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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marty Tolstoy
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aber reichte es nicht, wenn ich mir das selbst schon ständig sagte? „Streite es doch nicht noch ab, es ist so offensichtlich.“
    Doch ich stellte mich weiter dumm. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest.“ Andrea schüttelte den Kopf und lachte. Sie nahm mich echt kein bisschen ernst. „Hoh, ja, dann wetten wir halt!“, schnauzte ich und ließ mich nun also doch breitschlagen.
    Andrea wusste ganz genau, dass Marco mir nicht egal war, sie verstand nur nicht, warum ich so aggressiv auf das Thema reagierte. Dabei hätte sie sich das doch wirklich denken können. Er war mir wichtiger als alles andere auf der Welt und in knapp zwei Tagen würde ich ihm noch Dreck in die Wunde schütten, indem ich gegen ihn aussagen würde und er noch länger im Knast bleiben müsste. Und als hätte das nicht schon gereicht, trampelte Andrea noch auf dem Scherbenhaufen rum, der sich mein Leben nannte.
    Ein fieses, breites Grinsen überzog jeden Winkel von Andreas Gesicht. „Um was we tten wir?“
    „Was ist überhaupt die Wette?“
    „Die Wette ist, dass du es nicht schaffst, auch nur einen einzigen Tag nicht an ihn zu denken.“
    Ein ganzer Tag?! War die wahnsinnig?! Realistischer wäre eine ganze Stunde  ... wobei ... na ja, doch, vielleicht wenn ich gerade einen Film sähe, in dem es weder um Liebe, noch um Knast, noch um Schwule ginge. Es dürften keine schwarzhaarigen Männer und keine Polizisten vorkommen und es dürfte keiner ein dunkles Hemd tragen, geschweige denn einen Ein- bis Dreitagebart. Dann wäre es unter Umständen möglich, mal eine volle Stunde lang nicht an Marco denken zu müssen.
    Da aber zum Glück niemand Gedanken lesen kann, fühlte ich mich auf der sich eren Seite. „Was ist der Wetteinsatz?“
    „Ähm  ... der Verlierer muss ... dem anderen ein Essen spendieren.“
    Sofort flutete ein hinterlistiges Lächeln mein Gesicht, das war eine großartige Idee! Denn wenn wir das Geld aus der Haushaltskasse nehmen würden, müs ste ich so oder so nichts zahlen.
    „...  Und der Verlierer bezahlt es aus eigener Tasche.“ Ach, scheiße!
    „Ok“, seufzte ich missgünstig. Aufmer ksam musterte mich meine Wettpartnerin. „Was?“, fragte ich.
    „Das hältst du niemals durch“, behauptete sie zuve rsichtlich. Noch bevor ich genauso zuversichtlich antworten konnte, sogar locker eine Woche schaffen zu können, stahl sie mir das Wort: „Du musst aber auch ehrlich sein, ok? Ich kann ja schlecht sehen, ob du an ihn denkst, also sei ehrlich.“ Ich nickte stumm und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. „Der Müll!“, rief sie hinter mir her.
    „Hoh!“, schimpfte ich, machte mich aber sofort an die Arbeit, um es endlich hinter mir zu haben. Dann hä tte ich endlich Ruhe vor „ Jan, räum den Müll weg !“, also Augen zu und durch. Außerdem hätte Andrea unter Garantie noch was dazugeschmissen, so wie ich sie kannte. Da war es besser, den noch „kleinen“ Berg schnellstmöglich zu beseitigen. Zur Belohnung bekam ich sogar eine Streicheleinheit von Andrea.
    Noch am selben Abend fuhren wir beiden in die Stadt zu den großen Müllcontainern, um das Haushalt schaos aus den überquellenden Behältern zu entsorgen. Ungünstigerweise waren diese Container nicht weit von der Polizeiwache entfernt. Während Andrea in einer Autoschlange nach einem Parkplatz Ausschau hielt, quälte mich der Anblick des Polizeigebäudes, das in Zeitlupentempo an mir vorbeifuhr.
    Es lief mir eiskalt den Rücken runter, jetzt grad war ich Marco ganz nah. Wenn er noch da war  ... vielleicht war er ja schon woanders hingebracht worden. Ich überlegte, wie es ihm wohl grad ginge und was er so dachte. In Ansätzen konnte ich es mir ausmalen. Bestimmt war er knallhart und ließ sich absolut nichts anmerken. Aber was hätte es da auch schon anzumerken gegeben, er fühlte sich bestimmt noch richtig wohl in der Rolle des Verbrechers und bestimmt hatten alle großen Respekt vor ihm. Ich stellte mir zu gerne vor, wie hart und cool er war, und dass ihm niemand etwas anhaben konnte. Ich schätze, sollte es wirklich anders gewesen sein, hätte ich es gar nicht wissen wollen.
    Endlich entdeckte Andrea einen freien Parkplatz, den sie sich rabiat schnappte, bevor ihn ihr einer ihrer Mitstreiter wegg enommen hätte. In solchen Dingen ist sie echt gnadenlos, aber ich mag es, es hat mich schon immer zum Lachen gebracht. Meistens stößt sie mit ihrer Art auf Leute, die das gar nicht lustig finden, und dann beginnt oft ein Wortgefecht aus

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