Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geld fressen Seele auf

Geld fressen Seele auf

Titel: Geld fressen Seele auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximilian von Ah
Vom Netzwerk:
denn Franciscos Frau und seinen Kindern ginge. Was Francisco äußerst spanisch vorkam und ihn noch mehr anspannte, weil er überhaupt nicht zu erkennen vermochte, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.
    Während des Essens schwiegen sie, bis auf wenige Belanglosigkeiten, und Francisco fragte sich je länger je mehr, was dieser Franzen eigentlich so Dringendes von ihm wollte, wenn er doch jetzt alle Zeit dieser Welt zu haben schien.
    Als Franzen dann auch noch die Dessertkarte zu Francisco herüberreichte, platzte es aus ihm heraus: » Herr Franzen, sie hatten angedeutet, mich unbedingt sofort und ganz dringend sprechen zu müssen. Was gibt es denn nun so Dringendes? «
    Als wäre er beim Nasebohren ertappt worden, reagierte Franzen aufgeschreckt. Zunächst richtete sich sein Blick auf die ebenso erschrocken dreinschauende Windfahne, dann wanderte er, etwas verunsichert, zu Francisco und wieder zurück zur Windfahne.
    Dann endlich, aber immer noch Haldimann ins Gesicht schauend, sagte er: » Ja wissen Sie, Herr Ansa, es tut mir ja leid, aber ich muss Ihren Arbeitsvertrag kündigen und sie mit sofortiger Wirkung freistellen! «
    Im Nachklang seiner letzten Worte zog er einen Briefumschlag aus seiner Jackentasche und wollte diesen an Francisco weiterreichen.
    Was an diesem Punkt dann in ihm vorgegangen war, konnte sich Francisco später selbst nicht mehr erklären. Irgendwie spürte er nämlich keinerlei Regungen in sich, weder Ohnmacht noch Wut, weder Aggression noch Depression; einfach keinerlei Gefühl, einfach nichts! Selbst die logischste aller Fragen, die nach dem › Warum ‹, beschäftigte ihn nicht. Allein nur ein Gedanke schien präsent: » Mein Bauchgefühl hatte wieder recht! «
    Nach einer endlos wirkenden Weile mit kaltem Blickaustausch erhob sich Francisco – wie von einer fremden Hand geführt –, ganz ruhig und cool vom Tisch, fixierte Franzen mit klarem, selbstbewusstem Blick, drehte sich unvermittelt um 180 Grad und ging ohne einen der beiden Herren noch eines weiteren Blickes zu würdigen, in Richtung Ausgang. Kurz entschlossen zahlte er an der Kasse nun doch seine kleine Mahlzeit selbst und verließ anschließend mit schnellen Schritten das Restaurant.
    Jenen Umschlag mit seiner Kündigung hatte er natürlich weder angesehen noch mitgenommen; den würden sie ihm ohnehin per Post nachsenden!
    Auf dem Parkplatz, gerade in dem Moment als er in seinen Mercedes einsteigen wollte, trat diese verräterische Windfahne an ihn heran: » Darf ich Sie bitten, dass Sie mir Ihre Büroschlüssel und Ihre Geschäftskreditkarten noch aushändigen, Herr Ansa! «
       
     
    Francisco musste sich nun wirklich zwingen, diesem feist grinsenden Verräter nicht seine Faust mitten in das Windfahnengesicht zu schlagen; jedenfalls empfand er spontane Lust dazu.
       
     
    Wieder zur Besinnung gekommen, setzte er sich in seinen Wagen, ließ die Windfahne einfach auf dem Parkplatz stehen und fuhr davon. Auf der Autobahn fahrend, fühlte er sich von Gedanken und Emotionen derart stark übermannt, dass er vor lauter Wut und Tränen, die ihm jetzt übers Gesicht strömten, auf dem Randstreifen anhalten musste. Erst einige Zeit später fand er wieder zu sich und fuhr weiter. Schlagartig war ihm bewusst geworden, was diese Kündigung für ihn und seine Familie bedeutete. Dabei schien es ihm vollkommen egal, aus welchem erfundenen Grund heraus ihm heute die NVG die Kündigung ausgesprochen hatte – war er sich doch von Anfang an ganz klar und bewusst darüber gewesen, dass er mit dieser Firma, die in ihren Wurzeln und Festen mit der GFS vergleichbar war, auch vom Regen in die Traufe kommen konnte, denn: » Geld fressen Seele auf!!! «
       
     
    Anders allerdings, als bei der GFS damals, war seine heutige Situation schon. Er hatte aus dieser leidvollen Vergangenheit etwas gelernt und deshalb seinerzeit die Verträge mit der NVG klarer und eindeutiger abgeschlossen. So war er nämlich heute angestellter Geschäftsführer und Landesdirektor mit Arbeitslosengeldanspruch und er hatte, ebenfalls anders als damals bei der GFS, keinerlei privates und eigenes Geld in den NVG-Geschäftsaufbau Schweiz investiert.
    Sein Arbeitslohn war bis heute bezahlt worden und offene oder strittige Forderungen gab es auf beiden Seiten ebenfalls nicht. Trotzdem – und das spürte er nun schmerzlich – hatte er verabsäumt, sich einen goldenen Fallschirm in den Vertrag einbauen zu lassen. Ein Parashoot, der ihn gerade im Fall einer Kündigung

Weitere Kostenlose Bücher