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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Sander
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also.

    *

    Ich hielt mein Telefon ans Ohr und streifte mit der freien Hand etwas Laderampendreck von der Hose. Im Auto breitete sich ein gewisses Müffeln aus. Ich ließ die Fenster herabsurren.
    »Der Smirnik«, meldete sich Poldi grußlos und freudig. »Weiß ich schon«, sagte er. »Liegt im AKH, der Ärmste. Du bist vielleicht eine brutale Sau, Kant. Respekt.«
    »He Poldi, das war  … «
    »Aber effizient. Nein, nein, sag nichts. Mir ist auch schon öfter wer gegen die Tür gerannt. Gute Arbeit.« Etwas raschelte im Hintergrund.
    »Deswegen ruf ich nicht an  … «
    »Du, ich muss aufhören, hier ist der Teufel los«, sagte Poldi und legte auf.
    Ich steckte mein Handy wieder ein. Poldi war also noch im Büro. Umso besser. Ich startete und fuhr zum Landeskriminalamt.
    Nach kurzem Klopfen rauschte ich in Poldis Zimmer.
    Er blickte irritiert von einem Papierstapel auf. Zwei Knöpfe seines Hemds waren offen, die Ärmel aufgekrempelt. »He, Kant. Wie bist du hier hereingekommen?«, sagte er.
    »Die Torwache hat mein Auto erkannt. Der Mercedes ist wie ein Universalschlüssel. Außerdem hab ich mich auf dich berufen«, sagte ich.
    »So wie du aussiehst?« Er betrachtete meine schmutzigen Schuhe und die Lehmflecken auf der Hose. »Was riecht da so?« Poldi schob zwei Teller mit Sandwichresten und eine Tasse abgestandenen Kaffee an den Rand seines Schreibtisches.
    »Frag ich mich auch«, sagte ich und schnupperte aus Alibigründen ein paarmal. »Hör mir ein paar Minuten zu.« Ich setzte mich auf die kleine Couch der Besprechungsecke.
    Er wehrte mit den Armen ab. »Du, keine Zeit. Ich hab gleich einen Termin beim Oberst. Kopfwäsche, wegen der Schlagzeilen morgen.«
    »Was denn für Schlagzeilen?«, sagte ich.
    »EU-Einbruchshorror. Polizei kapituliert«, sagte Poldi, stand auf und streckte sich. Seine Wirbel knackten. Der Sessel drehte sich quietschend. »Ich bin seit sieben hier. Keinerlei Ansatz. Wir kontrollieren halt. Finden aber nichts. Heute um zehn sind ein Haufen Reifen gestohlen worden. Und schon vom Erdboden verschluckt.«
    Ein Tablett mit Gläsern und Wasser stand auf einem kleinen Tisch bereit. Ich bediente mich. »Deinen Termin kannst du gleich absagen«, sagte ich. »Richte dem Oberst aus, du hast eine Einsatzlage und brauchst ihn heute noch. Wo die Reifen sind, weiß ich übrigens auch.«
    Poldi öffnete den Mund zu einer Entgegnung, sah mich an und verstummte. Dann nahm er den Telefonhörer. »Martha, bei mir entwickelt sich was. Ich muss absagen.« Er seufzte. »Ja, ich weiß, Martha.« Er schob das Telefon beiseite, grinste und sagte: »Also, Kant, und jetzt sag mir, wieso ich gerade meine Karriere mit Füßen trete.«
    »Weil es am Montag wieder Einbrüche geben wird. Vielleicht kannst du sogar jemand festnehmen.« Ich spreizte die Finger und malte mit beiden Händen einen Bogen in die Luft. »Kronenzeitung: Poldi, der Befreier von Linz«, sagte ich. »Na, was sagst?«
    »Nein, nein. Lob, immer nur die Politiker oder der Chef. Wir nie. Grundsatz.« Er setzte sich wieder, wippte seinen Sessel zurück und legte die Beine auf den Tisch. »Erzähl.«
    »Du hast recht gehabt. Die bekommen erstklassige Informationen.« Ich erzählte von Bloderer, meinem Treffen mit Dackel Peter und dem Telefonat mit Toni. Dass Dackel Peter dealte, erwähnte ich nicht.
    »Der Bloderer soll ein Agentennetzwerk aufgezogen haben? Wie bist du auf diese Typen gekommen?«, sagte Poldi.
    »Ich bin bei ihm eingebrochen und habe seine Wohnung durchsucht. Bloderer führt Buch.«
    »Und wer macht dann die ganzen Einbruchsdiebstähle?«, sagte Poldi. »Von dir einmal abgesehen, meine ich. Er selber ja wohl kaum, oder?«
    »Das ist der Punkt«, sagte ich. »Ich glaube, es sind immer mehrere Teams unterwegs, von denen du eines zufällig erwischt hast. Nach den Einbrüchen laden sie die Beute in größere Fahrzeuge um und verschwinden.«
    »In die Mietwagentransporter etwa, die ich für dich ausforschen durfte?«, sagte Poldi.
    »Genau. Und die Transporter bringen die Ware in ein Depot.« Dass ich die Kennzeichen nur notiert hatte, um nicht einzuschlafen, verschwieg ich.
    »Ein Diebesbunker.« Poldi fuhr mit dem Handrücken über sein Kinn. Es raspelte laut. »So was haben wir schon öfter gehört, aber noch nie einen gefunden. Sag bloß, du weißt, wo einer ist?«
    Ich erzählte ihm von meinen Beobachtungen in der letzten Stunde.
    Poldi nickte anerkennend. »LKW-Verkehr im Hafen ist unverdächtig. Und die Reifen sind jetzt gerade da

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