Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
schafft, Krisen und schlechte Zeiten zu meistern.
Unser Sohn kam in der Schule zurecht. Er war aber wirklich kein begeisterter Schüler. Das Gymnasium war kein Thema. Er besuchte die Realschule, brachte ordentliche, aber keine guten Zeugnisse heim. Er hatte nie Fünfer und zugegeben auch nur wenige Einser und Zweier. Schule war nicht so seine Leidenschaft. Die „Bombe“ ging mit dem Zwischenzeugnis der neunten Klasse hoch: Note 6 in Wirtschaft, Versetzung gefährdet. Wir hatten keine Ahnung, war er doch in der Verschleierung mancher schulischer Ergebnisse durchaus verhaltensoriginell. Natürlich gab es einen riesigen Ärger mit Vorwürfen, Verzweiflung und tränenreichen Wutausbrüchen aller Beteiligten. Einige Eltern kennen das sehr wohl. Am Abend sagte meine Frau, dass es doch angebracht wäre, wenn der Papa mal ein Gespräch mit ihm führen würde. Ich muss zugeben, ich hatte dafür kein richtiges Konzept. Ich ging in sein Zimmer und meinte nur: „Ganz schön Scheiße“ – „Etwas muss passieren.“ Unser Sohn erzählte dann von Strategien, wie er mit welchen Noten und Taten aus der Sechs eine Vier machen könnte. Irgendwann meinte ich nur: „Ich sage dir eins: In diesem Haus wird es immer ein Bett und etwas zu Essen für dich geben. Schau, dass du das geregelt kriegst.“ Ich umarmte ihn und damit war die Sache im Grunde geregelt. Natürlich hatte er am Ende die Vier, aber das war nebensächlich. Das Wesentliche war sicherlich, dass ich mich, von Sorgen und Ängsten lösen konnte und diese in Vertrauen ummünzte. Ich denke, dass dies ein bedeutsamer Schritt für Eltern ist, besonders in der Pubertät der Kinder.
Es gibt eine zweite Geschichte, die uns zusammenschweißt, eine traurige. Wir mussten nach nur sieben Jahren unseren geliebten Labrador einschläfern lassen. Mein Chef gab mir damals den Tipp, das genauso zu machen, wie wir das Leben mit dem Hund begannen. So wie wir ihn gemeinsam beim Züchter abholten, sollten wir ihn auch gemeinsam im Familienkreis verabschieden. Das taten wir auch. An einem Novembertag beerdigten mein Sohn und ich den Hund bei strömendem Regen.
Ansonsten bietet ein Leben mit Kindern oder seinem Partner ein breites Feld für Streit, Auseinandersetzungen und Konflikte. Das gehört selbstverständlich zum Familienleben dazu, insbesondere die Pubertät der Kinder kann zu familiären Konflikten führen. Eigentlich zeigt sich in der Art der Bewältigung, wie die Würde aller respektiert wird. Ich möchte daher zu einem Exkurs einladen in die Welt von Marshall Rosenberg und Abe Maslow, die zeigen, wie wir Menschen „ticken“. Der Exkurs soll unter anderem Anregungen geben, wie man Auseinandersetzungen durch gelingende Kommunikation lösen kann. Außerdem möchte ich in dieser Fragestellung auf die Erkenntnisse von Jesper Juul über das Leben gleichwürdiger Beziehungen verweisen. (Seite 60)
Konflikte bewältigen
Konflikte friedlich zu lösen beruht auf der Grundlage von wertschätzender Kommunikation. „Durch Redn kumma d`Leit zam“ heißt es so schön im Bayerischen. Nur worüber ist zu sprechen und wie? In der Frage, was man zur Bewältigung von Konflikten tun könnte, stieß ich auf die spannende Erkenntniswelt von Marshall Rosenberg:
Marshall Rosenberg ist bekannt als Mediator in den problematischsten Krisenregionen der Welt. Er entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation ( GfK ) zur Bewältigung von Konflikten. Rosenberg ist ein Schüler von Carl Roger, dem Begründer der lösungsorientierten Gesprächsführung. Sein Menschenbild geht auf die Humanistische Psychologie zurück. Rosenberg geht davon aus, dass Streit, Auseinandersetzungen und Konflikte darauf beruhen, dass Menschen in ihren Bedürfnissen nicht befriedigt sind. Dies wirkt sich auf ihre Gefühle aus und sie reagieren eben entsprechend wütend, aggressiv und streitlustig oder auch mit Missmut und Rückzug. Rosenberg nennt jede Form von Gewalt „einen tragischen Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses“. Seine Methode der Konfliktlösung, die GfK, versteht sich als Grundhaltung, bei der eine wertschätzende Beziehung im Vordergrund steht. Ein Synonym dafür ist Einfühlsame Kommunikation. Er spricht von der „Sprache des Herzens“ oder der „Giraffensprache“ im Gegensatz zu der „Wolfssprache“, welcher sich viele Menschen bedienen, die Mitmenschen wertend und wenig empathisch begegnen.
Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation von Rosenberg
Für mich ist Rosenberg der
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