Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Leuten aus der Firma war zum Glück niemand betroffen. Sie konnten sich das Spektakel ruhigen Gewissens von draußen ansehen.
Eine ältere Frau, die wohl für das Feuer verantwortlich war oder zumindest eins der Zimmer hatte, die hoffnungslos niederbrannten, brachte bei der Befragung durch die Polizei kaum ein Wort raus. Andrea konnte sich gut vorstellen, wie der Frau zumute sein musste. Sie hatte ja keine Zeit mehr gehabt ihr ganzes Zeug rauszuräumen, das fiel ja alles den Flammen zum Opfer. Noch dazu wohnte hier ja sicher niemand mal eben um die Ecke, so dass man sich da frische Wäsche und so weiter hätte holen können.
Andrea versuchte sich vorzustellen, was sie tun würde, wenn ihre ganzen Klamotten hinüber wären. Wahrscheinlich würde sie vor dem verkohlten Haufen stehen und laut schreien. Dementsprechend viel Mitleid hatte sie mit der Frau und wartete vor dem Hotel auf eine günstige Gelegenheit, mit ihr zu reden. Als die Polizei zur nächsten Person überging, sank die Frau völlig erledigt auf die Sitzbank eines Bushaltestellen-Häuschens.
Vor dem Eingang saß ein kleiner weißer Hund, der scheinbar herrenlos auf irgendetwas wartete, wä hrend die Feuerwehr das Gebäude evakuieren ließ. Jeder, der hinauslief, wurde von dem kleinen Wuschel genauestens inspiziert, aber das Herrchen oder Frauchen war nicht dabei.
Als Andrea ihn erblickte, musste sie k ichern. Auch sie war bisher jeden Abend, wenn sie zurück ins Hotel gekommen war, erst einmal freudig von dem Kleinen begrüßt worden, bevor er sich mit seinem Frauchen zum Gassi gehen aufgemacht hatte. Da sein Frauchen gerade unter Schock stand, schien sie noch gar nicht bemerkt zu haben, dass ihr kleiner Schützling nach ihr suchte.
Andrea bückte sich zu ihm runter. „Hallo, kleiner Freund. Hat man dich in dem ganzen Trouble vergessen?“ Liebevoll schleckte das kleine Fellknäuel die Hände ab, die ihn streichelten. „Komm mal mit“, sagte Andrea entschlossen und trug das Tierchen zu der erschöpften Frau auf der Bank. „Entschuldigen Sie bitte“, riss Andrea sie aus ihren Gedanken, „ich glaube, hier hat jemand nach Ihnen gesucht.“
Die Augen der Frau fingen sofort an zu leuchten. „Da bist du ja!“ Sie sprang aufgeregt auf und nahm A ndrea den Hund ab. „Och Gott, mein kleiner Wuddelknuddel, komm her zu Mama, ja, meine Süße, alles ist wieder gut, jetzt wird alles wieder gut“, sprach sie zu dem Tier und bedeckte es mit Küsschen. Nachdem sie ihr Haustier ausreichend durchgeknuddelt hatte, wandte sie sich wieder Andrea zu: „Haben Sie vielen Dank! Wo haben Sie meine kleine Tibby denn gefunden?“
„Sie hat da drüben beim Hotel-Eingang auf Sie gewa rtet.“
„Och Gott, hast du mich gesucht, mein süßer Schatz? Das tut mir leid, wie konnte ich dich nur vergessen?“ Voller Schuldg efühle tröstete sie ihren Vierbeiner und schmuste mit ihm.
Wehmütig betrachtete Andrea, wie gut sich die Frau mit i hrem Hund verstand. Das erinnerte sie wieder daran, wie gerne sie selbst einen Hund hätte. „Bei so viel Aufregung kann das schon passieren“, sagte sie beruhigend.
„Ja, das ist wohl wahr, aber ich wüsste echt nicht, was ich tun würde, wenn ich sie auch noch verlieren würde.“
„Haben Sie bei dem Brand viel verloren?“
„Na ja, also bis auf meine Handtasche und ein paar S achen aus einem Trolly, den ich dabei hatte, war alles noch in dem Zimmer.“
Geschockt schaute Andrea der Frau in die Augen. „Das tut mir furchtbar leid für Sie.“
„Es ist nicht der erste Brand, den ich miterlebe“, merkte die Frau an, „ich scheine so ein Pech magisch anzuziehen.“
„Wissen Sie, was passiert ist?“, fragte Andrea neugi erig, während sie die Öhrchen des Hundes kraulte.
„Na ja, als ich gerade aus dem Fahrstuhl stieg, hörte ich eine laute Explosion. Dann war eine Weile gar nichts, aber dann sah ich, dass Rauch aus meinem Hotelzimmer kam. Als ich die Tür aufmachte, bran nte bereits alles lichterloh.“
Andrea schüttelte erschü ttert den Kopf.
„Ich wollte das Feuer löschen, fand aber nichts, womit ich das hätte tun können. J emand vom Hotelpersonal kam dann mit einem Feuerlöscher angerannt. Er war noch nicht richtig im Zimmer, da glaubte er Gas zu riechen und schrie, ich solle raus hier. Immer wieder rief er: ‘Raus hier!‘ Es war so schrecklich. Ich stand so unter Schock; ich war wirklich nicht in der Lage zu begreifen, was er damit meinte. Er packte mich und zog mich in den Flur und schrie, ich solle die
Weitere Kostenlose Bücher