Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
werden. Als Problemfelder sehe ich viele Bereiche an. Da ist das Leben nach dem Lustprinzip , die Versuchung, dem Hedonismus zu frönen. Die Verführungen in unserer materiellen Konsum- und Wohlstandswelt sind groß. Kaufen ist angesagt und „Geiz ist geil“, wie es der Werbespruch suggeriert. „Haste was, bist was“, könnte man meinen.
Und offensichtlich muss man schön und jung sein oder sich zumindest jung fühlen . Wir leben in einer Scheinwelt und vergessen, worauf es im Leben, im irdischen Sein ankommt. Erich Fromms Buch „Haben oder Sein“ hat mir in diesen lebensphilosophischen Fragen die Augen geöffnet. Ich empfehle es zur Lektüre.
Besonders stark greifen die Auswüchse unserer Medienwelt in das Leben von Kindern und Erwachsenen ein: beängstigend, die Präsenz des Fernsehens in Wohnungen und Kinderzimmern. Es ist sehr fragwürdig, wie Kinder davor geparkt und ruhiggestellt werden. Später kommen die Zeiten vor dem PC, im Internet, auf Facepook und vor Computerspiele dazu. Und ständig hängen die Menschen an ihren Handys: Kommunikation scheint zur Sucht zu werden.
Hinzu kommt, dass es offensichtlich in unserer Leistungs- und Wettbewerbswelt darum geht zu funktionieren. So werden Schüler wie auch Mitarbeiter in Betrieben zu opportunistischen Pluspunktesammlern und Ja-Sagern. Wenn es zu viel wird, kommen Drogen ins Spiel : Sportler dopen, Manager schnupfen Kokain, Studenten und Kinder funktionieren besser dank Ritalin, der gemeine Bürger „fährt sich täglich mit Alkohol runter“ und wenn man krank wird, greift man zu Medikamenten.
Wir Eltern haben die Wahl, bei all dem mitzumachen und es hängt viel davon ab, was wir unseren Kindern vorleben.
Letztlich kommt es darauf an, wie stark unsere Kinder sind, um diesen Gefahren zu begegnen. Unter meinen 15- und 16-jährigen Schülern ist es durchaus üblich, Alkohol zu konsumieren. Wir reden offen darüber und nach meiner Beobachtung trinken diejenigen am meisten, die die größten Probleme haben – mit sich, insbesondere mit ihrem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Ähnliches gilt für die PC-Sucht, dem ständigen Abhängen bei Facebook oder bei Ballerspielen im Internet. Es tut sich eine Schere auf: Die cleveren, stabilen jungen Menschen nutzen den PC und all die Möglichkeiten der modernen Kommunikationswelt auf geniale Art und Weise und sind dabei ungemein kompetent. Sie erhalten rasend schnell nötige Informationen und nutzen die Kommunikationsmöglichkeiten. So manch Schwacher wird zum Opfer, süchtig nach Dauer-Chatten oder PC-Spielen. Schule und Lernen werden dann bedeutungslos. (siehe hierzu auch TV-PC, alles zu seiner Zeit S. 160)
Lernen, nein zu sagen
Was mich beunruhigt ist die Tatsache, wie unkritisch viele junge Menschen sind. Mit einer Selbstverständlichkeit sondergleichen wird so vieles hingenommen, zu so vielem Ja gesagt.
Viele Kinder gehorchen offensichtlich über Gebühr. Ich würde mir auch in meinem beruflichen Umfeld wünschen, dass manche(r) auch einmal die eigenen Bedürfnisse sieht, nicht klein beigibt und es schafft, nein zu sagen. Es hat den Anschein, dass diese Eigenschaft wohl in jungen Jahren gelernt wird.
Offensichtlich fällt es Menschen schwerer, nein zu sagen, wenn sie in Kindheit und Jugend Sätze gehört haben wie „Nein, weil ich es sage“, „Schweig, wenn Erwachsene reden“, „Es wird gemacht, was ich sage“ und später in der Pubertät den schönen Satz: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst, wird gemacht, was ich dir sage!“ Das schreibt Ursula Nuber in der Zeitschrift „Psychologie heute“ (11-2011 S. 22). Kinder lernen, dass man weniger geliebt wird, wenn man trotzig nein sagt. Dieser Erwartung werden sie dann auch gerecht, weil sie Angst haben, dass bei Widerspruch die Beziehung leidet.
In einem Alter zwischen 18 Monaten und drei Jahren nehmen Kinder sich als eigene Person mit eigenem Willen wahr, den sie erproben. Es ist die Phase des „Will nicht!“ Sie sagen „Meins“ zu Spielzeug und „Haben will“, wenn sie etwas unbedingt bekommen wollen und auch einfach „Nein“. Entscheidend sei, schreibt Ursula Nuber, wie Eltern damit umgehen. Man sollte dem Kind die Sicherheit geben, dass es durchaus auch Nein sagen darf. Eltern müssen dann nicht verletzt reagieren, wütend oder mit Liebesentzug und das Verhalten des Kindes als trotzig oder schwierig interpretieren. Sie sollten hinnehmen, dass das Kind Grenzen setzt, aber ihm auch beibringen, die
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