Geld fressen Seele auf
konnte.
Francisco waren die Parallelen zwischen dem Geschäftsgebaren jener IOS des Jahres 1969 und denen der GFS von 1999 schlagartig bewusst geworden. Höchstwahrscheinlich würde er auch bei C. M.s Ziehvater und Exchef K. T. Wischnewski und seiner NVG auf entsprechende Vergleichbarkeiten stoßen.
Er hatte darüber nachgedacht, ob seine persönliche Vision von einer ethisch und moralisch sauber arbeitenden Finanzdienstleistung, die im Umgang mit Kunden, Partnern und Mitarbeitenden gleichsam Fairness, Transparenz und Professionalität praktiziere, vielleicht doch eher ins Reich seiner Wünsche und Träume gehöre.
Sollte er vielleicht darüber hinaus mit diesem Wischnewski und seiner NVG noch Gefahr laufen, vom Regen in die Traufe zu kommen?
Seine Alternative zu einer Kontaktaufnahme mit Wischnewski und dem NVG wäre allerdings nur, die Finanzdienstleistung und seine langjährigen persönlichen Investments in den Berufs- und Geschäftsaufbau komplett aufzugeben.
Er müsste sich dann in der Schweiz oder in Deutschland oder anderswo mit seinen nunmehr doch 45 Lebensjahren und einer mittlerweile finanziell sehr anspruchsvollen, verwöhnten Frau und drei Kindern abermals ein ganz neues Berufs- und Wirkungsfeld suchen und mit einem kompletten Neuaufbau beginnen.
Alleinlebend würde er für sich darin keine abschreckende Aufgabe sehen – doch als Familienvater und Ehemann sehr wohl.
Er erinnerte sich jetzt, wie er sich über die sofortige Erreichbarkeit dieses alten Mannes und Exchefs damals wunderte. Für gewöhnlich waren solche Konzernchefs always busy, also sehr schwer zu erreichen und man musste viel Geduld aufbringen und es immer wieder aufs Neue versuchen.
Als sich Karl-Theo Wischnewski am Telefon die Geschichte von Francisco Ansa angehört hatte, sagte er: » Wir müssen uns unbedingt sofort treffen. Ich lasse Ihnen ein Flugticket hinterlegen, dann kommen Sie bitte zu mir und wir sprechen in Ruhe über alles – einverstanden? «
Francisco einigte sich mit diesem Wischnewski schneller, als er zuvor annehmen konnte. Es war ein sehr zweckdienlicher aber dennoch auch lukrativer Vertrag, der ihn für die NVG verpflichtete.
Ohne Feilschen bot ihm Wischnewski an: ein festes Nettogehalt von monatlich 20000 Schweizer Franken zu zahlen plus die allfälligen Provisionen nach NGV-Karriereplan plus eine Mercedes-Limousine als Geschäftswagen plus die Übernahme aller zukünftig anfallenden Anwalts- und Prozesskosten, die gegen die GFS und/oder gegen C. M. anfallen würden.
Somit war er mit sofortiger Wirkung oberster Landesdirektor und Geschäftsführer für die neu aufzubauende NVG-Schweiz AG.
Allerdings zeigte sich die NVG in ihrem Auslandsengagement anders strukturiert als die GFS. Die NVG hatte nämlich einen Auslandsgeschäftsführer, einen Mann namens Peter Franzen, der gleichzeitig auch Mitglied der Konzerngeschäftsführung war. Mit ihm sollte Francisco nach Auffassung und Wunsch des Karl-Theo Wischnewski beim Aufbau der NVG-Schweiz AG und ihrer Subfirmenstrukturen künftig eng zusammenarbeiten.
Mit seinem tollen NVG-Vertrag in der Tasche wollte Francisco seine Angelina überraschen und war freudig und auf direktem Weg vom Flughafen nach Hause geeilt. Er berichtete ihr dann von der wirklich guten Gesprächsatmosphäre und dass dieser Wischnewski ihm spontan und sofort zugesichert hatte, alle Anwalts- und Prozesskosten gegen C. M. und die GFS zu übernehmen und dass die NVG sehr gute Anwälte haben soll, die auch schon mehrfach gegen C. M. Prozesse gewonnen hätten. Francisco erzählte sehr emotional und freudig erregt von seinem neuen Geschäftsaufbau- und Führungsauftrag, seinem neuen Arbeitsvertrag mit Firmenwagen, Provisions- und Festgehaltzahlungen.
Im ersten Moment reagierte Angelina darauf sehr erfreut, bis sie von Francisco hörte, dass das Festgehalt auf 20000 Schweizer Franken netto festgelegt worden sei. Dann schimpfte sie los: » Bist du denn jetzt von allen guten Geistern verlassen, Francisco? Wie kannst du dich für einen solchen Hungerlohn von diesem Wischnewski verpflichten lassen? Du bist doch viel mehr wert mit dem, was du alles kannst und was du alles in diese Firma einbringen kannst! «
Francisco war ob dieser Vorhaltungen seiner Frau sprachlos. War das wirklich seine Angelina, die das jetzt gesagt hatte?
Und war das dieselbe Frau die er liebte und die noch vor wenigen Jahren mit aller Bescheidenheit und Zurückhaltung auf
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