, was sie davon hielt.
Aber sie war wie besessen. »Irgendwas an der Sache ist faul, oberfaul«, sagte sie. »Alles, was mit diesem verdammten Konto zu tun hat, ist so vollkommen aus den Akten gelöscht. Ich habe schon eine Menge sehr empfindliches Material in der Hand gehabt, Bernard, aber von einer derartig tief vergrabenen Kiste habe ich noch nie gehört. Es gibt einfach keinerlei Belege. Und niemand weiß irgendwas davon.«
»Weiß nichts oder will nichts sagen? Vielleicht haben einfach nur sehr wenig Leute den Zugang dazu.«
»Irgend jemand hat verdammt viel Angst. Irgend jemand im Department meine ich. Irgend jemand hat so verdammt viel Angst, dass sie Jim umgebracht haben.«
»Das wissen wir so genau nicht.«
»Ich schon«, sagte sie. »Und mir wird niemand den Mund stopfen.«
»Cindy«, sagte ich und zögerte, mit der Sprache herauszurücken. »Nimm’s mir nicht übel. Aber ich muss dich etwas fragen. Und ich brauche eine ehrliche Antwort.«
»Schieß los, Bernard.«
»Du machst das doch nicht alles, um an Jims Pension heranzukommen,

Weitere Kostenlose Bücher