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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Augenblicke lang warteten wir ab, ob das Geräusch anhalten würde, und Werner fasste das Rohr an, um sich zu vergewissern, dass es wieder heiß wurde. Es wurde wieder heiß. »Wie wär’s mit einem Glas?« fragte Werner.
    »Ich dachte schon, du würdest mich überhaupt nicht mehr fragen«, sagte ich.
    »Und dann macht Ingrid uns Hoppel-Poppel. Mit
    Gänseschmalz.«
    »Wenn Sie sich waschen wollen, Ihr Badezimmer im Obergeschoß sollte reichlich heißes Wasser haben. Das läuft da oben direkt aus dem Tank.«
    »Danke, Ingrid.«
    »Ihr Zimmer haben wir gelassen, wie es war. Werner wollte es neu tapezieren und einrichten lassen als Überraschung für Sie, aber ich habe gesagt, wir sollten Sie lieber vorher fragen.
    Ich dachte, Ihnen gefällt es vielleicht besser, wenn alles so bleibt wie früher.« Dabei sah sie mich an, und in ihrem Gesicht las ich, dass es ihr leid tat, einem Freund von Werner unangenehme Nachrichten überbracht zu haben.
    »Mir gefällt es so, wie es ist«, bestätigte ich.
    »Es war nett von Ihnen, mir den Vorhangstoff mitzubringen.
    Werner sagte, Sie würden es gerne tun.«
    »In Gänseschmalz, was?« sagte ich. »Ingrid, Sie sind eine tolle Frau.«
    Werner lächelte. Er lächelte viel neuerdings.

    - 290 -

19
    Die bösartigen Verleumdungen des alkoholisierten Dodo klangen mir noch in den Ohren, als ich nach London zurückkehrte. Ich hinterließ eine Botschaft für Cindy Prettyman oder vielmehr Matthews, wie sie trotz der ihr bewilligten Pension Prettymans genannt zu werden wünschte.
    Sie rief sofort zurück. Ich hatte Vorwürfe erwartet, weil ich mich nicht eher gemeldet hatte, aber sie schien nicht im mindesten verärgert. Im Gegenteil, sie freute sich, von mir zu hören. Freitag abend sei ihr recht. In einem Hotel in Bayswater? Wie du willst, Cindy. Mir war aufgefallen, dass sie aus einer öffentlichen Telefonzelle anrief. Warum hatte sie ihr Büro verlassen, um mich anzurufen? Und sich in einem Hotel in Bayswater mit mir verabredet? Na ja, Cindy war schon immer ein bisschen komisch gewesen.
    Ich musste mit ihr reden. Dodos verschiedene Enthüllungen, ob sie nun die Wahrheit oder nur Unsinn enthielten, machten das nur um so dringender. Und so heikle kleine Aufgaben wie das Ausschnüffeln der achtbaren kleinen Firma Schneider, von Schild und Weber wurden besser mit Hilfe der ausgedehnten und anonymen Einrichtungen des Außenministeriums ausgeführt als mit den beschränkten Mitteln des Department, noch dazu, da sich kaum verbergen lassen würde, dass ich es war, der Nachforschungen anstellte. Falls sich herausstellte, dass an Dodos wilden Behauptungen auch nur ein wahres Wort war, hätte ich eine Menge zu erklären.
    »Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass du dich dieser Frau anvertraust«, sagte Gloria an diesem Abend, als ich nach Hause kam. »Sie ist so …« Gloria zögerte, bis ihr das richtige Wort einfiel, »… so kaltblütig.«
    »Wirklich?«
    »Wann triffst du dich mit ihr?«
    »Freitag abend nach dem Büro.«

    - 291 -
    »Kann ich mitkommen?« fragte Gloria.
    »Natürlich.«
    »Ich würde nur stören.«
    »Nein, komm ruhig mit. Sie erwartet nicht, zum Abendessen eingeladen zu werden. Auf ein Glas, hat sie gesagt.« Ich beobachtete Gloria eingehend. Während all der Jahre unseres Zusammenlebens hatte meine Frau – Fiona – sich nie auch nur das geringste Misstrauen, die kleinste Regung von Eifersucht anmerken lassen, aber Gloria hatte jede einzelne meiner Bekannten als Nebenbuhlerin in Verdacht. Insbesondere misstraute sie natürlich den Motiven alleinstehender Frauen und solcher, die ich schon länger kannte als sie. Cindy musste ihr also hochgradig verdächtig sein.
    »Wenn du wirklich meinst«, sagte Gloria.
    »Du müsstest dir vielleicht zwischendurch mal die Ohren zuhalten«, warnte ich sie. Ich meinte natürlich, dass Sachen zur Sprache kommen könnten, die ich vielleicht später offiziell leugnen würde, die Cindy leugnen würde, und die Gloria, falls sie dabeisein sollte, möglicherweise ebenfalls würde leugnen müssen. Unter Eid.
    Ich glaube, Gloria verstand. »Ich werde die Toilette aufsuchen, dann hat sie Gelegenheit, unter vier Augen mit dir zu sprechen.« Schließlich verzichtete dann Gloria doch darauf, mich zu begleiten. Ich nehme an, sie wollte nur wissen, ob ich mich weigern würde, sie mitzunehmen, und mit welcher Begründung. Ich wusste, dass alle diese kleinen »Prüfungen«, denen sie mich unterzog, auf ihre Unsicherheit zurückzuführen waren.

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