Gelassen durch die Trotzphase
»Das war nicht richtig vom Sven. Aber Hauen ist keine gute Lösung. Was kannst du denn beim nächsten Mal machen, wenn dich jemand ärgert oder etwas Gemeines zu dir sagt?«
Tom äußert Ideen für eine friedliche Lösung: »Ich kann sagen, er soll mich in Ruhe lassen. Aber der macht bestimmt trotzdem weiter. Oder ich renne weg und spiele woanders.«
Die Mutter ermutigt Tom und schlägt selbst eine weitere Lösung vor: »Super! Das sind zwei richtig gute Ideen! Das probieren wir gleich mal aus. Ich habe auch noch einen Vorschlag. Du könntest ihm sagen: ›Hör auf. Wenn du weitermachst, gehe ich zur Erzieherin.‹ Wie findest du das?«
Tom spielt nun den Jungen, der ihn geärgert hat. Die Mutter ist das Vorbild. Sie spielt Toms Rolle zuerst: »Wenn du nicht aufhörst, gehe ich zur Erzieherin!«
Die Rollen werden getauscht, Tom spielt sich selbst: »Hör auf! Ich gehe es sonst sagen!«
Die Mutter lobt Tom, und sie üben weiter: »Das war schon sehr gut. Da wird der Sven sich wundern. Können wir es noch mal machen, und du guckst mich jetzt richtig an und sagst es noch ein bisschen lauter?«
Auf diese Weise werden auch die anderen Lösungswege durchgespielt, bis Tom eine friedliche Lösung überzeugend gespielt hat.
Lob und Anerkennung geben
Zusätzlich zum Üben angemessener Verhaltensweisen ist es hilfreich, wenn Sie friedliches Verhalten Ihres Kindes konsequent mit Aufmerksamkeit belohnen. Damit stärken Sie sein Selbstvertrauen. Alle Kinder brauchen Lob und Anerkennung und das Gefühl, angenommen zu werden. Unkomplizierte, friedliche, aufgeweckte Kinder bekommen in der Regel genug davon. Impulsive Kinder, die ziemlich viel Unsinn anstellen, oft ausrasten und gelegentlich schlagen oder aggressiv sind, sehen in dieser Beziehung dagegen eher alt aus. Umso häufiger bekommen sie die Unzufriedenheit und Enttäuschung ihrer Eltern zu spüren. Um sich stark fühlen zu können, müssen sie deshalb erst recht mal wieder »draufhauen«.
Tipp: Das Gute betonen
Achten Sie bei Ihrem Kind auf das Gute – und zeigen Sie ihm das möglichst oft!
Auch Kleinigkeiten zählen!
Unterbrechen Sie den Kreislauf von Frust und Aggression: Schenken Sie Ihrem Kind Aufmerksamkeit, machen Sie ihm Mut und unterstützen es, sobald es sich auf irgendeine Art positiv verhält.
Geben Sie ihm körperliche Zuwendung. Zum Beispiel indem Sie es anerkennend anschauen, anlächeln, an der Schulter berühren, in den Arm nehmen, ihm über den Kopf streicheln.
Sagen Sie ihm, was Sie an seinem Verhalten mögen. Etwa so: »Prima, du hast ja schon ganz von selbst den Schlafanzug angezogen!« – »Es macht richtig Spaß, dir beim Legospielen zuzuschauen.« –»Wie lieb du mit deiner kleinen Schwester spielst!«
Sagen Sie ihm ab und zu, was Sie an ihm schätzen: »Niemand hat so tolle Ideen wie du!« – »Dein Gedächtnis ist eine Wucht! Wie kannst du dir beim Memory bloß merken, wo alle Karten liegen?« – »Du siehst super aus mit deinem neuen T-Shirt.«
Zeigen Sie Ihre Freude und Anerkennung, wenn Ihr Kind bei einem Konflikt friedlich bleibt: »Jetzt habe ich beim Memory gewonnen, und du bleibst ganz cool! Das finde ich super!«
GU-ERFOLGSTIPP
DIE BÜROKLAMMER-METHODE
Diese Methode hilft Ihnen dabei, besonders auf die positiven Verhaltensweisen Ihres Kindes zu achten. Sie brauchen: 10 Büroklammern, Hosen- oder Rocktaschen auf beiden Seiten – und erhöhte Aufmerksamkeit für das positive Verhalten Ihres Kindes.
Morgens stecken Sie alle zehn Büroklammern in Ihre linke Hosen- oder Rocktasche. Ihr Kind braucht davon nichts zu bemerken. Jedes Mal, wenn Sie ihm körperliche Zuwendung gegeben oder ihm etwas Positives über sein Verhalten oder seine Persönlichkeit gesagt haben, nehmen Sie eine Büroklammer aus Ihrer linken Tasche und stecken sie in die rechte. Am Abend sollten alle zehn Büroklammern in der rechten Hosentasche gelandet sein. Dann gibt es zwei Gewinner: Sie und Ihr Kind.
Noch wirkungsvoller ist es, wenn Sie die Methode mit einem Belohnungsplan ergänzen. Dann schenken Sie Ihrem Kind für friedliche Konfliktlösungen nicht nur Aufmerksamkeit, sondern es bekommt zusätzlich eine Belohnung.
Stärker sein, besser sein, mehr dürfen, mehr bekommen als der Bruder oder die Schwester – für viele Kinder mit Geschwistern scheint das ihr wichtigster Lebensinhalt zu sein. Eifersucht, Streit, Rangeleien, Missgunst und immer wieder Kampf um die Aufmerksamkeit der Eltern sind die Folge. Diese Rivalität ist auch vom Altersabstand der Kinder
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