Gelassen durch die Trotzphase
dazu umfunktioniert, am liebsten kämpft und »ballert« er den ganzen Tag. Daniels Eltern sind entsetzt. Weil er nicht von selbst aufhört, müssen sie ihn immer wieder aus der Kiste herausholen: »Es reicht. Gib mir den Stock!« Daniel findet das nicht lustig.
Liane (2 Jahre) liebt Süßes. Wenn sie beim Einkaufen mit Mama Süßigkeiten sieht, will sie die haben, und zwar sofort. Süßigkeiten gehören in ihre »Ich-will-Kiste« – wie kann Mama ihr nur den Spaß verderben? Lianes Welt bricht zusammen, zumindest benimmt sie sich so, wenn Mama bei ihrem Nein bleibt.
»Ich will, aber ich darf nicht« – dieser Konflikt ist für ein Kind im Trotzalter schwer auszuhalten. Er entsteht immer dann, wenn die Kinder nicht aufhören können. Wenn sie ein Nein, ein »Lass das«, ein »Jetzt nicht« oder ein »Jetzt ist es genug« einfach nicht akzeptieren können. Wer muss dann nachhelfen? Wenn ich in meiner Praxis die Kinder frage, bekomme ich sehr häufig die Antwort: »Das macht die Mama.« Wer das Kind aus der »Ich-will-Kiste« holt, kriegt Ärger ab. Der Papa spielt in vielen Familien wesentlich seltener die Rolle des »Spaßverderbers«.
Was passiert nun, wenn Sie Ihr Kind aus der »Ich-will-Kiste« herausholen? Die gute Stimmung ist hin, Spannung liegt in der Luft. Ihr Kind protestiert, schimpft oder heult. Von seinem Temperament hängt ab, wie laut und hartnäckig es protestiert und wie sich die Spannung bei ihm entlädt. Sein Unwillen kann sich als leichtes Grummeln äußern oder als ausgewachsenes Gewitter mit Blitz, Donner und Sturzregen – der klassische Trotzanfall.
Tipp: Kein Kind ist wie das andere
Schon im Babyalter gibt es »pflegeleichte« und »anstrengende« Kinder, und das ist auch im Trotzalter nicht anders. Es ist gut, wenn Sie als Eltern die besonderen Eigenschaften Ihres Kindes richtig einschätzen können. Ab Seite 28 finden Sie einen Fragebogen dazu.
Die »Ich muss-Kiste«
Alles, was sein muss, weil es gut für das Kind ist, gehört in die »Ichmuss-Kiste«. Kein Kind geht da freiwillig hinein: Mama oder Papa müssen nachhelfen und etwas einfordern, das nicht angenehm ist. Langweilige oder lästige Dinge tun, kleine Pflichten erledigen: Das empfinden kleine Trotzköpfe jedes Mal wieder als Zumutung. Je nach Temperament und Kampfbereitschaft liegt wiederum ein »Gewitter« in Form eines Wutanfalls in der Luft.
Daniel kommt morgens schwer in die Gänge. Er mag nicht aufstehen, und er hat er keine Lust, sich anzuziehen. Er trödelt und trödelt. Tagsüber ist Aufräumen die größte Zumutung. Abends will Daniel absolut nicht ins Bett. Wenn seine Eltern ihren Sohn mit Nachdruck in die »Ichmuss-Kiste« schicken, wehrt er sich heftig.
Liane kann am Tisch einfach nicht auf ihrem Platz sitzen bleiben. Bei jeder Mahlzeit will sie nach wenigen Minuten runter von ihrem Hochstuhl und lieber herumlaufen. »Bleib sitzen!« – das gehört für Liane ganz klar zur »Ichmuss-Kiste«. Genauso schwer fällt es ihr, draußen in der Nähe der Eltern zu bleiben. Sie mag unterwegs nicht an der Hand gehen, und sie mag nicht im Buggy sitzen. Sie zeigt ihren Eltern immer wieder sehr deutlich, dass sie das nicht will. Viel lieber würde sie einfach loslaufen, immer »der Nase nach«.
»Ich muss, aber ich will nicht« – auch dieser Konflikt ist für ein Kind im Trotzalter schwer auszuhalten. Mehr oder weniger laut und deutlich zeigt Ihr Kind Ihnen dann, dass es auf keinen Fall in die »Ichmuss-Kiste« hinein will. Wenn Sie dann seinem Willen immer noch nicht nachgeben und auf Ihrer Anweisung bestehen, ist heftiges Donnergrollen angesagt.
Wenn Sie als Eltern auf etwas bestehen, das Ihr Kind im Trotzalter überhaupt nicht will, müssen Sie oft ebenfalls mit einem lautstarken und stürmischen Gewitter rechnen.
Wie Sie mit den Trotz-Kisten umgehen können
»Ich will, aber ich darf nicht!« und »Ich muss, aber ich will nicht!« – diese Erfahrungen müssen Sie Ihrem Kind immer wieder zumuten. Kinder im Trotzalter reagieren darauf mit »Gewitterstimmung«: mit Frust, Ärger und Wut. Das lässt sich nicht vermeiden. Wie heftig das »Gewitter« ausfällt und wie lange es dauert, hängt sehr davon ab, wie temperamentvoll und willensstark Ihr Kind ist. Wenn Sie einen kleinen Kämpfer und »Dickkopf« zu Hause haben, können sich ungeahnte Kräfte entfalten.
Aber auch Ihr Verhalten als Eltern spielt eine große Rolle. Sie entscheiden, was Ihr Kind aus den unvermeidlichen Konflikten lernt. Sie haben zwei Möglichkeiten
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