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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Konferenzzimmer Nummer zwei mit keinem Wort erwähnt hatte. Er hatte nicht mal gefragt, was dabei rausgekommen sei. Sein Interesse, um nicht zu sagen seine Obsession, Prettyman nach London zu holen, hatte offenbar ganz plötzlich eine traumatische Wandlung durchgemacht. Aber das war typisch für Leute wie Billingsly – und andere im Department –, die mit beunruhigender Abruptheit zwischen Panik und
    Gedächtnisschwund schwankten. Ich warf die Papiere also weg und vergaß das Ganze. Es war sinnlos, Jim Prettyman in Schwierigkeiten zu bringen. Meines Erachtens machte er einen Fehler, sich wegen dieser Kleinigkeit plötzlich aufs hohe Ross zu setzen. Er hätte aussagen können und sich damit lieb Kind gemacht. Er hätte sich auch weigern können, ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Aber ich glaube, es machte ihm Spaß, sie zu brüskieren. Ich beschloss, die Wogen zu glätten, soweit das in meiner Macht stand. In meinem Bericht würde ich nicht sagen, dass er’s rundheraus abgelehnt hatte zu kommen, sondern dass

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    er sich’s noch überlegte. Und bis mein Bericht angefordert würde, wollte ich überhaupt nichts sagen.
    Ich sah Gloria erst beim Mittagessen im Restaurant wieder.
    Kürzlich war sie, weil sie fließend ungarisch sprach, an einen Schreibtisch in der unteren Etage versetzt worden: Beförderung, höheres Gehalt und sehr viel mehr Verantwortung. Ich nehme an, sie hofften, dass Gloria unter diesen Umständen nicht wagen würde, sie an das Versprechen zu erinnern, ihr Studium in Cambridge zu finanzieren. Seitdem sie in der neuen Stellung arbeitete, sah ich sie während der Dienststunden nicht mehr oft, und so wurden nun häusliche Angelegenheiten meist während des Mittagessens besprochen: Würde es aufdringlich wirken, wenn wir die Cruyers zum Essen einladen? Wer hatte den Zettel von der chemischen Reinigung? Warum hatte ich Muffin eine neue Büchse Katzenfutter aufgemacht, obwohl noch eine halbvolle im Eisschrank stand?
    Ich fragte sie, ob wegen ihrer Kündigung inzwischen noch irgendwas gesagt worden sei, wobei ich vermutlich insgeheim hoffte, dass sie sich’s noch mal anders überlegt hätte. Dem war nicht so. Als ich über einer »Pilz-Quiche mit Wintersalat« die Frage aufs Tapet brachte, erzählte sie mir, dass eine Freundin ihr aus Cambridge geschrieben habe, wahrscheinlich könne sie ihr dort ein hübsches Zimmer besorgen.
    »Und was soll ich mit dem Haus machen?«
    »Nicht so laut, Liebster«, sagte sie. Wir hielten noch immer an der absurden Fiktion fest, dass unsere Kollegen –
    diejenigen, die sich dafür interessieren mochten – nicht wüßten, dass wir zusammenlebten. »Ich werde weiter die halbe Miete zahlen. Habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Mit der Miete hat das nichts zu tun. Es ist nur, dass ich niemals ein Haus am Arsch der Welt gemietet hätte, nur um jeden Abend alleine vor dem Fernseher zu sitzen und

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    schmutzige Wäsche zu sammeln, bis genug da ist, die Waschmaschine vollzuladen.«
    Das provozierte ein spöttisches Lächeln. Sie rückte näher zu mir heran und sagte: »Wenn du erst merkst, wieviel schmutzige Wäsche die Kinder jeden Tag haben, wirst du dir keine Sorgen mehr machen, die Waschmaschine voll zu kriegen. Du wirst händeringend einen Laden suchen, wo du Waschpulver im Angebot kriegst.« Sie nippte an ihrem Apfelsaft mit Zusatz von Vitamin C. »Du hast ein Kindermädchen. Die nette Mrs.
    Palmer kommt jeden Tag zum Putzen. Ich werde jedes Wochenende kommen. Ich weiß also nicht, was du hast.«
    »Ich wünschte, du wärst ein bisschen realistischer.
    Cambridge ist verdammt weit weg von der Balaklava Road.
    Der Wochenendverkehr auf den Straßen wird grauenhaft sein, die Zugverbindung ist noch schlimmer, und büffeln musst du außerdem.«
    »Ich wünschte, ich könnte dich beruhigen«, sagte sie. »Bist du krank? Irgendwas stimmt nicht mehr mit dir, seitdem du aus Washington zurück bist. Ist irgendwas schiefgegangen?«
    »Wenn ich gewusst hätte, was du vorhast, hätte ich was anderes gemacht.«
    »Aber ich habe es dir doch gesagt. Und nicht nur einmal.«
    Sie schlug die Augen nieder und fuhr fort, ihren Wintersalat zu essen, als wäre weiter nichts zu sagen. In gewissem Sinne hatte sie ja recht. Von ihrem Plan, in Cambridge zu studieren, redete sie seit Jahren. Sie hatte mir so oft davon erzählt, dass ich ihn längst nicht mehr ernst nahm. Als sie mir nun sagte, dass sie tatsächlich gekündigt hatte, konnte ich es kaum fassen.
    »Ich dachte, das hätte

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