Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
lagerte sie nicht nur speziell weiblichen Kram, so ndern hatte durchaus auch Shampoos und Spülungen dabei, die für beide Geschlechter geeignet waren. Eine ozean-blaue Flasche machte auf mich einen einigermaßen männlichen Eindruck, sprich, es würde schon nicht nach Rosen oder so was riechen. Und tatsächlich stellte ich beim Schnuppern fest, dass es angenehm roch ... Nach was konnte ich nicht richtig definieren, aber es roch gut. Ich seifte mich damit ein, duschte es wieder ab, nachdem ich mit den Schaumbläschen einen Smiley auf meinen Bauch gemalt hatte, und rubbelte mich trocken.
Andrea war mittlerweile fündig geworden und steckte eine CD in einen Umschlag. „Was ist das?“, fragte ich, während ich durch den Topf rührte, der auf dem Herd stand.
„Tomatensoße“, antwortete Andrea und leckte über den Kleberand am Umschlag.
„Nein, die CD.“
„Ach so, da sind Daten drauf, die jemandem für einen Artikel nützlich sein könnten, die muss ich noch zur Post bringen. Und dann muss ich noch zur Bank, und Essen machen muss ich auch noch ...“, seufzte Andrea genervt, „gehst du heute zufällig in die Stadt und könntest den Brief für mich einwerfen?“
„Ich wollte heute eigen tlich mal nicht in die Stadt“, sagte ich und schaute sie entgeistert an, „aber na gut, für dich mach ich es.“
„Du bist ein Schatz, danke.“, gab sie erleichtert z urück.
Ich zog mich an, um die Sache noch schnell vor dem Essen hinte r mich zu bringen. Die Packung, die an ei-nem weiteren Topf lehnte, verriet, dass es Spaghetti gab, da wollte ich auf jeden Fall rechtzeitig wieder da sein.
„Ich beeile mich“, rief ich Andrea von der Hau stür aus zu, nachdem ich einen letzten gierigen Blick auf den Topf mit dem kochenden Wasser geworfen hatte.
„Ist gut“, sagte Andrea lachend und kloppte die P ackung mit den langen Nudeln einmal kräftig gegen die Kante der Arbeitsfläche, so dass sie in der Mitte durchbrachen und besser in den Topf passten.
Auf dem Weg in die Stadt überlegte ich, wo ich langgehen könnte, um schnellstmöglich wieder zu Hause zu sein, doch jeder Weg erwies sich bei genauerem Überlegen als genauso weit wie alle anderen auch. Eine Möglichkeit, bei der ich drei Minuten rausschlagen könnte, führte allerdings in Richtung Polizei und diese Strecke wollte ich lieber meiden. Stattdessen lief ich einfach geradeaus der Nase nach in die Innenstadt.
Kurz vor dem Ziel schaute ich auf den Umschlag. „Hey, da ist ja schon eine Brie fmarke drauf“, stellte ich erstaunt fest und sah das als günstige Gelegenheit, die CD einfach in den nächsten Postkasten zu stecken. Also bog ich in die nächste Seitenstraße und hatte es nur noch ein paar Meter zu einem dieser Kästen. Super, jetzt bekam ich schon fünf Minuten eher meine Spaghetti ... „Spaghetti, Spaghetti, Spaghetti“, dachte ich aufgeregt und überlegte mir schon mal genau, mit welcher Würzmischung ich mein Leibgericht diesmal verfeinern würde.
Doch als ich bei der Stelle ankam, wo der Postkasten gewöh nlich stand, fand ich nur einen Pfosten vor, auf dem kein Kasten mehr steckte. „Das gibt’s doch nicht!“, schimpfte ich. Dann hieß es also doch zur Post. Oder vielleicht doch nicht. Ganz in der Nähe musste noch so einer stehen. Sollten sie den nicht auch abgerissen haben, würde der endlich mein Ziel sein. Etwas enttäuscht, aber nicht weniger hektisch führte mich mein Weg also zum nächsten Punkt.
In sichtbarer Nähe sah ich das gelbe, viereckige E twas zum Glück bereits stehen und wollte drauflosstürmen, als plötzlich Marco vor mir stand. Er schien quasi aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Sofort schreckte ich zurück und wollte schreien, aber ich war so überrascht, dass ich keinen Ton rausbekam. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an, als wäre er ein Außerirdischer. Ich musste wirklich genau hinschauen um mir sicher zu sein, dass das keine Einbildung war, dass das auch niemand war, der nur so ähnlich aussah.
„Jan!“, kam es aus seinem Mund. Ja, es war eindeutig Ma rco ... Es war wirklich Marco ... MARCO!!! Oh mein Gott! So lange hatte ich ihn gesucht und jetzt stand er direkt vor mir ... einfach so, ohne dass ich wie üblich erst nach ihm suchen musste. Warum hatte ich nicht schon viel eher aufgehört nach ihm zu suchen, dann hätte ich ihn schon viel eher wiedergesehen.
Er wartete darauf, dass ich irgendwas sage, aber ausgerechnet jetzt fiel mir nichts ein. Sollte ich Hallo sagen oder einfach nur
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