Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
Vom Netzwerk:
Fortbildung mitg eteilt, dass sie aufgrund der Evakuierung alle in provisorisch vorbereitete Zimmer in dem Hotel die Straße runter ziehen müssten. Den meisten machte das nichts aus, aber Andrea fand das gar nicht gut.
    Noch am selben Tag bestätigte sich ihr Unmut, denn Lennard, der in demse lben Hotel übernachtete, ließ von nun an keine Gelegenheit aus, Andrea Komplimente zu machen. Sie bekam gerne Komplimente, aber sie hasste diese aufgesetzten, vor Schleim triefenden Aussagen, die fälschlicherweise für Komplimente ausgegeben wurden.
    Wenigstens in den Pausen konnten sich Tina und Andrea in ihr neues Zimmer, das dem einer Bese nkammer glich, zurückziehen und sich in Ruhe und vor allem alleine unterhalten. Ansonsten war alles wie gehabt. Die Organisatoren scheuten nicht davor zurück, ihr Publikum unter Stress zu setzen, und Andrea und Tina nutzten jedes Stückchen Freizeit zum Shoppen gehen oder um ihre toten Beine irgendwo rumhängen zu lassen.
     
    Die letzte Tür, die der Polizeibeamte und ich durchqueren mussten, war nur noch wenige Schritte von uns entfernt. Hinter dieser Tür würde ich ihn endlich wiedersehen, den Kerl, der mich in der kurzen Zeit, die wir uns kannten, schon mehr Tränen und Hoffnung gekostet hatte als sonst irgendjemand auf der Welt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Herr Schubert schloss die Tür auf und wir kamen in eine Art Schleuse, in der ich meinen Rucksack abstellen musste.
    „Sie bekommen Ihre Sachen auf dem Rückweg wi eder. Eine Kollegin wird sie gleich abholen und aufbewahren.“
    Ich nickte nervös und folgte der Anweisung. Nun wurde die Tür hinter uns ve rriegelt. Kaum war sie dicht, öffnete sich automatisch die Tür vor uns. Schon allein dieses Spektakel war die ganze Aktion wert, ich fühlte mich wie in einem Actionfilm oder, noch treffender, wie in „Jurassic Park“. Allerdings war das Beben unter meinen Füßen nicht von dem Stampfen eines Dinosauriers, sondern von meinem Herz, das einem Anfall nahe war.
    Das wurde durch die Worte des Polizisten nur noch schlimmer. „Sie haben gleich 30 Minuten, h ören Sie, 30 Minuten! In dieser Zeit dürfen Sie Herrn Obeck sprechen. Es darf zu keinem Körperkontakt kommen. Ich führe Sie zu seiner Zelle und Sie können sich mit ihm unterhalten. Je nach Situation werde ich Sie auch früher bitten müssen, wieder mit mir zurückzukommen. Herr Obeck hat in seiner Zelle nichts, womit er Ihnen schaden kann, jedoch kann ich Ihnen aus Sicherheitsgründen nicht gestatten, näher als einen Meter an die Zelle heranzutreten.“
    Wow, mir war zwar mittlerweile klar, dass Marco ein richtig echter Verbrecher war, aber dass er scheinbar auch noch so gefährlich war, schockierte mich immer wi eder aufs Neue.
    Ich betrat den Raum hinter der Tür, die sogleich wi eder durch einen Mechanismus verschlossen wurde. Der Raum glich einem etwas breiteren Flur in einem modernen Keller. Rechts und links befanden sich Zellen, die aber alle leer waren. Nur in einer Zelle stand ein Karton mit irgendwelchen Büchern drin und einer alten Wolldecke oben drauf.
    Herr Schubert ging nun vor und führte mich um eine Ecke, wo weit ere Zellen an der Wand entlang gingen. Fast am Ende dieses Ganges griff mein Vordermann nach den Schlüsseln, die rechts an einer Kette an seinem Gürtel baumelten. Nervös schaute ich mich um und erkannte, dass ein paar Zellen weiter jemand saß. Sofort als dieser Jemand das Klappern der Schlüssel hörte, stand er auf. Ich war so nervös, ich hätte da einfach auf den Boden kotzen können. Am liebsten wär ich umgedreht und hätte an der Schleuse auf Herrn Schubert gewartet, aber meine Beine gingen einfach immer weiter.
    Bis jetzt schien trotzdem noch alles einigermaßen ok g ewesen zu sein. Das wurde mir jedenfalls klar, als wir unser Ziel erreichten.
    Ich konnte es kaum glauben  ... Hinter den Gitterstäben befand sich wirklich Marco! Um mich herum war auf einmal alles still, ich hörte nichts mehr klappern und keine Schritte; das Einzige, was ich hörte, war das Schlagen meines Herzens. In dieser unwirklichen Stille starrten mich zwei Augen an, sie musterten mich geradezu.
    Ohne dass ich es wollte gab ich ein ehrfürchtiges „Marco“ von mir und betrachtete sein Gesicht, seine Haare und seinen Körper. Er sah schrecklich aus. Sein G esicht war voller Kratzer und auch die Hände hatten Einiges abbekommen. Bestimmt sah es am Rest des Körpers auch nicht besser aus, aber unter der orangefarbenen Gefängniskluft sah man das nicht.

Weitere Kostenlose Bücher