Geld fressen Seele auf
jede kleinere Lohnerhöhung im Rahmen von nur 100 Franken reagiert hatte? Dieser heute derart lautstarken, mit Händen und Füßen argumentierenden Frau konnte er jetzt buchstäblich die Dollarzeichen in den Augen respektive in der Iris ablesen – und das ließ in ihm gehörige Angst aufsteigen.
Das Finden und Einziehen in eine neue repräsentative Villa am Vierwaldstättersee war unter den neuen Umständen relativ einfach gewesen. Selbst der Aufbau von neuen NVG-Firmenstrukturen war Francisco wieder in kürzester Zeit erfolgreich gelungen – auch wenn ihm dafür wider Erwarten nur wenige seiner alten Führungskräfte tatsächlich von der GFS zur NVG gefolgt waren. Dafür waren andere GFSler aus anderen Schweizer GFS-Büros an ihn herangetreten und baten ihn um die Übernahme in die NVG. Einige von ihnen berichteten dann, dass C. M. in diversen Führungsmeetings davon gesprochen habe, dass er ihn, Francisco Ansa, persönlich aus der Schweiz jagen würde, aber nicht ohne ihm zuvor Kopf und Eier abzuschneiden. Diese typische C. M.-Sprache mit Drohgebärden ließ nichts Gutes für die Zukunft vermuten – zeigte es Francisco doch auch, dass dieses Enfant terrible C. M. offensichtlich jetzt vor Wut auf ihn kochen musste.
Die nächste Attacke ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Aufgeregt stand Angelina mit allen Kindern im Schlepptau in Franciscos neuem Luzerner Büro. » Du hast ein Einschreiben von einer französischsprachigen Behörde aus Genf: ich glaube von einem Gericht! «
Francisco öffnete das Einschreiben und versuchte den französischen Text zu lesen und zu verstehen.
» Wenn ich das richtig verstehe, laden die mich zu einem Vernehmungstermin in der nächsten Woche bei der Kriminalpolizei in Genf vor – und wenn ich nicht erscheine, wollen sie mich verhaften. «
Francisco spürte an diesem Punkt seiner Erinnerungen plötzlich einen stechenden Schmerz in der Magengrube – so wie damals, wo mit ihm auch Angelina ob dieser Nachricht blass geworden war und sie sich beide, wie von einem Schlag getroffen, auf einen Stuhl fallen ließen.
»Was bedeutet das, Francisco? Was kann die Kriminalpolizei von dir wollen; was können sie dir denn vorwerfen?«
Francisco versuchte nun, vor seiner Frau und seinen Kindern cool und ruhig zu bleiben, obwohl er gegenteilig fühlte.
» Keine Angst, ich werde sofort mit meinem Anwalt sprechen und der soll die Dinge direkt mit der Polizei klären. Wahrscheinlich hat ja C. M. wieder einen seiner persönlichen Giftpfeile abgeschossen, die aber oft giftiger scheinen, als sie in Wirklichkeit sind. «
Der Rechtsanwalt hatte sofort nach Erhalt des Faxes mit der Kopie dieses Schreibens bei der Kantonspolizei in Genf angerufen. Dort gaben sie ihm aber lediglich die Auskunft, dass gegen Francisco Ansa diverse Strafanzeigen vorliegen würden und dass dieser deshalb einvernommen werden müsste. Das persönliche Erscheinen des Herrn Ansa sei richterlich angeordnet und bei der ersten Einvernahme sei gesetzlich kein anwaltlicher Rechtsbeistand erlaubt. Weitere Auskünfte, etwa zu der Frage, wer diese Strafanzeigen mit welchen Inhalten gestellt habe, bekam er nicht.
An jenem besagten Vorladungstag war Francisco mit einem beklemmenden Gefühl in das Gebäude der Genfer Kantonspolizei eingetreten. Von einem Polizeibeamten in Zivil war er in einen halbdunklen, recht kahl eingerichteten Raum mit vergittertem Fenster zum Hof geführt worden. An der linken Wand stand ein alter, weiß lackierter Holztisch mit vier ebenfalls älteren Holzstühlen; auf dem Tisch eine abgedeckte Schreibmaschine und auf dem Fensterbrett ein Telefonapparat. Über dem Tisch an der Wand hatte er ein DIN-A0-Plakat mit dem Aufdruck: › Police de canton de Genève. La vérité vient toujours à la lumière! ‹ wahrgenommen.
Na, hoffentlich kann auch ich darauf vertrauen, versuchte er sich zu beruhigen.
In seinem dunklen Businessanzug stand er direkt vor dem einzigen Fenster zum Hof und er spürte wie diese Gitter vor dem Fenster ihm irgendwie beängstigend ins Bewusstsein eindrangen. Ein äusserst mulmiges Gefühl war in seiner Magengegend zu spüren; doch er hatte sich nichts vorzuwerfen; warum also ein mulmiges Gefühl haben?
Er wollte versuchen, ganz normal und unaufgeregt zu wirken. Doch was würde diese GFS wohl alles erfunden haben, um eine Strafanzeige gegen ihn zu begründen? Schlussendlich müssten sie doch auch mit einer
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