Geld fressen Seele auf
besser wäre, sich zu trennen und scheiden zu lassen.
Das war nun eine sehr harte, unvermutete Breitseite. Könnte sie das wirklich ernst meinen?
Er wusste, dass Angelina normalerweise keine leeren Drohungen aussprach – und auch in diesem Moment schien sie ihm fest entschlossen.
Eine Woche nach seiner Kündigung meldete er sich auf dem Arbeitsamt Luzern arbeitslos und stellte den Antrag auf Arbeitslosengeld. Das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gab ihm dazu zwei vom letzten Arbeitsgeber auszufüllende Formulare mit. Eines, in dem der Arbeitgeber die letzten drei Monatslöhne eintragen sollte, und ein anderes, in dem der Arbeitgeber den Grund für die Auflösung des Arbeitsverhältnisses angeben musste.
Francisco sandte die Formulare seinem alten Arbeitgeber, der NVG-Zentrale in Luzern. Er ging im Grunde davon aus, dass das Ausfüllen dieser Formulare kein Problem machen sollte.
Doch diese Rechnung hatte er wohl wiedermal ohne den berühmten Wirt gemacht.
Windfahne Haldimann, sein NVG-Nachfolger, machte seinem neu erworbenen Ruf als Verräter alle Ehre. Zum einen gab er als Grund für die Kündigung Franciscos diverse Verfehlungen des Angestellten an und zum anderen einen monatlichen Arbeitslohn von 15000 statt 20000 Schweizer Franken. Die Folge: das Arbeitsamt verhängte eine Sperre bei der Auszahlung des Arbeitslosengeldes, womit er gezwungen war, doch noch die Hilfe seiner Schwiegermutter in Anspruch zu nehmen. Außerdem musste er sich nun einen Fachanwalt für schweizerisches Arbeitsrecht suchen, um diese Dinge neu und rechtsverbindlich klären zu lassen.
Kurze Zeit später traf sich Francisco mit seinen Ex-NVG-Direktoren aus dem Tessin, der Westschweiz und aus Baselland.
Jene Führungsmanager waren ihm damals vom GFS zur NVG gefolgt und hatten allzeit loyal zu ihm gestanden. Er hatte sie auf der NVG-Karriereleiter bis zum Direktor geführt und sie waren allesamt, wie er, Familienväter.
Die Wechselumstände von der GFS zur NVG hatten auch ihnen damals viel Ärger, Gerichtsklagen und Betreibungen eingebracht, die sie allerdings stets in Loyalität miteinander durchgestanden hatten. Sie alle waren, vor allem während der gemeinsamen schweren Zeiten die sie eigentlich hinter sich glaubten, nicht immer auf Rosen gebettet.
Vor diesen Rochaden von der GFS zur NVG vereinbarte Francisco mit Franzen deshalb, dass diese treuen Gefolgsleute von der NVG speziell behandelt werden sollten, indem sie zumindest in den ersten 24 Monaten ihres NVG-Strukturaufbaus einen Festlohn von je 6000 Franken zuzüglich ihrer jeweiligen Provision nach Karrierestufe bekommen sollten, weil sie bei der GFS entsprechende Einnahmen aufgeben würden.
Franzen hatte daraufhin Francisco – und in persönlichen Gesprächen auch jeweils jedem Einzelnen – ausdrücklich diese Festlohnzahlungen zugesagt und in die Hand versprochen, dass er diese Löhne als zusätzliche Schweizer Investitionsgelder von Deutschland aus bereitstellen und transferieren lassen würde. Die NVG-Schweiz AG sollte nämlich damit während ihrer Start-up-Phase finanziell nicht belastet werden.
Leider musste Francisco später doch diese zugesagten Lohngelder Monat für Monat aus seinen anfangs noch schmalen Start-up-Einnahmen vorfinanzieren, weil Franzen diese Monatszahlungen gerne anmahnen ließ und dann oft zwei, drei Monate ins Land zogen, ehe seine Überweisungen eintrafen.
Das Treffen der vier Finanzmanager stand leider auch diesmal unter keinem guten Stern. Denn Franzen hatte just einen Tag vorher, allen drei Direktoren ohne Vorwarnung ebenfalls gekündigt. Seine inoffizielle Begründung: sie seien zu nahe mit der Person Francisco Ansa verbunden.
Die drei Manager zeigten sich Francisco gegenüber emotional stark angeschlagen und verunsichert; hatten sie von der NVG doch nur jenen allgemein üblichen Agenturvertrag des Unternehmers im Unternehmen schriftlich vorliegen und keinen Schriftsatz zu ihren gesonderten Lohnvereinbarungen. Dieser Agenturvertrag sicherte ihnen zwar ihre Provisionsansprüche aus den Geschäften zu, aber in keiner Weise jene von Franzen persönlich versprochenen Grundlohnzahlungen, die sie nun aber als Grundlage für Arbeitslosengeldzahlungen benötigt hätten.
Alle ihre Provisionseinnahmen und Zusatzlohnzahlungen waren aber auch ohne Vorwarnung von der NVG gestoppt worden, was in dieser kleinen Männerrunde lähmende Ohnmacht und Verzweiflung auslöste. Dies umso mehr weil Peter Rufer, der mit 60 Jahren
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