Gekroent

und ihren unbeantworteten Fragen alleine lassen.
    „Morgie, Baby, wir lieben deine Seltsamkeit!“, rief Gena und legte einen Arm um ihre Schultern.
    „Das stimmt. Ohne die komischen Sachen, die du immer machst, wären wir nicht die Unerschrockenen Vier“, stimmte Jaime zu.
    „Weshalb wir dir jetzt auch in eine Fledermaushöhle folgen, anstatt gemütlich shoppen zu gehen“, sagte Lori.
    „Okay, Schluss jetzt mit den Fledermäusen“, entschied Gena. Eine Glocke ertönte. Sie klang für Morrigan so wie die Glocke, mit der die Rancher vor Zillionen von Jahren ihre Cowboys zum Abendessen hereingerufen hatten.
    „Die Drei-Uhr-Führung durch die Höhle beginnt in zwei Minuten!“, verkündete eine Männerstimme über einen knarzenden Lautsprecher.
    Die Mädchen packten schnell die Reste des von Mama Parker zusammengestellten Picknicks zusammen und warfen die Plastikteller und Bestecke in eine nahe stehende Mülltonne. Morrigan schnappte sich den Picknickkorb und stellte ihn in den Kofferraum ihres Old Red genannten zerschrammten Ford Escort Kombi. Aus einer Eingebung heraus nahm sie die Taschenlampe mit, die G-pa zusammen mit einem Erste-Hilfe-Kissen, Leuchtfackeln und einer Erste-Hilfe Decke zum Ersatzreifen gepackt hatte. Sie steckte die Lampe in ihre Tasche und lief im leichten Joggingschritt zu den anderen. Sie standen bereits in der Schlange, die sich am Souvenirshop vorbei über die Picknickzone zur alten Felstreppe wand, die zum Eingang der Höhle führte.
    Morrigan war ein wenig aufgeregt. Dieses Mal würde sie nicht einfach nur in einem Wald zelten oder durch irgendwelche bewaldeten Hügel wandern. Dieses Mal würde sie in die Erde hineingehen . Sie konnte die Anziehung so deutlich spüren, wie sie den Temperaturwechsel in der Luft fühlte.
    Komm …
    Das Wort hallte durch ihren Kopf.
    „Morgie! Wir sind hier!“
    Morrigan merkte, dass sie alleine am Fuß der Treppe gestanden und auf den ziemlich gewöhnlich aussehenden Spalt in der Erde gestarrt hatte, der den Eingang zur Höhle bildete. Sie blinzelte und sah Gina aus dem Schatten direkt am Anfang der Höhle winken. Lori und Jaime standen bei ihr, genau wie der Rest der kleinen Gruppe, der sie sich angeschlossen hatten. Morrigan gab sich einen Ruck und eilte zu ihren Freundinnen.
    Komm …
    Das Wort umhüllte sie wie die kühle Dunkelheit der Höhle. Im August war es in Oklahoma immer heiß und unangenehm, doch hier fiel ihr das Atmen leicht, und sie gewöhnte sich rasch an die über dreißig Grad Temperaturunterschied. Als sie ihre Freundinnen erreicht hatte, atmete sie tief ein und hörte nur halb zu, was der Fremdenführer über die Geschichte der Höhle zu sagen hatte.
    Der Geruch drinnen war einfach unglaublich. Erdig … kräftig, süß und steinig. Der Duft füllte ihre Sinne, und sie war gleichzeitig aufgeregt und total entspannt.
    Hier gehörst du her.
    Die Worte schwebten durch ihre Gedanken, und zum ersten Mal ließ Morrigan sie nicht durch ihr Guter-Gedanke-böser-Gedanke Sieb rinnen, um sie auseinanderzunehmen und gegen sie zu kämpfen und zu versuchen, herauszufinden, ob sie sie ignorieren sollte oder nicht. Dieses Mal war die Wahrheit in den Worten zu mächtig für solche Überlegungen.
    Hier gehörst du her.
    Beinahe ohne es bewusst zu wollen, schob sie sich vorsichtig durch die kleine Gruppe, sodass sie die Erste hinter dem Führer war, die die Tiefen der Höhle betreten würde. Die Erste, die alles sehen und berühren und riechen würde. Morrigans Seele schien vor Aufregung zu zittern, und sie ignorierte ihre Freundinnen, die versuchten, zu ihr aufzuschließen.
    „Okay, wenn alle so weit sind, lassen Sie uns als Gruppe zusammenbleiben“, sagte der Fremdenführer. „Denken Sie bitte daran, dass die Lampen über eine Zeitschaltuhr geschaltet sind, und bleiben Sie bitte dicht bei mir.“
    Wie langweilig! Als wenn sie sich als Teil der Herde hier durchschleusen lassen wollte. Morrigan brannte darauf, diesen erstaunlichen Ort auf eigene Faust zu erkunden. Genervt riss sie ihre Aufmerksamkeit von den Tiefen der Höhle los, um dem Fremdenführer einen bösen Blick zuzuwerfen. Als sie ihn ansah, spürte sie, wie ihr Herz kurz stolperte und für einen Augenblick aus dem Takt geriet.
    Der Tourguide sah umwerfend aus! Und er schaute sie an, als könnte er ihre Gedanken lesen.

3. KAPITEL
    „Bereit?“
    Der Guide sprach sie direkt an. Seine strahlend blauen Augen fingen ihren Blick auf. Morrigan nickte.
    „Ausgezeichnet“, sagte er. „Oh,