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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Investitionen fanden ein halbes Jahr, bevor deine Frau überlief, statt.«
»Na und?«
»Bevor!«
»Ich habe dich gehört.«
»Verstehst du denn nicht?«
»Was?«
»Angenommen, ich sage dir, dass deine Frau Fiona diesen Fonds angelegt hat? Angenommen, ich sage, es handelt sich dabei um einen KGB-Schmiergelder-Fonds?«
»Einen KGB-was?« sagte ich, lauter als ich wollte. »Und Jim war zeichnungsberechtigt? Du hast mir erzählt, dass Jim zeichnungsberechtigt war.«
Sie lächelte wissend. »Genau. Das war doch der Witz. Nimm mal an, dass Fiona die Finanzierung eines KGBAgentennetzes einrichtete – und dazu Geld und Leute vom SIS verwendete … das wäre doch eine elegante Lösung, findest du nicht?«
»Ehrlich gesagt, nein«, erwiderte ich. So leicht würde ich es ihr nicht machen. Wenn sie mir unbedingt diese verrückte Hypothese aufschwatzen wollte, sollte sie sich schon ein bisschen mehr anstrengen, sie zu untermauern.
»Die Finanzierung eines Agentennetzes ist die schwierigste und gefährlichste Aufgabe bei jeder geheimdienstlichen Operation, das brauche ich dir doch wohl nicht zu erklären, Bernard.«
»Ja, ich erinnere mich, das schon mal irgendwo gelesen zu haben«, sagte ich. Aber mit Sarkasmus war sie nicht zum Schweigen zu bringen.
»Sei nicht blöd, Bernard. Ich weiß doch, wie das alles läuft.« Ich trank meinen Whisky und hielt den Mund.
»Ich muss eine Zigarette haben«, sagte sie. »Ich versuche, mir das Rauchen abzugewöhnen, aber jetzt brauche ich eine.«
Sie nahm ein unangebrochenes Päckchen Zigaretten aus einer Messingschale auf dem Bücherregal und ließ sich Zeit mit dem Anzünden. Ihre Hände zitterten, was das aufflammende Streichholz noch betonte, aber daran konnte auch die Gier nach der Zigarette schuld sein. Ich beobachtete sie interessiert. Die Leute im Außenministerium wussten Sachen, die wir erst erfuhren, wenn es schon zu spät war. Sie sagte: »Wenn Fiona ein geheimes Konto einrichtete und unter strengster Geheimhaltung von unseren Leuten verwalten ließ, wäre das doch die beste und geheimste Weise, feindliche Agenten mit dem nötigen Geld zu versorgen, nicht wahr?« Die Zigarette schien sie tatsächlich zu beruhigen.
»Aber wenn du dahintergekommen bist, was ist dann mit der Geheimhaltung?«
Sie hatte auch darauf eine Antwort. »Das war mir nur möglich, weil Fiona übergelaufen ist. Dadurch ist alles in Unordnung geraten.«
»Und du behauptest, dass Jim nach Washington gegangen ist, weil Fiona übergelaufen ist? Dass Jim ein KGB-Agent war?«
»Vielleicht.« Das war der unsicherste Punkt ihrer Theorie. Ich sah das an ihrem Gesicht. »Ich denke dauernd darüber nach. Ich weiß es einfach nicht.«
»Nicht Jim. Gerade Jim nicht. Und selbst wenn du recht hättest, warum sollte er sich nachher ausgerechnet nach Amerika absetzen, in die Hochburg des Kapitalismus?«
»Ich sagte ja, vielleicht. Wahrscheinlicher ist, dass Fiona jedem weisgemacht hat, mit dem Fonds sei alles in Ordnung. Wie hätten sie auch ahnen sollen, dass das Geld für den KGB war?«
»Aber das Geld ist verschwunden«, entgegnete ich.
»Sie können das Konto nicht finden«, sagte sie. »Das ganze verdammte Konto ist verschwunden. Und niemand scheint zu wissen, wieviel genau auf diesem Konto liegen soll. In einer von den Schätzungen ist von vier Millionen Pfund die Rede. Niemand im Außenministerium oder im Department wird zugeben, irgendwas davon zu wissen. Der Kassierer weiß, dass das Geld fehlt, aber das ist auch schon alles.«
»Das heißt nur, dass er nicht das richtige Stück Papier mit der richtigen Unterschrift vorliegen hat. Denn das ist, was ein Kassierer meint, wenn er sagt, dass ihm Geld fehlt.«
»Es geht aber um wirkliches Geld, Bernard, und irgend jemand hat sich’s unter den Nagel gerissen.«
Ich schüttelte den Kopf. Das war alles zu hoch für mich. »Hast du deine Informationen von ›unserem Mann in Bern‹?« fragte ich, als mir jetzt die Baxters einfielen.
»Die beiden sind alte Freunde von mir. Er ist zwar gut unterrichtet, aber das hier ist eine Nummer zu groß für ihn.«
»Aber in den Akten des Department muss doch irgend jemand als Inhaber dieses Kontos genannt sein.«
»Ja, Jim.«
»Und wer noch?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Wir wissen nicht mal, wo das Konto ist«, sagte sie und blies Rauch durch die gespitzten Lippen. »Ich werde nicht nachgeben, bis ich dahintergekommen bin, Bernard.«
»Was wirst du machen?«
»Was würdest du denn vorschlagen?«
»Der Deputy ist neuerdings sehr

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