Geködert
unserer Lebensqualität davon, erst recht, wenn wir einmal größere Partys geben würden.
»Chipolata-Würstchen!« sagte ich. »Und Onkel-Ben-Reis! Mein Leibgericht!«
Gloria sagte nichts. Das war jetzt schon das dritte Mal binnen einer Woche, dass diese verdammten Schweinswürstchen auf den Tisch kamen. Wenn ich was Anständiges zum Mittagessen gehabt hätte, dann hätte ich die sarkastische Bemerkung vielleicht für mich behalten.
Gloria sah mich nicht an, sie teilte das Essen aus. »Der Reis ist ein bisschen angebrannt«, sagte sie zu den Kindern. »Aber wenn ihr euch von oben nehmt, geht es schon.«
Sie gab jedem von uns ein Paar Würstchen. Die Flamme war zu hoch gewesen, und so waren die Würstchen schwarz und verschrumpelt. Der Spinat, den es dazu gab, war wässerig.
Nachdem sie serviert hatte, setzte sie sich und nahm einen ungewöhnlich großen Schluck aus ihrem Glas, ehe sie zu essen begann.
»Entschuldige bitte«, sagte ich in der Hoffnung, ihr verletztes Schweigen zu brechen.
In einer unnatürlich hohen Stimmlage sagte sie: »Ich kann nicht besonders gut kochen, Bernard. Das hast du vorher gewusst. Ich habe dir nie was vorgemacht.« Die Kinder sahen zu Doris, und Doris sah auf ihren Teller.
»Aber es ist doch lecker«, erwiderte ich.
»Sei nicht so verdammt herablassend!« sagte sie laut und zornig. »Es ist einfach scheußlich. Glaubst du, ich weiß nicht, dass es vollkommen ungenießbar ist?«
Die Kinder betrachteten sie mit dem leidenschaftslosen Interesse, das Kinder Ereignissen zuwenden, die sie noch nicht einordnen können. »Nicht weinen, Tante Gloria«, sagte Sally. »Du kannst mein Würstchen haben, es ist fast überhaupt nicht verbrannt.«
Gloria sprang auf und stürmte aus dem Zimmer. Die Kinder sahen mich fragend an.
»Eßt weiter, Kinder«, sagte ich. »Ich muss nach Tante Gloria sehen.«
»Gib ihr einen dicken Kuss, Papa«, riet Sally. »Das wird sie bestimmt beruhigen.«
Doris nahm Billy den Senf weg und sagte: »Senf ist nichts für Kinder.«
Manche Tage mit Gloria waren idyllisch. Und nicht nur die Tage. Wochenlang lebten wir in solcher Harmonie und Seligkeit, dass ich mein Glück kaum fassen konnte. Aber dann gab es Krach. Und wenn irgendwas den Frieden einmal gestört hatte, folgte ein Streit dem anderen wie Hammerschläge. In letzter Zeit war das immer häufiger vorgekommen, und ich wusste, dass die Schuld an diesen Streitigkeiten gewöhnlich ich trug.
»Mach das Licht nicht an«, sagte sie leise. Als ich ins Schlafzimmer kam, war ich auf eine flammende Anklagerede gefasst. Statt dessen fand ich Gloria ganz unpassend schuldbewusst vor. Das einzige Licht kam von den Ziffern der Radiouhr auf dem Nachttisch, aber es reichte aus, mir zu zeigen, dass sie weinte. »Es geht einfach nicht, Bernard«, sagte sie. Sie lag quer über das Bett ausgestreckt, die Ecke eines gestickten Taschentuchs zwischen den Zähnen, als versuchte sie, ihren ganzen Mut zusammenzunehmen, um es zu essen. »Ich kann mich anstrengen, wie ich will, ich schaffe es einfach nicht.«
»Es ist meine Schuld«, entgegnete ich und beugte mich über sie und küsste sie.
Sie wandte mir das Gesicht zu, aber ihr Ausdruck blieb unverändert traurig. »Niemand ist schuld«, erwiderte sie. »Du gibst dir auch Mühe. Ich weiß es.«
Ich setzte mich auf die Bettkante und berührte ihren nackten Arm. »Zusammenleben ist nicht einfach«, sagte ich. »Man braucht Zeit, sich aneinander zu gewöhnen.«
Eine kleine Weile schwiegen wir gemeinsam. Ich war versucht, ihr vorzuschlagen, Doris an einem Kochlehrgang teilnehmen zu lassen. Aber ein Mann, der mit zwei Frauen unter einem Dach lebt, sollte sich hüten, auch nur ein Stäubchen aufzuwirbeln, das womöglich das delikate Gleichgewicht der Kräfte stören könnte.
»Es ist wegen deiner Frau«, sagte Gloria plötzlich.
»Fiona? Was willst du damit sagen?«
»Sie war die Richtige für dich.«
»Rede doch keinen Unsinn.«
»Sie war schön und klug.« Gloria putzte sich die Nase. »Als du mit Fiona zusammen warst, war immer alles perfekt. Ich weiß es.«
Einen Augenblick lang sagte ich nichts. Diese Bewunderung für Fiona konnte ich von jedem ertragen, außer von Gloria. Ich wollte von Gloria nicht hören, dass ich mit Fiona einen guten Griff getan hatte. Gloria sollte sagen, dass Fiona Glück hatte, mich zu kriegen. »Wir hatten mehr Angestellte«, sagte ich.
»Sie war ja auch reich«, entgegnete Gloria, und von neuem stiegen ihr die Tränen in die Augen.
»So, wie wir leben, sind wir trotzdem
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