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Gelassen durch die Trotzphase

Gelassen durch die Trotzphase

Titel: Gelassen durch die Trotzphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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nicht beachtet wird, ist das Verbreiten von Angst und Schrecken oft seine wichtigste oder sogar einzige Möglichkeit, sich Einfluss und Anerkennung zu verschaffen. Für kurze Zeit kann es sich dann groß und mächtig fühlen. Das ist sehr traurig für das Kind, denn langfristig geht der Schuss nach hinten los: Je häufiger es sich aggressiv verhält, desto eher wird es auf die Dauer von den anderen gemieden. Es fühlt sich unbeliebt und abgelehnt – und seine aggressiven Fantasien bekommen dadurch immer neue Nahrung.
    »RICHTIGE JUNGEN«
    Jungen zeigen häufiger offen aggressives Verhalten als Mädchen. Sie werden darin auch eher von ihrer Umwelt bestärkt (»Ein richtiger Junge muss sich auch mal prügeln«). Mädchen mit aggressivem Verhalten fallen dagegen unangenehm auf und werden eher ausgegrenzt.
Keine klaren Grenzen
    Viele Kinder erfahren weder klare Grenzen noch vorhersehbare Konsequenzen für ihr aggressives Verhalten. Stattdessen fühlen sie sich regelmäßig als Sieger im Machtkampf mit ihren Eltern. Das spornt sie zum Weitermachen an.
Schlechte Vorbilder
    Kinder ahmen nach, was ihnen vorgelebt wird. Wenn in ihrem Umfeld Schreien, Beleidigungen oder Schlagen an der Tagesordnung sind, werden sie diese Verhaltensweisen mit großer Wahrscheinlichkeit übernehmen. Nicht nur die Eltern kommen hier in Frage, sondern auch ältere Geschwister oder bewunderte Gleichaltrige aus dem Kindergarten – sowie »Helden« aus Filmen oder Computerspielen, die Gewalt als Lösung propagieren.
Impulsivität: fehlende Selbstkontrolle
    Bei manchen Kindern ist das aggressive Verhalten eine besondere Form des impulsiven Verhaltens. Impulsive Kinder kennen alle Regeln, haben sie verstanden, nehmen sich auch immer wieder vor, friedlich zu bleiben – und reagieren doch wieder aggressiv. Die Wut lässt sie außer sich geraten. Alle Regeln sind vergessen. Sie müssten jetzt innehalten, nachdenken und die Impulse in den Muskeln ihrer Arme und Beine stoppen, aber das gelingt ihnen nicht. Die Bremse fehlt. Sie sind zu schnell. Sie bekommen Wutanfälle, lassen ihren Ärger an Gegenständen aus und gehen noch einen Schritt weiter: Sie treten und schlagen.
Konflikte friedlich lösen lernen
    Für Eltern und Erzieher ist es eine noch größere Herausforderung, mit körperlich aggressivem Verhalten umzugehen, als mit Wutanfällen, bei denen die Kinder »nur« schreien und wütend auf den Boden trampeln. Es hilft, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen. Aber es reicht nicht. Zusätzlich brauchen Eltern möglichst viele brauchbare Ideen, was sie konkret tun können. Sonst ist die Gefahr groß, dass sie selbst verletzt, hilflos und unbeherrscht reagieren, was die Situation nur verschlimmern würde.
    Tipp: Sofort eingreifen, friedliche Lösungen einüben
Schauen Sie bei aggressivem Verhalten Ihres Kindes niemals weg. Greifen Sie immer sofort ein.
Auf aggressive Verhaltensweisen Ihres Kindes muss immer eine Konsequenz folgen. Sehr oft bietet sich eine Auszeit an (siehe > ), manchmal auch die Trennung von einer angenehmen Aktivität, von einer Sache oder von Ihrer Gesellschaft (siehe > ).
Üben Sie mit Ihrem Kind friedliche Konfliktlösungen. Ihr Kind weiß ganz genau, dass es nicht schlagen oder treten darf. Das allein hilft ihm aber nicht. Ihm muss auch klar sein: »Was kann ich denn stattdessen tun, wenn ich geärgert werde oder wütend bin?«
Stärken Sie wann immer möglich das Selbstvertrauen Ihres Kindes, indem Sie seinem positiven Verhalten Aufmerksamkeit schenken.
    Alles, was Sie zum Thema Trotz gelesen haben, gehört auch zum Handwerkszeug beim Umgang mit aggressivem Verhalten. Insbesondere die Auszeit: Mit ihrer Hilfe können Sie das unerwünschte Verhalten sofort beenden.
Im Rollenspiel Konfliktlösungen üben
    Jeder Konflikt, bei dem ein Kind in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt war, kann Ausgangspunkt für ein Rollenspiel sein. Wie bei Tom, der oft seine Wut noch nicht im Griff hatte:
Tom (6 Jahre) kommt heulend und empört aus der Kindertagesstätte. »Das ist so gemein! Ich habe Ärger gekriegt, weil ich dem Sven eine gehauen habe. Dabei hat der angefangen! Der hat mich die ganze Zeit geärgert und mir ›fette Sau‹ hinterhergerufen. Der hat’s verdient!«
    Auf der folgenden Seite lesen Sie, wie Mutter und Sohn in einem Rollenspiel gemeinsam eine bessere Lösung finden, als zuzuhauen. Selbstverständlich sind Väter als »Regisseure« ebenso geeignet.
Die Mutter fragt Tom, ob ihm eine bessere Lösung einfällt:

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