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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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lächelte. „Klar, mach nur. Ich nehme auch immer den Ausgang, wenn ich keine Gruppe führe. Du bist klein genug, sodass du vermutlich nicht mal robben musst. Auf allen vieren müsste reichen.“ Er wandte sich fragend an den Rest der Gruppe. „Möchte jemand Miss Abenteuerlust begleiten?“
    Gedämpftes Lachen und Kopfschütteln war die Antwort. Lori setzte zu einem Protest an, aber Morrigan ignorierte sie, knipste die Taschenlampe an und ging an ihren staunenden Freundinnen vorbei.
    „Lass die Taschenlampe an und geh immer geradeaus. Es ist nicht sehr weit. Du kommst ungefähr zehn Meter neben dem hinteren Ausgang heraus.“ Kyle grinste, das ließ ihn wie einen echt süßen, aber etwas schadenfrohen Zwölfjährigen aussehen. „Viel Spaß!“
    „Danke, den werde ich haben.“ Morrigan erwiderte sein Lächeln. Sie fragte sich, wie alt er wohl war. Anfangs war er ihr sehr jung vorgekommen, aber er hatte dem Mann mit dem Bierbauch erzählt, dass er gerade dabei war, seine Abschlussarbeit fertigzustellen. Damit musste er irgendwas über zwanzig sein, oder? Sie hoffte, dass er älter war. Junge Typen bereiteten ihr Kopfschmerzen. Der Letzte, mit dem sie sich getroffen hatte, war neunzehn gewesen – natürlich hatte er sich benommen wie dreizehn, aber das war für sie nicht sonderlich überraschend. Sie fühlte sich Jahre älter als ihre Freundinnen und Lichtjahre älter als die Jungen, mit denen sie sich trafen.
    „Hast du es dir noch mal überlegt? Das wäre vollkommen in Ordnung.“
    Morrigan zuckte zusammen. Sie hatte dagestanden, mit der Lampe in den Tunnel geleuchtet und sich Tagträumen über Jungen hingegeben. Kein Wunder, dass sie seit Monaten keine Verabredung mehr gehabt hatte. Sie war ein echter Sonderling. Noch dazu ein viel zu erwachsener Sonderling.
    „Oh nein! Nein. Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich habe nur auf dein Signal gewartet, dass ich gehen kann.“
    „Oh. Du kannst gehen.“
    Er wurde rot, und Morrigan dachte, dass die rosafarbenen Wangen ihn ganz entzückend aussehen ließen.
    „Gut. Okay. Wir sehen uns auf der anderen Seite.“ Sie kauerte sich hin und krabbelte dem Strahl ihrer Taschenlampe folgend in den Tunnel, fort von den neugierigen Blicken der anderen.

4. KAPITEL
    Der Tunnel machte eine abrupte Rechtskehre. Morrigan folgte ihm weiter auf allen vieren krabbelnd und wurde aus Sicht der anderen bald von der Höhle verschluckt. Theoretisch wusste sie, dass sie nur wenige Meter von der Gruppe trennten – wenn sie rückwärts kröche, käme sie wieder auf dem gut ausgeschilderten Weg mit seinem elektronisch gesteuerten Lichtsystem und den oh so sicheren Geländern heraus. Logik hatte wenig damit zu tun, wie sie sich seit dem Betreten der Höhle fühlte. Der Tunnel war eng und glatt und erfrischend kühl. Sie krabbelte weiter und genoss das Gefühl, beschützt zu sein, das ihr die Enge gab. Als der Tunnel sich gerade ausreichend weitete, dass sie sich auf die Fersen hocken konnte, machte sie eine Pause.
    Morrigan streckte die Arme aus. Beide Hände ruhten an der Tunnelwand. Konzentriert strich sie über den Stein und befühlte ihn sorgfältig. Alleine durch die Berührung und ohne hinzusehen, wusste sie, wann ihre Hände über die in den Alabaster eingebetteten Selenitkristalle glitten.
    Der Name vibrierte durch ihren Körper, und Morrigan wurde von einer unbeschreiblichen Aufregung gepackt.
    „Hallo …“, flüsterte sie zögernd.
    Wir hören dich, Tochter der Göttin.
    Morrigans Herz klopfte heftig. Tochter der Göttin? Die Kristalle dachten, sie sei die Tochter eine Göttin! Die Begeisterung über diesen Gedanken verebbte schnell wieder. Was würde passieren, wenn die Kristalle herausfänden, dass sie sich irrten? Sie war nicht die Tochter einer Göttin. Sie war nur ein Waisenkind mit einer etwas seltsamen Familie. Sicher, wie ihre Großeltern hatte auch ihre Mutter Shannon geglaubt, dass Bäume und Steine und die Natur generell Seelen hatten und dass man einen Gott oder eine Göttin nicht in einem Gebäude festhalten konnte. Shannon Parker war aber definitiv sterblich und auf keinen Fall eine Göttin gewesen. Zum Beweis dafür reichte Morrigan ihr Tod.
    Umarme dein Erbe.
    Diese Worte kamen nicht von den Felsen, sondern schwebten auf vertraute Art durch die kühle Luft der Höhle. Morrigan seufzteund murmelte: „Es ist schwer, mein Erbe zu umarmen, wenn ich nicht weiß, was das bedeutet.“
    Es bedeutet, dass du vom Göttlichen berührt worden bist.
    Die prompte

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