Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
war, dass er Melanie vergötterte. Es war ihr schwergefallen, seinen Vorschlag mit dem Museum abzulehnen, aber bei genauerer Betrachtung war Melanie nun wirklich nicht museumskompatibel. Sie sah sich nicht gern kostbare Objekte an, die hinter Glas ausgestellt und von Alarmen und Wachmännern beschützt wurden. Da zog sie Gegenstände vor, die sie in die Hand nehmen und mit allen Sinnen erleben konnte.
Als Melanie im Chimera ankam, war der Laden voller Kunden. Die Demonstration hatte dem Geschäft offenbar nicht geschadet – vielmehr schien es hier sehr viel belebter zu sein als in der letzten Weihnachtssaison und der davor. Als sie durch die Tür ging, hatte sie das Gefühl, eine andere Frau zu sein, als hätte ihre Abwesenheit ihre Perspektive verändert und sie in eine Kundin anstelle der Geschäftsführerin verwandelt. Mit ihrem Expertenblick sah sich Melanie im Inneren um und nahm die Ständer voller historischer Kleidung, die reich mit Spitzen und Perlen verziert war, ebenso wie die schimmernden neuen Lederkorsetts in sich auf. Sie erblickte die kühnen Nackten an den Wänden, die einen herrlichen Kontrast zu den getrockneten Blumen und Kräutern bildeten. Und dann war da natürlich noch der Alkoven, der jetzt das Herzstück des Ladens bildete, in dem zahllose erotische Entdeckungen auf jeden warteten, der mutig genug war, nach ihnen zu suchen. Als sie die vielen Kunden sah, von denen sie den Großteil nicht kannte, schlug Melanies Herz schneller.
Das ist mein Werk , dachte sie. Ich habe mir das alles ausgedacht und es in die Realität umgesetzt, und jetzt kann ich einfach verschwinden und etwas Neues anfangen, wenn ich es denn möchte.
Pagan hatte ihren Platz an der Kasse bereits eingenommen und kassierte einen Kunden nach dem nächsten ab. Luna schlängelte sich durch die Anwesenden und blieb hier und da stehen, um Fragen zu beantworten. Neben Pagan stand noch ein weiteres Mädchen an der Theke, das sie unterstützte, eine hübsche Blondine, die sich in einen knallengen roten Overall aus Samt gezwängt hatte. Pagan und Luna schienen inoffiziell jemanden eingestellt zu haben. Wenn sie sich allerdings ansah, wie viele Männer sich gerade im Laden aufhielten, schien diese neue Verkäuferin tatsächlich großes Potenzial zu haben.
Melanie kicherte leise. Bevor die Mädchen sie bemerken konnten, drehte sie sich um und schlüpfte wieder aus der Tür.
Es dämmerte schon, als Melanies Wagen vor der Remise parkte. Das kleine weiße Haus mit dem Spitzdach sah dunkel und leer aus, ebenso wie Teds und Hannahs Haus. Weder Hannahs Truck noch Teds Auto stand vor der Tür, also schien das Paar weggefahren zu sein. Das machte Melanie ein bisschen traurig, denn sie bedauerte, dass diese Beziehung nicht funktioniert hatte. Wenn sie ganz ehrlich mit sich war, dann musste sie zugeben, dass Langzeitbeziehungen ohnehin nicht ihre Stärke waren. Ihre Spezialität beschränkte sich auf kurze, heiße Affären, aber sobald sie in die Abgründe tiefer gehender Gefühle vordrang, war sie verloren.
Melanie sank das Herz in die Hose, als sie die Tür aufschloss. Sie hatte die Remise noch nicht einmal richtig nach ihrem Geschmack eingerichtet. Eigentlich hatte sie eine Kreuzung aus dem Boudoir einer Kurtisane aus dem achtzehnten Jahrhundert und eines abgefahrenen New Yorker Nachtklubs daraus machen wollen. Doch jetzt würde sie schon wieder ausziehen, bevor sie sich überhaupt hier eingerichtet hatte.
Doch dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Im Zimmer war es nicht völlig dunkel, wie sie anfänglich gedacht hatte. Eine Zweierreihe aus Votivkerzen bildete einen Weg, der von ihrem »Salon«, wie sie ihn nannte, die Treppe hinaufführte.
»Hallo? Ist da jemand?«, rief sie.
Die leuchtende Spur schien sie anzuflehen, ihr zu folgen, aber Melanie zögerte. Sie wollte das Haus nicht betreten, wenn dort in den Schatten ein Psychopath mit einem Kerzenfetisch auf sie lauerte. Von oben hörte sie leises, gedämpftes Lachen.
»Wer ist denn da?«, rief sie erneut, aber dieses Mal eher aus Neugier denn aus Furcht. Schritt für Schritt schlich sie die Treppe hinauf, die zu ihrem Schlafzimmer führte. Die Kerzen warfen ein verzaubertes Licht an die Wände, sodass ihre vertrauten Möbel irgendwie unwirklich aussahen. Als sie sich ihrem Ziel näherte, erregte leise, kaum hörbare Musik ihre Aufmerksamkeit. Bei Erreichen der obersten Treppenstufe platzte Melanie fast schon vor Aufregung.
Die Dekoration in ihrem Schlafzimmer überstieg all ihre
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