Gekroent
Spur von einem Sturm zu sehen.“
„Ist irgendetwas aus dem Baum herausgekommen?“ Der bittere Geschmack der Furcht legte sich auf meine Zunge und ließ meine Stimme rau klingen. Der Mann zuckte bei meiner seltsamen Frage nicht einmal mit der Wimper. Das hier war Partholon, hier war die Magie so real wie die Göttin, die hier regierte. Bizarres war in dieser Welt normal.
„Nein, aus dem Baum ist nichts herausgekommen, Mylady.“
„Man fand keine Körper?“ Es kostete mich große Überwindung, diese Frage zu stellen, denn vor meinem inneren Auge stieg ein Bild von Clints verwesendem Leichnam auf.
„Nein, Mylady. Keine Körper.“
„Bist du sicher? Hast du es mit eigenen Augen gesehen?“, hakte ClanFintan nach.
„Ich bin sicher, Mylord. Und ja, ich habe den Baum persönlich untersucht. Ich bin gerade von meiner Schicht an der nördlichen Grenze des Tempels abgelöst worden, als ich auf dem Rückweg ein Krachen hörte, das von der Lichtung zu kommen schien. Ich war in der Nähe, und ich weiß, dass die Heilige Lichtung Lady Rhiannon sehr wichtig ist. Also bin ich sofort hingegangen. Der Baum qualmte noch, als ich dort ankam.“
„Du musst nachsehen gehen“, sagte ich zu ClanFintan.
Er nickte kurz. „Hol Dougal“, befahl er der Wache. „Bitte ihn, zum Nordtor zu kommen.“
„Ja, Mylord. Mylady.“ Er verbeugte sich vor mir und eilte davon.
„Ich werde dich begleiten“, sagte Carolan grimmig. Er und Alanna zogen sich auf die andere Seite des Zimmers zurück, um mir und ClanFintan ein paar Minuten für uns zu geben.
„Wenn sie hier ist, ist sie tot“, sagte ich wesentlich ruhiger, als ich mich fühlte.
„Ja, aber ich möchte sichergehen, dass alles, was sie möglicherweise bei ihrem Wiedereintritt nach Partholon mitgebracht hat, ebenfalls tot ist.“
Ich nickte und betrachtete Myrnas schlafendes Gesichtchen. Verletzlich. Es fühlte sich so verdammt ungewohnt verletzlich an, zu wissen, dass ich es nicht ertragen würde, wenn meiner Tochter etwas zustieße.
„Ich werde nicht zulassen, dass einem von euch etwas passiert.“ ClanFintans Stimme klang tief und gefährlich.
Ich suchte und fand seinen ruhigen Blick. „Ich weiß.“ Wie er vermutlich in meinen, sah ich in seinen Augen klar und deutlich, dass auch er sich an die Ereignisse vor ein paar Monaten erinnerte. Ich war in diesen besonderen Baum nach Oklahoma gesogen worden, gemeinsam mit einem wiederauferstandenen Übel, von dem wir gedacht hatten, es sei für immer besiegt worden. Das alles war unter den Augen von ClanFintan passiert, der nichts hatte tun können, um mich zu retten. Nur weil sein menschliches Spiegelbild Clint Freeman sein Leben geopfert hatte und nur mit der Macht, die er von den alten Bäumen erhielt, war es mir möglich gewesen, nach Partholon zurückzukehren. „Sei vorsichtig.“ Ich gab ClanFintan einen Kuss.
„Immer.“ Er küsste mich und Myrna. „Ruh dich aus. Ich werde nicht lange fort sein.“
Begleitet von Carolan eilte er hinaus. Ich konnte hören, wie er befahl, die Wachen vor meinem Zimmer und um den Palast herum zu verdoppeln. Das hätte mir eigentlich ein Gefühl der Sicherheit vermitteln sollen, stattdessen schwappte eine Welle kalter Angst durch meinen Körper. Myrna gab unruhig Geräusche von sich, und ich flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr.
„Sie hat vermutlich Hunger, Rhea.“
Zum Glück war Alanna an meiner Seite und half mir, mein weiches Nachthemd so herzurichten, dass Myrna meine Brust finden konnte. Ich versuchte, mich zu entspannen und mich ganz auf den intimen Vorgang, meine Tochter zu stillen, zu konzentrieren, aber meine Gedanken konnten keine Ruhe finden. Ich hatte den Augenblick von Rhiannons Tod gespürt. Der heilige Baum, der sie gefangen gehalten hatte, war zerstört. Außerdem waren da noch die kryptischen Worte der Göttin über die Macht der mütterlichen Liebe, diein der Lage war, zu heilen und zu erlösen.
Rhiannon war schwanger gewesen, als sie in der Eiche eingeschlossen worden war.
„Alles wird gut, Rhea.“ Alanna hob die nun satte und schlafende Myrna aus meinen Armen und legte sie in die kleine Wiege, die in Griffweite vor meiner Matratze stand.
„Ich habe Angst, Alanna.“
Alanna holte die breite, weiche Bürste von meiner Frisierkommode und kniete sich hinter mich. Vorsichtig bürstete sie mein Haar mit langen, ruhigen Strichen.
„Epona wird nicht zulassen, dass dir oder Myrna etwas zustößt. Du bist ihre Auserwählte, ihre Geliebte. Die Göttin
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