Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
me inem Kragen zu lösen.
Marco schaute mir direkt in die Augen und mir blieb nichts anderes übrig, als bei ihm das Gleiche zu tun. Es war irgendwie seltsam. Ich weiß nicht, ob es d aran lag, dass kein Blut mehr in meinen Kopf kam, aber auf einmal konzentrierten sich alle meine Sinne nur noch auf Marco.
Ich wusste, er würde mich nicht umbringen wollen, aber er war wütend ... sehr sogar. Das Finstere in seinem Blick erkannte ich aber längst nicht mehr, ich sah nur noch seine Augen und hörte wie in Trance jemanden neben uns rumschreien. Dieses Schreien verschwand immer weiter in den Hintergrund. Herr Schubert hatte eine Art Walkie Talkie vor seinem Mund ... mehr nahm ich von außen nicht mehr wahr. Nur noch diese Augen, die mich weiterhin fest im Visier hatten.
Wie benommen verlieh ich meinen Geda nken meine Stimme: „Ich wollte doch nur, dass du weißt, dass das der schönste Abend in meinem Leben war ...“
Auf einmal veränderte sich der Blick vor mir. Die A ugen verloren diesen boshaften Ausdruck und wichen zurück. Leicht verschwommen sah ich, wie die Hände mich losließen und sich scheinbar entfernten, ohne sich zu bewegen. Tatsächlich war ich es, der nach hinten sackte. Ich schloss meine Augen und wartete darauf, endlich auf dem Boden aufzuschlagen.
Dann wurde alles schwarz, noch bevor ich unten a nkam.
D iese Stille, die ich die letzten Sekunden verspürt hatte, verblasste nach und nach. Es wurde sogar richtig laut. Ein Schrei riss mich plötzlich wieder komplett zurück ins wache Leben. Über mir befanden sich eine Frau und ein Mann, die mir Luft zufächerten und mir irgendwas spritzten.
Ich war mal beim Zahnarzt in Ohnmacht gefallen, da hatten die mir auch was g espritzt. Das war um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, dasselbe hatte ich nun wohl auch bekommen.
Die Frau links von mir hatte meinen Kopf auf ihren Obe rschenkel gelegt. Aus dieser Perspektive konnte ich sehen, wie zwei Männer Marco griffen und versuchten, seinen Ärmel hochzuziehen. Ein Dritter kam hinzu und bereitete ebenfalls eine Spritze vor. Die beiden hatten große Mühe Marco festzuhalten. Einer stemmte sich mit aller Kraft gegen seine Schulter, der andere hielt seine Arme auf dem Rücken zusammen. Der mit der Spritze legte Marco eine Art Gürtel um den Oberarm und zog ihn fest. Dann setzte er mit großer Konzentration die Nadel in den Arm, der sich kaum bewegen konnte durch den Griff der Männer. Marco war fürchterlich am schreien ... Es war ein entsetzlicher Anblick. Die Polizistin, die mich versorgte, versuchte mir gut zuzureden, aber mein Blick war wie gefesselt von dem Szenario, das sich da gerade in der Zelle abspielte.
Es dauerte nicht lange und man konnte erkennen, was die Spritze bewirken sollte. Marco sank in die Knie. Doch noch ließen ihn die Polizisten nicht in R uhe. Erst als er wie ein schlaffer Sack runterhing, legten sie ihn vorsichtig auf den Boden und fesselten seine Hände mit Handschellen auf dem Rücken. Ich stand mühselig auf und sah fassungslos zu, wie Marco versuchte, seine Arme und Beine zu bewegen. Er gab ein paar Laute von sich, die denen eines total Besoffenen ähnelten, und richtete seinen Blick auf mich. Ich stellte mich ganz nah an die Gitter und schaute zu ihm runter.
Seine Augen schauten angestrengt zu mir rauf. Das war so unmenschlich, was hier grad pa ssiert war.
Herr Schubert klopfte mir auf die Schulter und fragte, ob ich wieder einigerm aßen ok sei. Ich schüttelte den Kopf und wischte ein paar Tränen mit dem Ärmel weg.
Noch immer suchte Marco mit seinen Bl icken nach meiner Aufmerksamkeit. Ich kniete mich zu ihm runter, damit es angenehmer für ihn war, zu mir rüberzuschauen.
Mein Hals tat mir fürchterlich weh und mir war schwindelig. Zudem drückte mein Kopf immer stä rker, je länger ich in der Hocke blieb. Ich wollte aber nicht aufstehen, ich wollte wissen, ob ich das richtig erkannt hatte ... ja, er hatte Tränen in den Augen ... Wie konnte er denn jetzt auf einmal so traurig sein? Lag das an mir oder weil er sich in dieser erbärmlichen Lage befand? Was auch immer es war, es war unerträglich für mich. Sein blaues Auge war auch immer noch da. Das sollte endlich weggehen, es erinnerte mich permanent daran, wie ich es ihm verpasst hatte. Ich hatte ihn zwar nicht geschlagen, als er so hilflos wie jetzt auf dem Boden gelegen hatte, aber wenn ich ihm jetzt in die Augen sah, fühlte es sich so an, als hätte ich genau das getan.
Langsam schob ich meine
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