Gelassen durch die Trotzphase
eine Aufforderung zu weiteren »Tests«, was sich so alles erreichen lässt. Die auffälligen Verhaltensweisen verschwinden mit zunehmendem Alter nicht allmählich, sondern werden beibehalten, weil sie einfach zu viele Vorteile bringen.
»WEIL DU GERADE DA BIST ...«
Ihr Kind kämpft meist gegen den, der den Frust ausgelöst hat. Das sind meist Sie als Eltern, weil Sie Ihr Kind mal wieder aus der »Ich-will-Kiste« herausgeholt haben. Manchmal wird aber auch einfach gegen den gekämpft, der gerade zufällig da ist – also auch meist Sie.
Der richtige Umgang mit kleinen »Rambos«
Ein Kind unter drei Jahren kann noch nicht »böse« sein. Es versteht einfach noch nicht, was es tut. Das zu wissen hilft Ihnen, ruhig zu bleiben. Bei aller Gelassenheit sollten Sie das unangemessene Verhalten aber sofort beenden, wenn Ihr Kind auf jemanden losgeht und schubst, haut, tritt oder beißt. Gehen Sie mit ihm vor die Tür. Setzen Sie eine Auszeit ein. Reden Sie Klartext: »Hauen ist nicht in Ordnung. Das darfst du nicht. Das tut weh.« Nehmen Sie Ihrem Kind das Spielzeug weg, das es an sich gerissen hat. Lassen Sie nicht die Kinder den Konflikt unter sich ausmachen: Trennen Sie Ihr Kind sofort von seinem »Opfer«. Auch wenn es noch nicht richtig versteht, was es falsch gemacht hat, lernt es aus Ihrer angemessenen Reaktion.
Das Selbstvertrauen stärken
Wenn Sie gelassen bleiben, können Sie in freundlichem, ruhigem Ton mit Ihrem Kind reden. Sie zeigen ihm deutlich, dass Sie sein Verhalten ablehnen, aber durchaus Verständnis für seine Wut, seinen Ärger oder auch seine Neugier und die unbeholfenen Versuche zur Kontaktaufnahme haben. Verpassen Sie keine einzige Gelegenheit, Ihrem Kind Ihre Freude oder Anerkennung zu zeigen, wenn es friedlich mit anderen spielt, freiwillig etwas abgibt, seinen Ärger angemessen ausdrückt. Das gibt ihm Selbstvertrauen und stärkt das erwünschte Verhalten.
Tipp: Übung macht den Meister
Streichen Sie Ihrem Kind sanft übers Haar. Zeigen Sie, wie es das bei Ihnen tun kann. Zeigen Sie Ihre Freude, wenn Ihr Kind es »richtig« macht. Machen Sie ihm vor, wie man bei einem anderen Kind dasselbe tun kann, oder wie man es an die Hand nehmen und ein Stück zusammen gehen kann, statt zu schubsen. Zeigen Sie ihm, wie man Nein sagt, statt zu hauen, wie man »Darf ich auch mal?« fragen kann, statt ein Spielzeug einfach wegzureißen.
So wie die Wutanfälle ab dem vierten Lebensjahr deutlich weniger werden, nimmt auch das aggressive Verhalten ab. Der Grund ist derselbe: Die sprachlichen Fähigkeiten und Handlungsmöglichkeiten Ihres Kindes wachsen. Es kann sich nun in andere einfühlen. Es kann Regeln nicht nur befolgen, sondern auch verstehen und einsehen. Jedes Kind hat beim Lernen sein eigenes Tempo. Läuft die Entwicklung insgesamt langsamer ab, verschwinden Verhaltensweisen wie Hauen oder Beißen entsprechend später.
Wenn Kinder aggressiv bleiben
Wenn Kinder auch im Alter zwischen drei und sechs Jahren noch hauen, beißen und treten, wissen sie in der Regel, was sie tun. In diesem Fall ist der Begriff »aggressives Verhalten« berechtigt: Ihnen ist jetzt klar, dass es ihrem Gegenüber wehtut, aber das hält sie nicht davon ab – sie tun es mit voller Absicht. Fast jedes Kind in dem Alter wird gelegentlich aus Wut, Ärger oder Enttäuschung auf jemanden losgehen. Zum Problem wird das erst, wenn das Verhalten sehr häufig vorkommt oder sehr heftig ausfällt oder beides zusammen. Die möglichen Ursachen sind vielfältig.
Geringes Selbstbewusstsein
Stefan (6 Jahre) malte sich in meiner Praxis als gefährlichen Tyrannosaurus Rex. Dem Dinosaurier tropfte Blut von den monströsen Zähnen, weil er gerade einen »Feind« gefressen hatte. Leider beließ Stefan es nicht bei solchen Gewaltfantasien. Im Kindergarten ging er oft auf andere Kinder los und versuchte sie in Kämpfe und Prügeleien zu verwickeln. Die anderen Kinder gingen ihm meist aus dem Weg. Zu Geburtstagen wurde er nie eingeladen, auch Verabredungen kamen nur mithilfe seiner Mutter zustande.
Kinder wie Stefan müssen sich umso mehr als »allmächtig« und »gewalttätig« aufspielen, je geringer ihr Selbstvertrauen ist. Dinosaurier, Monster, Waffen, Kriegsschiffe und Raketen sind beliebte Bestandteile ihrer Allmachtsfantasien. Je kleiner und schwächer sich ein Kind fühlt, desto größer und gefährlicher müssen sie sein.
Solange es bei Fantasien bleibt, gibt es noch kein Problem. Aber wenn ein Kind im Alltag bei »normalem« Verhalten
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