Geld fressen Seele auf
finanziell weich hätte landen lassen – so wie das in der Bel Étage von Wirtschaftsunternehmen absolut üblich war.
Plötzlich wurde ihm auch bewusst, dass er nächtelang und über viele Wochen und Monate hinweg ausschließlich in Überstundenzeiten die gesamten Verkaufsfolien- und Verkaufspräsentationsmappen für seine NVG-Führungskräfte und Agenten erarbeitet und fertiggestellt hatte. Das war doch eigentlich sein persönliches, geistiges Know-how. Es würde sicher nicht infrage kommen, der NVG diese geschäftselementaren Materialien kostenlos zu überlassen. Francisco beschloss sofort in sein Büro zu fahren, um alle diese Materialien für sich sicherzustellen.
Auf der Rückfahrt in sein Büro kam ihm der Gedanke, Angelina kurz anzurufen und sie zu informieren. Aber dann nach kurzer Überlegung, wollte er das lieber auf den Abend verschieben. Doch, » oh Gott «, entfuhr es ihm lautstark: Heute war ja auch noch seine Schwiegermutter zu Besuch in die Schweiz gekommen. Unvorstellbar, sich gegenüber dieser alten Dame erklären und rechtfertigen zu müssen.
Im Büro angekommen, fand er eine aufgelöste, weinende Sekretärin vor. Sie erklärte ihm, dass sie seine Kündigung als unendliche Sauerei empfände. Franzen habe sie dazu gezwungen die Kündigung auf ihrem PC zu schreiben und auszudrucken. Er habe ihr auch gesagt, wenn sie das nicht machen würde, könne sie gleich mitgehen.
Frau de Luca war vollkommen untröstlich: » Ich kann mir als alleinerziehende Mutter doch nicht leisten, arbeitslos zu werden «, stammelte sie immer wieder entschuldigend vor sich hin.
Francisco versuchte die Frau zu beruhigen und versicherte ihr, sie müsse sich keine Vorwürfe und Gedanken dazu machen. Er schätze ihr allzeit loyales Verhalten ihm gegenüber und wisse auch um ihre private Situation. Sie habe alles tadellos gemacht!
Als Francisco dann die Tür die zu seinem Chefbüro führte aufschließen wollte, passten seine Schlüssel schon nicht mehr. Frau de Luca hatte auf Anordnung Franzens, alle Schlösser im Büro austauschen lassen. Francisco spürte nun doch sehr große Wut in sich aufsteigen und bemerkte wieder die Parallelitäten hinsichtlich der GFS.
Zunächst noch etwas ratlos, setzte er sich in die Cafeteria, die zu der 500 m²-großen NVG-Büroetage gehörte, und wollte dort warten, bis einer jener Verräter das Büro betreten würde.
Einige Kaffeetassen später betrat Haldimann die Etage. Sofort sprang er wildflatternd auf Francisco zu und forderte diesen auf, die NVG-Räumlichkeiten unverzüglich zu verlassen; ansonsten würde er die Polizei rufen.
Dieser widerliche Verräter, kam es Francisco in den Sinn.
Gleich darauf trat ihm wieder vor Augen, wie er sich seinerzeit ausgerechnet für diese Windfahne bei der deutschen NVG-Zentrale eingesetzt hatte. Haldimann hatte nämlich seit Jahren vergeblich versucht, einen erfolgreichen Finanzvertrieb in der Schweiz aufzubauen und war auf ganzer Linie damals gescheitert. Auch versuchte er mehrmals seine kleine gescheiterte Schweizer Finanzbude an den NVG-Konzern zu verkaufen, war dort aber immer auf taube Ohren gestoßen. Francisco hatte ihn bei sich aufgenommen und ihn dann ausgerechnet vor den Anfeindungen und Kündigungsbestrebungen dieses Auslandsgeschäftsführers Franzen geschützt. Ein Engagement, das ihm dieser falsche Hund nun auf seine Art quittierte.
»Die Polizei zu holen, halte ich für eine sehr gute Idee«, entgegnete Francisco der Windfahne, die sich daraufhin drehte und in einem Bürozimmer verschwand.
Nur eine halbe Stunde später erschienen vier bewaffnete Uniformierte und bauten sich bedrohlich vor Francisco auf. Nachdem sie ihn zunächst zum Verlassen der Büroräume aufforderten, ließen ihn jene Macht und Autorität versprühenden Amtspersonen doch zunächst seine Version der Geschichte erzählen. Er schilderte ihnen, dass er lediglich seine ganz privaten Effekten aus seinem Bürozimmer holen wolle und dass sie ihm dafür bitte Zugang verschaffen mögen.
Unter den wachsamen Augen der Windfahne und zweier Polizisten wurde daraufhin sein Büroraum aufgeschlossen und Francisco durfte seine privaten Utensilien herausholen. Als er aber seinen Computer anstellen und noch einige Dokumente und Mails auszudrucken wollte, blockierte Haldimann diesen Vorgang mit der Begründung, dass dies Eigentum der NVG-Schweiz AG sei; auch alle Foliensätze und Präsentationsordner. Nun drohte die Aktion zu eskalieren, sodass einer der Polizisten den Vorschlag
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