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Gelassen durch die Trotzphase

Gelassen durch die Trotzphase

Titel: Gelassen durch die Trotzphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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wirksamer als tausend Worte. Im Rollenspiel werden genau die Situationen aufgegriffen, die Ihr Kind im Alltag zum »Ausflippen« bringen. Das kann die Wut darüber sein, dass es sein Spielzeug aufräumen soll, dass Sie den Fernseher ausschalten, dass es an der Supermarktkasse keine Bonbons bekommt ...
»Mach’s nach!«
    Vormachen und nachspielen lassen ist die einfachste Form eines Rollenspiels – und sie ist ausgesprochen alltagstauglich. Zum Beispiel beim Thema Aufräumen:
Sie verteilen Spielsachen auf dem Boden und sagen »Wir üben jetzt mal, wie du beim Aufräumen freundlich bleiben kannst, auch wenn du keine Lust zum Aufräumen hast. Du bist jetzt mal die Mama und sagst mir, dass ich aufräumen soll.«
Ihr Kind gibt Ihnen als »Mama« die Anweisung aufzuräumen.
Sie fangen als »Kind« nicht sofort damit an, sondern drücken Ihren Unmut aus, ohne laut zu werden: »Ach Mama, muss das sein? Ich hab keine Lust. Ich möchte so gern noch spielen«.
Sie ermutigen Ihr Kind, als »Mama« seine Anweisung zu wiederholen. Daraufhin sagen Sie »Na gut!«, fangen langsam an und murmeln vor sich hin: »Immer dieses blöde Aufräumen!«
Nun kommt der zweite Teil des Spiels: Sie loben Ihr Kind (»Toll, wie du die Mama gespielt hast!«) und schlagen einen Rollentausch vor: »Jetzt bin ich die Mama, und du machst alles genau so, wie ich es dir vorgemacht habe.«
Diesmal ist Ihr Kind an der Reihe, seinen Unmut zu äußern, ohne laut zu werden, und am Ende Ihrer Anweisung zu folgen.
Wenn Ihr Kind Sie gut nachgeahmt hat, bekommt es ein dickes Lob. Andernfalls können Sie gemeinsam weiter üben.
    Wenn sich der Sturm gelegt hat, können Sie in gemeinsamen Rollenspielen üben, wie man seine Wut kontrolliert.
»Der wütende Wolf«
    Je älter Ihr Kind ist, desto fantasievoller können Ihre gemeinsamen Rollenspiele sein. Sobald es sich in andere hineinversetzen kann, tut es das mit Begeisterung: »Ich wäre jetzt mal der« … »Und du hättest jetzt einen Hund« ... Nutzen Sie das gezielt, um angemessenes Verhalten einzuüben. Sie können Handpuppen verwenden oder sich und Ihr Kind in Tiere »verwandeln«. Zum Beispiel in ein wütendes, gefährliches Tier wie ein Wolf, ein Löwe, ein Krokodil, ein Gorilla – lassen Sie Ihr Kind entscheiden!
Sie sagen: »Was meinst du: Welches Tier ist gefährlich? Ein Wolf? Gut. Der Wolf ist sauer. Er findet sein Spielzeug nicht. Lass uns spielen: Du bist der Wolf, ich bin die Mama. Lass den Wolf jetzt mal furchtbar wütend sein. So wütend, wie du kannst.«
Rollentausch: »Jetzt will ich mal der Wolf sein. Ich bin wütend, weil ich das Spielzeug nicht finde. Du bist die Mama.«
Die Erfahrungen werden ausgetauscht: »Puh, das war anstrengend, so wütend zu sein. Wie war es denn für dich?«
    Was lernt Ihr Kind? Im Spiel darf es wütend sein, ja soll es sogar – eine ganz neue Erfahrung! Es ist seiner Wut nicht ausgeliefert, sondern kann sie genau kontrollieren. Das fühlt sich gut an. In der Rolle der »Mama« nimmt Ihr Kind die Wut anschließend mal von der anderen Seite wahr. Nach dem Spiel kann es eingestehen, dass Wut für andere nicht angenehm ist.
»Das freundliche Meerschweinchen«
    Ebenso wichtig ist es, dass Sie mit Ihrem Kind üben, wie es Konflikte friedlich lösen kann. Diesmal schlüpft es in die Rolle eines freundlichen, sanftmütigen Tieres seiner Wahl:
Sie sagen: »Welches Tier ist besonders lieb? Ah, ein Meerschweinchen? Gut. Jetzt spielen wir: Das Meerschweinchen findet sein Spielzeug nicht. Es ist auch sauer. Meinst du, es benimmt sich wie der Wolf? Magst du mal das Meerschweinchen sein?«
    Was lernt Ihr Kind? Es kann in dieser Rolle ausprobieren, Ärger auf annehmbare Weise auszudrücken. Gelingt das nicht gleich, können Sie als Vorbild zuerst in die »friedliche« Rolle schlüpfen, sodass Ihr Kind sie anschließend nachspielen kann.

Dass Trotzanfälle im zweiten und dritten Lebensjahr zur normalen Entwicklung gehören, wissen Sie ja bereits. Aber wie ist es mit Beißen, Kratzen, Treten, Schubsen, Anden-Haaren-Ziehen, Wegreißen von Spielsachen, Werfen mit Gegenständen, Kämpfen? Es mag Sie überraschen: Bei 80 Prozent der Jungen und Mädchen im Alter von 17 Monaten sind solche Verhaltensweisen zu beobachten. Mit zwei Jahren ist der Höhepunkt erreicht, danach nimmt das »aggressive Verhalten« allmählich ab.
Warum ist unser Kind so aggressiv?
Luis (20 Monate) geht seit einigen Wochen regelmäßig mit seiner Mutter in eine Spielgruppe. Dort spielt er anfangs friedlich für

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