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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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verstanden hatten, bezweifelte er nie.
    Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht an Max dachte.
    Wie Dodo war er einer von »Kobys Preußen« gewesen, ein Preuße amerikanischer Abstammung freilich. Max war einer jener seltsamen Männer, die sich von Ort zu Ort, von Job zu Job treiben lassen und, wo immer sie landen, in schwierige Situationen kommen und Jobs annehmen, die meist nicht nur gefährlich, sondern auch mehr oder weniger illegal sind. Aber Max, ein ehemaliger New Yorker Kriminalbeamter, war anders als die andern: stets kameradschaftlich besorgt um jeden, mit dem er zusammenarbeitete, und besonders um mich, den Jüngsten seiner Mannschaft in Berlin.
    Max hatte ein ganz erstaunliches Gedächtnis für Verse, und er zitierte alles mögliche von Goethe bis zu den Liedertexten von Gilbert & Sullivan. Als Amerikaner wusste er nicht immer, wovon Gilbert & Sullivan redeten, und da ich der einzige Brite in seinem näheren Bekanntenkreis war, erwartete er von mir Aufklärung über manche dunklen und typisch britischen Stellen, wie zum Beispiel: »Ein junger Mann von Sewell & Cross, ein junger Mann von Howell & James.« Armer Max, ich habe es ihm nie erklären können.
    Aber Max selbst war im Grunde noch unerklärlicher. Er war sich selbst der schlimmste Feind, falls man meinem Vater glauben konnte, aber mein Vater konnte Max nicht ausstehen.
    In Wirklichkeit verabscheute er den langen Koby und mit ihm alle die »amerikanischen Freibeuter«, wie er sie nannte, in Berlin.
    »Hörst du überhaupt zu?« hörte ich Cindy fragen.

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    »Aber ja doch, natürlich.« Ich nehme an, ich hatte, während ich meinen Erinnerungen nachhing, zu ihrem belanglosen Geplauder nicht häufig genug genickt und gelächelt.
    »Ich fahre nach Straßburg«, sagte sie plötzlich, und nun war ich ganz Ohr. Die Hand mit der Zigarette fuhr hoch, so dass eine dünne Rauchfahne in der Luft hing. Dann berührte Cindy ihr Haar. Es war lockig und glänzte, als käme sie eben vom Friseur. Aber ihr Haar sah immer so aus.
    »Willst du Urlaub machen?«
    »Um Himmels willen! Sei doch nicht so blöde, Bernard.
    Würdest du denn in Straßburg Urlaub machen?« Wieder gestikulierte sie mit ihrer Zigarette, und ein langes Stück Asche fiel dabei aufs Bett.
    »Ein Auftrag?«
    »Bist du wirklich so schwer von Begriff, Bernie? Das Europäische Parlament ist dort, verdammt noch mal!« Als sei sie wütend wegen der verstreuten Asche, drückte sie strafend die erst halb gerauchte Zigarette heftig im Aschenbecher aus.
    »Und da willst du nun arbeiten?« Ich fragte mich, warum zum Teufel sie das nicht eher erzählt hatte, als wir über das Wetter sprachen und darüber, wie schwierig es ist, Karten für das Royal Opera House zu kriegen, wenn man nicht irgendwelche Beziehungen hat. Doch dann begriff ich, dass sie mit der Eröffnung hatte warten wollen, bis ich etwas getrunken hatte.
    »Das Gehalt ist nicht großartig, und ich muss mein Haus in London verkaufen. Am Sonntag wird die Anzeige in den Zeitungen erscheinen. Der Immobilienmakler, den ich beauftragt habe, sagt, wenn ich nur noch eine Kleinigkeit in Küche und Bad investiere, könnte er den Preis leicht um fünfzehntausend erhöhen, aber ich habe dazu einfach keine Zeit mehr.«
    »Aha.«
    »Du selbst bist nicht interessiert, nehme ich an?«

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    »Interessiert woran?«
    »Was ist los mit dir heute abend, Bernie? Wärst du an dem Haus interessiert? Ich würde es natürlich lieber einem Freund verkaufen.«
    »Ich bin gerade umgezogen«, sagte ich. »Noch mal packen und auspacken, das steh’ ich nicht durch.«
    »Stimmt. Hab’ ich ganz vergessen. Du bist ja jetzt in der hintersten Provinz. Ich würde es in diesen Vororten nicht mehr aushalten. Das ist doch der schleichende Tod.«
    »Ja, nun, ich hab’ keine Eile damit«, sagte ich. Mir war zumute, als hätte sie mir ganz beiläufig in den Bauch getreten.
    Ich war in dem Glauben hierhergekommen, dass Cindy noch entschlossener als ich dem Geheimnis auf den Grund gehen wollte, und jetzt musste ich feststellen, dass sie nur darauf aus war, ihr Scheiß-Haus zu verscheuern. Versuchsweise und ohne Dodo ins Spiel zu bringen, sagte ich: »Ich glaube, in der Sache mit dem deutschen Bankkonto ist mir ein Durchbruch gelungen.«
    Sie hatte angefangen, in der teuren Krokodillederhandtasche zu kramen, von der sie sich niemals trennte. »Gut«, sagte sie, musterte den Inhalt ihrer Tasche und zeigte wenig bis gar kein Interesse an meinen Entdeckungen.
    Ich fuhr

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