Gekroent
und von Menschen umgeben, die sie anbeteten. Er hatte in seinen Träumen sogar den Zentauren gesehen, der ihr Ehemann war. Richard schnaubte. „Und das ist ein verdammt interessanter Anblick gewesen.“ Er glaubte, dass Shannon hinter diesen Träumen steckte – genauer gesagt, Shannons Göttin, Epona. Wie auch immer, es war beinahe, als würde er Briefe von ihr erhalten, und er war zufrieden mit den kleinen Einblicken, die ihm in ihr Leben gewährt wurden.
An diesem Abend war es anders als in den Träumen. Dieses Gefühl , diese schreckliche Vorahnung hatte sich so sehr in seinem Magen festgesetzt, dass er nicht ruhig stehen bleiben konnte. VersuchteShannon, direkter mit ihm zu kommunizieren? Das würde passen. Es war die Zeit für die Geburt seiner Enkelin, und natürlich würde seine Tochter ihm dieses Ereignis mitteilen wollen. Warum war das Gefühl dann so negativ? Warum hatte er diese Ahnung drohender Gefahr? Er blieb abrupt stehen, als ihm ein fürchterlicher Gedanke kam, der ihm sprichwörtlich den Atem raubte.
Fühlte er ihren Tod? War sie in dieser alten Welt, in der es keine Krankenhäuser und keine moderne Medizin gab, bei der Geburt gestorben? Fühlte sich die Luft deshalb so schwer an, so sehr nach drohendem Verhängnis?
„Bitte, Epona“, sagte er in den Wind. „Beschütze sie.“
„Honey, was ist los?“ Patricia Parker, Mama Parker für Legionen von Football-Spielern, die er coachte, rief von drinnen durch die offene Fliegengittertür hinter ihm.
„Nichts.“ Er merkte, dass sein Ton barscher war, als er beabsichtigt hatte, und warf ihr über die Schulter ein entschuldigendes Lächeln zu. „Ich bin heute Abend einfach ein wenig ruhelos.“
Ihr freundliches Gesicht nahm sofort einen besorgten Ausdruck an. „Es ist nicht … nicht … das wieder, oder?“
Patricia war für ein paar Tage zu Besuch bei ihrer Schwester in Phoenix gewesen, als Shannon zurückgekehrt war und Nuada ihn angegriffen hatte, aber sie hatte die Auswirkungen des Angriffs gesehen. Er hatte ihr natürlich alles darüber erzählt. Ironischerweise war Mama Parker erleichtert gewesen, als sie vom Tausch von Rhiannon/Shannon hörte, bedeutete es doch, dass die Frau, die sie aufgezogen und wie eine eigene Tochter geliebt hatte, sich nicht gegen sie gewandt hatte, dass all die bösen Dinge, die sie tat und sagte, von Rhiannon kamen, nicht von Shannon.
„Nein, nein, nein“, sagte er ruppig. Es tat ihm leid, dass er einen falschen Eindruck erweckt hatte. Er wusste ja nicht einmal, ob wirklich etwas Schreckliches passiert war. Vielleicht waren ihm die Jalapeños im Abendessen einfach nicht bekommen. „Alles ist gut. Ich komme auch bald rein.“
„Okay, mein Schatz. Dann mach ich eben den Abwasch.“
Sie hatte sich schon umgedreht, da hörten sie den Motor eines näher kommenden Autos. Richard schaute auf seine Uhr. Es war bereits nach halb elf. Ziemlich spät für einen Besuch. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, während er zusah, wie ein verbeulterblauer Chevy die Auffahrt hochkroch und schließlich keuchend hinter den beiden Trucks stehen blieb, die in der Auffahrt parkten. Ein alter Indianer stieg aus und schaute ihn an.
„’n Abend, Richard Parker.“
Richard streckte automatisch die rechte Hand aus. Der alte
Mann schaute ihm ruhig in die Augen und schüttelte die dargebotene Hand mit erstaunlicher Kraft.
„John Peace Eagle. Es tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe.“
„Kein Problem. Womit kann ich Ihnen helfen?“
„Rhiannon hat darum gebeten, dass ich sie nach Hause bringe.“ Richard blinzelte überrascht. „Rhiannon?“ Nachdem Shannon diese Welt verlassen hatte, hatte er nichts mehr von Rhiannon gehört und angenommen, Shannon habe sie mitgenommen, damit sie sich den Konsequenzen wegen der Vernachlässigung ihrer Pflichten als Eponas Auserwählter stellte. Nun war sie hier? Behauptete, das hier sei ihr Zuhause? Er straffte die Schultern. Egal, wie sehr sie seiner Tochter auch ähnelte, Rhiannon war nicht Shannon, und er würde ihr nicht erlauben, sich wieder als sie auszugeben. Das war jedoch kein Thema, das er vor einem Fremden diskutieren wollte. Es musste warten, bis sie alleine waren. Dann würde er sie in die Stadt oder zum Flughafen bringen oder wohin zum Teufel auch immer. Alles war prima, solange es nicht in Oklahoma lag. „Wo ist sie?“ Er versuchte, in den hinteren Teil des Trucks zu schauen. Irgendjemand saß da, aber es war zu dunkel, um die Person zu erkennen.
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