Geld fressen Seele auf
Feldmann, dass dieser den Vertrag mit Francisco Ansa sofort kündigen müsse.
Francisco liefen aufgrund dieser Behauptungen seiner Frau eiskalte Schauern den Rücken herab. Wie konnte das nur möglich sein? Seine Ehefrau, die bisher keinen blassen Schimmer von Wirtschaft und Fachvokabeln wie: Aktienoptionspakete, Nominalwerte und geheime Marktabsprachen erkennen ließ, schien sich mit einem Schlag auszukennen? Sie verwendete diese Begriffe so, als ob sie schon immer und ganz selbstverständlich zu ihrer Sprache gehört hätten, und sie behauptete außerdem – und zwar bei klarem Verstand wie es ihm vorkam – dass ihr ein Geistwesen namens Isis diese Informationen gegeben habe?
Wow!!! War er wach oder träumte er oder war er selbst schon etwas plemplem? Francisco fühlte sich nun nicht mehr in der Lage irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Allerdings, so war er sich sicher, würde er in diesem Zustand auch nicht schlafen können. Also musste der Weinkeller herhalten, bis er irgendwann spät in der Nacht, vor dem Cheminée sitzend, einschlief.
Der nächste Morgen hatte sein Bewusstsein wieder geschärft: Er war jetzt tatsächlich ohne Arbeitsstelle und jene sechs Jahre Finanzvertrieb mit allen Aus- und Fortbildungen, waren wahrscheinlich für die Katz gewesen. Denn die beiden Finanzvertriebsgesellschaften respektive deren ›manipulateurs des hommes‹ würden sicher schon dafür sorgen, dass er in den Märkten Schweiz, Österreich und Deutschland keine weitere Chance mehr bekäme.
Angelina versuchte ihrem Mann Francisco an jenem Morgen Mut zu machen. Nur dass sie dabei schon wieder von dieser Isis sprach, die ihr angeblich auch noch mitgeteilt hätte, dass Francisco ob seiner Kündigung nicht verzagen solle, denn er sei zu Höherem berufen. Die Botschaft an ihn sei, dass er bald einen Mann treffen würde, mit dem er ein neuartiges, an Humanität und den Menschen orientiertes Werteerhaltungs- und Finanzsystem etablieren werde. Dieses neue System generiere unter dem Kürzel VPro, soll heißen Value Protect, weltweite Erfolge. Francisco müsse sich allerdings noch etwas in Geduld üben, bis er diese neue Herausforderung annehmen könne.
Da war es nun wieder dieses Gefühl der letzten Nacht: »Wache, träume oder spinne ich … – oder ist vielleicht Angelina doch dem Wahnsinn nahe?
Francisco entschied sich dann dafür, dass er sich so oder so, weder von Angelinas Isis oder anderen Geistwesen, noch von Meyers, Feldmanns oder Porsche fahrenden Rechtsverdrehern verrückt machen ließe!
Das beste ihm bekannte Rezept: in der Ruhe seine Kraft finden!
Nach einer geistigen Ruhepause, mit schweifendem Blick über den ruhenden See, besann er sich darauf zunächst einen persönlichen Kassensturz mit Bestandsaufnahme zu machen. Später könnte er auf dieser Basis ein neues Familienbudget erstellen, denn schließlich mussten sie künftig mit sehr viel weniger Geld auskommen. Dieser Kassensturz zeigte auf seinen Bankconti noch rund 58000 Schweizer Franken. Den noch ausstehenden restlichen Arbeitslohn von circa 12000 Franken, wollte er zunächst unberücksichtigt lassen, weil er doch einkalkulieren musste, dass die NVG diese Zahlung unbestimmt lange herauszögern würde.
Also: Die Villa in der sie wohnten kostete monatlich rund 10000 Franken inklusive Nebenkosten. Die Steiner Schule für die Kinder verbrauchte monatlich 3000 Franken plus 200 Franken für diverse Materialien und Ausflüge. Der Family-Van schlug mit 1500 Franken für die monatliche Leasingrate zu Buche – und den Geschäfts-Mercedes würde er an die NVG zurückgeben. Die Versicherungsprämien für Hausrat, Haftpflicht, Hundehalter, PKW, Krankheit, Spital, Leben, hatten sich auf 2500 Franken summiert. Telefon, Fax und Internet waren mit 500 Franken in der Ausgabenliste, wobei das schnell auch mal mehr wurde, wenn Angelina und die Kinder mit Omas, Freunden und Bekannten im Ausland telefonierten.
Für Kleider und Reparaturen gaben sie gewöhnlich monatlich rund 1000 Franken aus und schlussendlich für Lebenshaltung und Sonstiges flossen nochmals rund 2500 Franken ein. Das ergab Summa summarum: 21200 Schweizer Franken pro Monat – und jetzt hatte das Grauen ein Gesicht!
In genau 2,7 Monaten wären sie auf dieser Budgetgrundlage pleite!
Er wusste, selbst wenn er das Arbeitslosengeld einplanen würde, das, seinen Recherchen zufolge, 80% des letzten Nettolohnes, jedoch maximal 8800 Franken ausmachen würde, wäre dieses bisherige
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