Geld fressen Seele auf
Gegenklage von seiner Seite rechnen – ja vielleicht sogar mit einer Verleumdungsklage. Und was wenn diese Flics die gleich das Verhör durchführten, nur Französisch sprächen und er denen die wahren Dinge nicht recht erklären könnte? Die verstünden kein Deutsch, er spräche schlecht Französisch und im Detail verstünden sie alle Bahnhof. Das wäre dann allein für ihn der absolute GAU! Sein Anwalt hatte ihm gesagt, dass er, wenn nötig, einen Dolmetscher hinzuziehen könnte, er müsse dann einfach darauf bestehen.
Verdammt! Diese Gitter an den Fenstern die wirkten schon sehr beklemmend und er hoffte, sie deuteten auf kein böses Omen.
Dann sprang plötzlich die Tür zum Verhörraum auf und ein ziviler Polizist betrat den Raum. Wort- und blicklos deutete er Francisco mit der Hand an, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und setzte sich selbst sofort an die gegenüberliegende Tischseite, noch bevor Francisco seinen Stuhl erreichen konnte. Der Polizist schlug eine Akte mit vielen Papieren auf und spannte wortlos und ohne Francisco eines Blickes zu würdigen, ein Formular, mit Kohlepapier hinterlegt, in die Schreibmaschine.
» Vous êtes Monsieur Ansa, correctement? «
» Oui! Mais je parle très mal français, Monsieur « antwortete Francisco und fragte ihn dann: » Parlez vous allemand? «
Der Polizist blickte daraufhin auf und antwortete ihm: » Ja! Isch werde versuchen auf Deutsch sprechen. Wir missen erst mal Personalien einfillen. Donc! Vous êtes, pardon: Sie sind Monsieur Francisco Ansa? «
Francisco nickte auf diese Frage nur, doch der Polizist bemerkte und akzeptiert es.
» Monsieur Ansa, wann sind Sie geboren und wo? «
Bis Francisco nun seine gesamten Personalien angegeben und auch vorgetragen hatte, wie und zu welchem Zweck er mit der GFS in die Schweiz gekommen war, war einige Zeit vergangen. Der Polizist hatte seine Angaben im Zweifingersystem in die Maschine getippt und musste zwischenzeitlich ein neues Blatt in die Schreibmaschine einspannen.
Dann endlich eröffnete er Francisco, dass ihm diverse Strafanzeigen gegen ihn vorliegen würden, ging aber gleichwohl auf deren Inhalte nicht weiter ein.
» Ist es richtig, dass Sie nicht mehr für die Global Financial Services (Schweiz) AG arbeiten und dass Sie ohne eine neue Arbeitsstelle sind, Monsieur Ansa? «
Francisco versuchte dem Polizisten nun zu erklären, dass er seinerzeit auf Anraten seines Rechtsanwaltes fristlos bei der GFS gekündigt hatte, dass er aber nun seit drei Wochen für einen neuen Arbeitgeber, die NVG-Schweiz AG in Luzern arbeiten würde.
Ob Francisco eine gültige Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung für die Schweiz, ein Permit, besitzen würde, wollte der Beamte wissen.
» Ja! Mein Anwalt hat mir gerade gestern mitgeteilt, dass er nun die neue Aufenthaltsbewilligung mit der Ausländerpolizei in Luzern geklärt hat. «
» Monsieur, was war der Grund für Ihre fristlose Kündigung? «
Francisco musste unauffällig etwas nach Luft ringen, denn er spürte innerlich doch mehr Aufregung in seinem Körper, als er sich vorher eingestanden hatte. Einmal gut durchgeatmet, erzählte er dem Polizisten, wie, warum und womit ihn der neue GFS-Vertriebschef für die Schweiz – ein Deutscher aus München namens Thomas Volker, der seinerzeit erst wenige Wochen in dieser Vertriebscheffunktion gearbeitet und dafür sicher keine gültige Arbeitserlaubnis gehabt habe – erpresst hatte.
Die Aussagen tippte der Polizist ins Protokoll ehe er als Nächstes wissen wollte, ob Francisco für die GFS Mitarbeitergelder auf seinem persönlichen Konto zu verwalten gehabt hatte.
Francisco Ansa verstand sofort, worauf diese Frage zielte.
Nein, so könne man das sicher nicht sagen! Richtig sei, dass sie damals, bevor sie von der GFS-Deutschland in die Schweiz gesandt worden wären, von den Schweizer GFS-Anwälten, von der GFS-Schweiz AG und dem obersten Konzernchef Carl Meyer eine Zusage erhalten hätten, wonach sie in der Schweiz genauso würden arbeiten können wie bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland: nämlich als selbstständige Unternehmer im Unternehmen, auf eigene Unternehmensrechnung und eigenes Risiko. An diesem Status der Selbstständigkeit, so habe es damals geheißen, ändere sich in der Schweiz nichts. Wie sich dann aber später herausgestellt habe, war dieses Versprechen und diese Information eine Falschaussage, von der sie bis heute nicht wüssten, ob sie absichtlich oder unabsichtlich
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