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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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ging leichten Schrittes zu dem flachen Stein, der ein paar Meter vom Ufer entfernt aus dem Wasser ragte. Morrigan fiel auf, dass der See viel flacher war, als er aussah. Das Wasser bedeckte manchmal kaum Kegans Hufe.
    „Ich schätze, ich hätte auch selber gehen können. Du hast recht, es ist überhaupt nicht tief.“
    Er lächelte ihr über die Schulter zu. „Du hättest dir deine goldenen Sandalen ruiniert. Und ich habe gerne eine Ausrede, um dich auf meinem Rücken zu tragen.“
    Sie gab ihm einen Stups gegen die Schulter und tat so, als würde sie ihn finster mustern. „Bring mich einfach zu dem Felsen da.“
    „Wie Ihr wünscht, Mylady.“
    Ohne dass auch nur ein Zeh von ihr nass wurde, hob Kegan sie von seinem Rücken und stellte sie auf den Stein.
    In dem Moment, in dem Morrigans Füße den Boden berührten, fühlte sie es. Kraft. Macht. Stärke. Sie pulsierten im Stein. Sie ging in die Knie, drückte die Hände auf die zerfurchte Oberfläche und flüsterte: „Kennst du mich?“
    Wir kennen dich, Lichtbringerin.
    Wie in der Höhle strömte die Antwort irgendwie aus den Kristallen durch Haut, Nerven, Muskeln und Blut ihrer Hände und Arme und verbreitete sich wellenartig in ihrem Körper.
    „Erkennen die Kristalle dich?“, frage Kegan.
    Sie schaute mit glänzenden Augen zu ihm auf. „Ja! Sie kennen mich. Es ist ein bisschen anders als in der Höhle. Hier ist es mehr wie ein Echo eines Geräuschs und nicht so stark wie drinnen, aber sie nennen mich auch Lichtbringerin.“
    „Dann solltest du vermutlich ihr Licht anrufen“, schlug Kegan vor und trat dann ein paar Schritte zurück, um ihr Raum zu geben. Er deutete mit dem Kinn auf den Horizont. „Der Zeitpunkt ist perfekt. Die Sonne geht gerade unter.“
    Morrigan stand auf und drehte sich um. Die Sonne versank langsam am westlichen Horizont und warf flammende Farben an den Himmel. Aus dem Bereich der Salzebene, der bereits im Schatten lag, erhoben sich Nebelschwaden aus dem salzigen Wasser, weiß und durchsichtig wie ziehende Wolken. Der strahlende Himmel und die Schönheit des Nebels über der Ebene erinnerten sie plötzlich an Oklahoma und die vielen großartigen Sonnenuntergänge, die siedort gemeinsam mit ihren Großeltern gesehen hatte. Schmerzhaftes Heimweh überfiel sie.
    Es ist der Ort deiner Geburt, aber es war niemals deine Welt , ertönte die beharrliche Stimme in ihrem Kopf so laut und klar, wie seit ihrer Ankunft in Partholon nicht.
    Deinen Geburtsort zu würdigen ist keine Abwertung deines neuen Zuhauses …
    Morrigan zuckte überrascht zusammen, als sie die Stimme im Wind flüstern hörte. Komisch, sie hatte sie so lange nicht vernommen. Dann schüttelte sie den Kopf und nahm einen tiefen, reinigenden Atemzug. Nein. Sie wollte nicht mehr dem Geflüster im Wind zuhören. Sie war kein Niemand mehr, der nach flüsternden Strohhalmen griff, um seinen Weg zu finden. Sie war eine Lichtbringerin, die Hohepriesterin und Auserwählte einer Göttin.
    Morrigan hob die Arme. „Geister der Kristalle, ihr ruft mich Lichtbringerin. Also bitte ich euch, mir Licht zu bringen.“
    Lichtbringerin!
    Der Titel hallte gespenstisch um sie herum, als die Kristallbrocken auf ihren Ruf reagierten und zu leuchten begannen. Während die Findlinge goldenes Licht verströmten, das die Strahlen der untergehenden Sonne einzufangen schien, keuchte Morrigan unter der Macht, die sie verspürte. Das Licht schoss durch ihren Körper und erfüllte sie mit Hitze und Gefühlen der Freude. Sie streckte die Arme vor sich aus und schaute sich an. Ihre Haut glühte, als wäre sie fleischgewordener Kristall, fleischgewordenes Feuer. Aus einem Impuls heraus drehte sie die Handfläche nach oben und sagte: „Brenne für mich.“ Die Flamme, die aus ihrer Hand schoss, war völlig anders als das zögerliche kleine Flämmchen, das sie unter so großer Anstrengung in Oklahoma zum Leben erwecken konnte. Sie keuchte erschrocken auf, und dann lachte sie. Während die Flamme auf ihren Handflächen tanzte, drehte Morrigan sich zu Kegan um.
    „Sieh mal, was ich kann.“
    „So etwas habe ich noch nie gesehen – ich habe noch nie etwas gesehen wie dich.“
    Kegan verschlang sie mit Blicken, und aus der Hitze, Leidenschaft und Freude, die sich in Morrigan aufgebaut hatte, wurde reines, pures Verlangen. Der Zentaur bemerkte die Veränderung und kam langsam auf sie zu.
    „Du bist Licht und Flamme, so wunderschön, dass es schwer ist, dich anzusehen. Du könntest Licht in jede Dunkelheit

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