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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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appetitlich. Hervorragender Trick, ihn auf dich aufmerksam zu machen, indem du die Jungfer in Not spielst“, flüsterte Gena ihr zu.
    Morrigan folgte Gena, doch in ihrem Kopf summte es nur so. Was war hier los? Sie konnte doch nicht wirklich eine Bewegung im Stein gefühlt haben. Die Stimme konnte nichts anderes gewesen sein als das, was sie schon seit ihrer Kindheit hörte. Oder waren all die Verrücktheiten ihr inzwischen tatsächlich zu Kopf gestiegen und hatten sie komplett und total verrückt werden lassen? Sollte sie lieber für die Nervenheilanstalt anstatt fürs College packen?
    Als sie endlich wieder zum Anfang der Gruppe aufschloss, war Kyle an einer Stelle stehen geblieben, an der die Höhle wieder breiter wurde. Er wartete, bis ihn alle erwartungsvoll anschauten.
    Der Dom …
    Die Worte flitzten durch Morrigans Kopf, kurz bevor Kyle den Strahl seiner Taschenlampe nach oben richtete.
    „Das hier ist der erste von mehreren Domen in dieser Höhle. Anhand der Rillen und Muster auf dem Stein ist sehr leicht zu erkennen, dass der Dom durch Wasserstrudel entstanden ist. Vor langer Zeit war diese Höhle einmal mit Wasser gefüllt. Über die Jahre hat es diese charakteristische Form herausgehöhlt. Heute ist von den einst reißenden Urgewalten nur noch ein flacher, glasklarer See übrig, an dem wir später noch vorbeikommen werden, und dieser kleine Bach, der parallel zu unserem Weg verläuft.“
    Morrigan dachte, dass die kuppelförmige Höhle aussah, als hätte ein riesiger Eiskugellöffel sie aus der in Selenit gebetteten Alabasterdecke gegraben. Sie war wunderschön und geheimnisvoll, aber irgendwie auch vertraut. Wie konnte das sein? Es war, als hätte sie schon gewusst, dass es sich hierbei um einen Dom handelte, noch bevor Kyle ihre Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte. Sie war aber noch nie in dieser Höhle gewesen – und auch in keiner anderen.
    Den Kopf in den Nacken gelegt, trat Morrigan an den Rand desWeges, wo die glatte Wand mit Selenitkristallen übersät war. Sie wollte mit den Händen über die glitzernde Oberfläche streichen. Es reizte sie, den Stein zu berühren, dennoch zögerte sie.
    Entdecke die Wahrheit.
    Morrigan war unglaublich erleichtert, als sie das Geflüster hörte – und ihr entging auch nicht die Ironie der Situation; sie fühlte sich erleichtert wegen einer Stimme, die sie schon ihr ganzes Leben lang verfolgte …
    Es kam ihr immer noch so vor, als wäre die Stimme des Windes mütterlicher als sonst. Und sie war erleichtert, dass sie in der Luft schwebte und nicht durch die Wand der Höhle drang. Oder nicht? Es hatte etwas ungemein Zwingendes in der „anderen“ Stimme gelegen – der Stimme, die aus dem Selenitkristall gekommen war.
    „Das hier ist mein liebster Teil der Führung.“
    Der Schalk in Kyles Stimme weckte Morrigans Aufmerksamkeit. Sie drehte sich um, damit sie ihn sehen konnte. Er stand mit dem Rest der Gruppe neben einem der Metallkästen, in denen sich die Lichtschalter befanden.
    „Wir werden jetzt komplette Dunkelheit erleben. Es wird nur sechzig Sekunden dauern, aber diese Minute wird Ihnen sehr lang vorkommen. Das Auge braucht Licht, um richtig zu funktionieren. Wenn Sie sechs Wochen in totaler Finsternis leben müssten, würden Sie blind werden. Verschaffen wir uns mal einen kleinen Eindruck davon.“
    Es ertönte ein Klick, als Kyle alle Lichter ausschaltete.
    Die Dunkelheit war vollkommen und undurchdringlich.
    Kleine Schreie nur halb vorgetäuschter Furcht erklangen aus der Gruppe. Morrigan erkannte Genas Quietschen. Und sie hörte das verstohlene Rascheln, als die Leute nach demjenigen griffen, der neben ihnen stand. Langsam, als würde sie durch Wasser gehen, drehte Morrigan sich blind zur Wand um.
    Sie hatte keine Angst. In der kompletten Dunkelheit schienen ihre Sinne sich zu weiten. Ihr Körper fühlte sich flüssig an, und sie stellte sich vor, sie könnte von der Höhle aufgesogen werden und sich mit den glasähnlichen Kristallen verbinden.
    Morrigan war bewusst, dass der Gedanke ihr Angst einflößen sollte, aber das tat er nicht. Überhaupt nicht.
    Sie streckte eine Hand aus und drückte sie an die kühle Wand derHöhle. Sie spürte, wo das kristallene Selenit sich mit dem glatteren, weicheren Alabaster vermischte und war erstaunt, dass sie wusste, welcher Stein welcher war, obwohl sie nichts sehen konnte. Dann spürte sie eine Bewegung unter ihrer Hand, das gleiche Zittern wie vorhin am Selenitbrocken.
    Lichtbringerin …
    Der Name durchlief

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