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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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gewundert, wie die Menschen so bereitwillig daran glauben konnten, dass Gott in Gebäuden und übermäßig analysierten Worten zu finden sei. Er hatte seinen Gott oder seine Göttin , korrigierte er sich mit einem stillen Lachen, in den Wiesen voll süßem Heu, im warmen Geruch eines hart arbeitenden Quarterhorses, in der Loyalitätseiner Hunde gefunden. Wenn er es nun als religiös empfand, dieses neue Baby in den Armen zu halten, so dachte er dabei nicht an Kirche und dergleichen. Vielmehr ging es ihm um die Perfektion der Schönheit, das Wunder der Natur in ihrer höchsten Ausprägung.
    Er setzte sich in den Schaukelstuhl und seufzte, als seine Knie knackten und er die Steifheit in seinen Schultern und seinem Rücken bemerkte. Der Blick, mit dem er das Baby betrachtete, das zufrieden an seinem Fläschchen nuckelte und dabei schmatzte, war nicht der eines alten Mannes. Es war der Blick eines Mannes, der aufs Neue die Magie von Leben, Geburt und erwachender Liebe erleben durfte.
    „Ich denke, wir kriegen das zusammen schon gut hin“, sagte er dem kleinen Mädchen. „Mama Parker und ich sind nicht mehr jung, aber wir sind auch nicht mehr so dumm wie so manche Zwanzigjährige. Und ich habe einige Übung darin, Vater zu sein. Wenn Shannon hier wäre, würde sie dir bestimmt sagen, dass ich es bei ihr ganz ordentlich gemacht habe.“
    Der Gedanke an Shannon machte ihn traurig, wie immer. Er vermisste sie, aber in dieser Nacht, mit dem warmen, süßen Gewicht des schläfrigen Neugeborenen in seinen Armen, war der Schmerz über den Verlust seiner Tochter weniger scharf. Er würde nie aufhören, sie zu vermissen, aber vielleicht würde dieses Kind, das ihr so ähnlich sah, den Verlust etwas erträglicher machen.
    Als die Kleine ausgetrunken hatte, legte er sie sich an die Schulter. Als sie rülpste wie ein kleiner Matrose, unterdrückte er ein Lachen. „Genau wie Shannon“, sagte er. Dann nahm er sie wieder in seine Armbeuge und wiegte sie sanft hin und her. Aus den Tiefen seines Gedächtnisses kam die Erinnerung an die Zeilen aus einem Buch, das er Shannon wieder und wieder vorgelesen hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. „Johnny Go Round ist ein hellbrauner Kater. Willst du wissen, woher er seinen Namen hat?“
    Das Baby blinzelte ihn an und lächelte. Richards Herz, das sich seit dem Tag, an dem seine Tochter von dieser Welt verschwunden war, schwerer angefühlt hatte, wurde mit einem Mal so leicht, als hätte es Flügel bekommen. Er musste sich räuspern und ein paarmal blinzeln, bevor er mit der Geschichte fortfahren konnte: „Nun, Johnny dreht sich im Kreis, wenn …“

5. KAPITEL
    Partholon/Oklahoma
    Schlummerland ist mein liebster Ort auf der Welt. Ja, es gefällt mir sogar besser als Eponas Tempel (den ich anbete), die Toskana (durch die ich mir meinen Weg getrunken habe, während meine Schüler erfolglos versucht haben, auf mich aufzupassen) oder sogar Irland (auch hier haben Schüler versucht, mich auf unserer natürlich rein wissenschaftlichen Zwecken dienenden Tour durch die Pubs auf Linie zu halten, womit sie allerdings Gott sei Dank gnadenlos gescheitert sind). Ich bin schon immer in der Lage gewesen, meine Träume zu kontrollieren. Schon bevor ich nach Partholon kam und Eponas Auserwählte wurde. Ich weiß noch, dass ich in Oklahoma als Kind dachte, es wäre ganz normal, Kontrolle über die eigenen Träume zu haben. Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass das ungewöhnlich sein könnte. In der dritten Klasse erzählte mir eine Freundin von einem Albtraum, und ich habe gelacht und irgendwas gesagt wie: „Warum hast du dem Traum denn nicht einfach gesagt, dass er dich an einen fröhlichen Ort bringen soll?“. Sie hat mich angeschaut, als wäre ich vollkommen verrückt und hat mir gesagt, dass Menschen keinen Einfluss auf ihre Träume haben. Ich habe (ganz untypisch) meinen Mund gehalten, bis ich wieder zu Hause war und meinen Dad danach fragen konnte. Er erklärte mir, dass die meisten Menschen ihre Träume tatsächlich nicht kontrollieren können und dass ich meine Fähigkeiten auf diesem Gebiet vielleicht besser für mich behalten sollte. Das habe ich danach auch mehr oder weniger getan. Allerdings konnte mein ungewöhnliches Talent die Freude an meinen Besuchen im Schlummerland nicht im Mindesten trüben.
    In Partholon wurde aus meiner Traumfähigkeit pure Magie. Epona kommunizierte mit ihrer Auserwählten oft über Träume. Genauer gesagt hat die Auserwählte die Gabe der

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