Geliebt
gemacht, das Feuer zu schüren. Dazu waren sie alle zu bekifft gewesen.
Der Raum drehte sich immer noch um Sam. Er hob den Kopf, zog sich einen Strohhalm aus dem Mund und spürte einen fürchterlichen Schmerz an den Schläfen. Er hatte in einer merkwürdigen Haltung geschlafen, deshalb schmerzte sein verkrampfter Nacken, als er den Kopf bewegte. Er rieb sich die Augen und versuchte, die verklebten Lider zu öffnen, aber es fiel ihm schwer. Gestern Abend hatte er es wirklich übertrieben. Er erinnerte sich an die Wasserpfeife. Danach hatte er Bier und Southern Comfort getrunken, später noch mehr Bier. Er hatte sich übergeben müssen und dann wieder Gras geraucht. Irgendwann im Laufe der Nacht war er einfach aus den Latschen gekippt. Wann genau, das wusste er nicht mehr.
Obwohl ihm schlecht war, hatte er großen Hunger. Am liebsten würde er jetzt einen ganzen Stapel Pfannkuchen und ein Dutzend Eier vertilgen, aber er befürchtete, sich erneut übergeben zu müssen. Allein beim Gedanken daran musste er würgen.
Mühsam versuchte er, sich an die Ereignisse des Vortages zu erinnern. Die Begegnung mit Caitlin fiel ihm ein – wie könnte er das vergessen. Ihr Auftritt hatte ihn so richtig fertiggemacht. Wie sie Jimbo zu Fall gebracht hatte. Dann die Sache mit dem Hund. Was zum Teufel war das gewesen? War das wirklich passiert?
Als er aufblickte, sah er das Loch in der Wand, durch das der Hund gesegelt war. Kalte Luft strömte herein. Das war eindeutig der Beweis dafür, dass er nicht geträumt hatte. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Und wer war der Kerl, der sie begleitet hatte? Er sah aus wie ein Footballspieler, war aber extrem blass. Er wirkte, als wäre er geradewegs dem Film Matrix entstiegen. Sam konnte nicht einschätzen, wie alt er war. Das Eigenartige war, dass er das unbestimmte Gefühl hatte, ihn von irgendwoher zu kennen.
Seine Freunde lagen um ihn herum und schliefen, die meisten schnarchten. Sam hob seine Uhr vom Boden auf und sah, dass es elf Uhr vormittags war. Sie würden sicher noch eine Weile weiterschlafen.
Er durchquerte die Scheune und griff nach einer Flasche Wasser. Er wollte gerade trinken, als er merkte, dass sie mit Zigarettenstummeln gefüllt war. Angewidert stellte er die Flasche ab und sah sich suchend um. Aus dem Augenwinkel entdeckte er einen halb gefüllten Wasserkrug auf dem Boden. Er trank und trank, bis er ihn fast geleert hatte.
Jetzt ging es ihm schon besser. Seine Kehle war so trocken gewesen. Er atmete tief ein und legte sich eine Hand an die Schläfe. Der Raum drehte sich immer noch, und es stank. Er musste hier raus.
Also ging Sam zum Scheunentor und schob es auf. Die kalte Morgenluft fühlte sich gut an, aber trotz der Wolken war es so verdammt hell, dass er die Augen zusammenkneifen musste. Es schneite wieder. Super, noch mehr Schnee.
Früher hatte Sam Schnee geliebt, vor allem, wenn es so viel geschneit hatte, dass sie nicht in die Schule gehen konnten. Zusammen mit Caitlin war er den halben Tag Schlitten gefahren.
Aber jetzt schwänzte er ohnehin meistens die Schule, sodass es keinen Unterschied mehr machte. Der Schnee ging ihm nur noch auf die Nerven.
Sam steckte die Hand in die Tasche und zog eine zerknitterte Zigarettenpackung heraus. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an.
Ihm war klar, dass er eigentlich nicht rauchen sollte. Aber alle seine Freunde rauchten, und immer wieder hatten sie ihm Zigaretten aufgedrängt. Schließlich hatte er nachgegeben und vor einigen Wochen damit angefangen. Es gefiel ihm. Er hustete zwar mehr als zuvor, und seine Brust schmerzte bereits, aber das war ihm egal. Er wusste, dass Rauchen schädlich war, aber er glaubte ohnehin nicht, dass er lange leben würde. Er hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass er nicht älter als zwanzig werden würde.
Allmählich bekam er wieder einen klaren Kopf und dachte über den Vortag nach. Caitlin. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Ein richtig schlechtes Gewissen, denn er liebte sie doch, wirklich. Sie war eigens hergekommen, um ihn zu sehen. Warum hatte sie nach Dad gefragt? Oder hatte er sich das eingebildet?
Er konnte kaum glauben, dass sie auch hier war. Ob ihre Mom wohl ausgeflippt war, als Caitlin ebenfalls gegangen war? Ganz bestimmt. Wahrscheinlich versuchte sie gerade, sie beide zu finden. Aber vielleicht auch nicht. Wen kümmerte es? Sie hatte sie einmal zu oft zu einem Umzug gezwungen.
Aber Caitlin stand auf einem anderen Blatt. Er
Weitere Kostenlose Bücher