Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Beschimpfungen, aber Andrea ist so verdammt argumentationsstark, dass sie so ziemlich jeden mundtot kriegt. Herrlich! ... Ich glaube, der einzige würdige Gegner für sie wäre Marco. Ich könnte mir vorstellen, dass dem genauso schnell das Passende einfallen würde.
Nachdem Andrea und ich den ganzen Müll losgewo rden waren und wir wieder an der Polizeiwache vorbei zurück nach Hause fuhren, sagte ich in Gedanken „Bis bald, Marco“. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, erschrak ich, weil mir wieder einfiel, dass ich ja nicht an Marco denken durfte. Nervös schaute ich zu der Person am Steuer rüber, ob sie mich beobachtete, aber sie blieb ganz normal. Puh, Glück gehabt!
Meine Mission in dieser Wett-Sache war eindeutig nicht das Durchhalten von „nicht an Marco denken“, sondern von „Andrea bloß nichts davon mitkriegen lassen“.
U nd nicht nur, dass ich seit der Wette zwanghaft fast pausenlos an ihn dachte, ich träumte auch noch von ihm.
In einem Traum war ich im Gericht. Aber es war alles irgendwie so unkoordiniert, alle liefen wirr umher. Es war auch irgendwie gar nicht wie in einem Gerichtsgebäude, es sah mehr nach großer Showbühne aus und ich befand mich wohl grad hinter den Kulissen, weil zwei Leute eine große Leiter irgendwo aufbauten und irgendwas an den Scheinwerfern reparierten. Und überall hingen so riesige schwarze Vorhänge, die irgendwas verdeckten.
Auf einem Stapel Kisten saß Marco, der mit den Be inen wackelte und sich mit irgendjemandem unterhielt, der ein Headset aufhatte. Dieser Jemand hastete schnell weiter und Marco wartete auf den Kisten. Ich wusste, ich durfte nicht hier sein, das hier war Tabu-Zone für mich. Nur der Richter, die Polizei, die Leute, die alles planten, und natürlich der Angeklagte durften hier sein. Ich hoffte, es würde keinem auffallen, dass ich da gar nicht sein durfte.
Wie schön er aussah, da auf seinen K isten ... Diesen Mann entstellt wirklich gar nichts, der sieht echt in jeder Situation professionell gut aus. Ich schaute ihn die ganze Zeit an und wartete, dass er zu mir rübersieht, aber dauernd sprach ihn irgendjemand an, so dass er abgelenkt war.
Dann, als er aufstand, um ... keine Ahnung, warum, aber er schien irgendwo hingehen zu wollen, sah er zu mir rüber. Aufgeregt lächelte ich ihn an, aber er verschränkte die Arme und blickte schnell in die andere Richtung.
Hastig versteckte ich mich zwischen zwei ... also diese ... ach, wie heißen die Teile noch gleich ... diese Konstruktionen, die die Scheinwerfer halten ... egal, auf jeden Fall hatte ich Angst, er hätte nach jemandem Ausschau gehalten, der mich rausschmeißen würde. Komischerweise fragte ich mich nicht, warum er mich verpetzen würde, ich nahm einfach an, er sei derselben Meinung wie die anderen, die mich für unbefugt einstuften.
Immer wieder schaute ich nach, ob er da noch stand, doch auf einmal war er weg. Langsam schlich ich durch die Gegend, bis mir auffiel, dass ich unauffäll iger war, wenn ich nicht so tat, als hätte ich was zu verbergen. Zumindest hatte ich dann das Gefühl, es wäre den Leuten egal, was ich da machte.
Vor der Tür zum Gerichtssaal entdeckte ich ihn dann wi eder. Er hielt angespannt einen Zettel in der Hand und beobachtete, wie sämtliche Stühle und kleine Wandstücke aufgebaut wurden. Ich schaute mich um, niemand war in der Nähe. Also ging ich auf ihn zu und wartete hinter ihm darauf, dass er sich umdreht und „Hallo“ oder „Hey“ sagt, oder so was ... auf jeden Fall irgendwas, das mir zeigen würde, dass er sich freut, mich zu sehen. Er drehte sich sogar um, allerdings sagte er weder „Hey“ noch „Hallo“. Er sagte gar nichts. Er nahm zur Kenntnis, dass ich da stand, das war dann aber auch schon alles. Erst als er kurz zu jemandem hinter die Bühne sprintete und mit einer Person wieder zurückkam, machte er mir durch seinen Blick deutlich, dass ich für ihn ein Störfaktor war. Und zwar nicht à la „Hoh, Jan was machst du denn hier? Du störst grad voll“, sonder eher „Was guckst du so blöd? Kennen wir uns?“
Das tat echt weh und das Schlimmste war noch, dass ich mir einbildete, es sollte so sein. Ich hatte da eben nichts zu s uchen und deswegen wollte er auch nichts mit mir zu tun haben. Natürlich wär es schöner gewesen, wenn er mich wenigstens als Bekannten anerkannt hätte und mich dementsprechend weniger abweisend behandelt hätte, aber da dachte ich im Traum nicht drüber nach ... im realen Leben
Weitere Kostenlose Bücher