Geliebt
Sache nur noch schlimmer machen. Also verharrte er einfach auf den Knien und wartete. Dabei zitterte er vor Wut und Angst. Man hatte ihn hereingelegt – er hatte ihren Krieg perfekt vorbereitet, und trotzdem würde man ihn bestrafen.
In den nachfolgenden Sekunden des Schweigen fragte Kyle sich nervös, wie seine Zukunft wohl aussehen würde.
»Kyle aus dem Blacktide Clan, du hast deine Pflichten vernachlässigt und unseren heiligen Schwur gebrochen. Hiermit verurteile ich dich dazu, mit Weihwasser übergossen zu werden. Danach wirst du aus unserem Clan verbannt werden und nicht mehr zu uns gehören. Du wirst leben, doch es wird ein einsames Leben sein. Du wirst für immer ein Ausgestoßener sein. Für immer.«
Kyle riss voller Furcht und Verblüffung die Augen auf, als sofort Dutzende von Vampiren neben ihm auftauchten, seine Arme packten und ihn wegzerrten. Diese Strafe war einfach zu hart. Sie war unfair.
»Aber mein Meister, das könnt Ihr nicht machen. Ich habe Euch so viele Jahrhunderte lang als unermüdlicher Krieger gedient!«
Verzweifelt wehrte sich Kyle, doch immer mehr Hände griffen zu und schleppten ihn weg.
»Ich kann sie finden!«, schrie er. »Ich kann sie zurückbringen! Ich bin der Einzige, der sie finden kann. Ihr müsst mir diese Chance geben!«
»Du hast bereits zu viele Chancen gehabt«, erwiderte der Meister mit einem eisigen Lächeln. »Ich werde sie selbst finden. Schließlich habe ich genug gute Soldaten in meiner Armee.«
Das war das Letzte, was Kyle hörte, bevor er durch die Flügeltüren aus dem Raum geschleift wurde.
»Mein Meister!«, schrie Kyle wieder, doch bevor er fortfahren konnte, wurde ihm schon die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Überall um ihn herum waren Arme, und bevor er sichs versah, lag er flach auf dem Rücken auf einer Steinplatte.
Immer mehr Vampire beugten sich über ihn und hielten ihn fest. Sie alle sannen auf Rache. Kyle dachte an all die Fehden, die er im Laufe der Jahrtausende ausgefochten hatte. Um das zu erreichen, was er schließlich erreicht hatte, war er vielen auf die Füße getreten. Jetzt war die Zeit für Vergeltung gekommen.
Höhnisch grinsend trat ein Vampir mit einem Eimer in der Hand näher.
» NEEEIIINNN !«, schrie Kyle panisch. Da er diese Art der Bestrafung schon öfter miterlebt hatte, konnte er die furchtbaren Schmerzen erahnen, die ihn erwarteten.
Als er aufsah, neigte sich der Eimer, dann ergoss sich die Flüssigkeit über sein Gesicht.
Seine entsetzlichen Schreie hallten in den Gängen wider.
12.
Kapitel
W ährend Caitlin sich an Caleb festklammerte und mit ihm durch die kalte Luft flog, ließ die schmerzhafte Hungerattacke allmählich nach, und sie konnte wieder klar denken. Als sie an sich hinuntersah und entdeckte, dass sie beide voller Blut waren, versuchte sie sich zu erinnern, was eigentlich passiert war.
Nach und nach kehrte die Erinnerung zurück: Sie hatten Hawthornes Haus verlassen. Die Polizei war aufgetaucht, dann hatte Caitlin die Kontrolle über sich verloren. Ein Schuss war gefallen. Genau, jetzt wusste sie es wieder: Als sie gerade ihre Zähne in den Hals des Polizisten hatte bohren wollen, hatte Caleb sie weggezogen. Mit Lichtgeschwindigkeit hatte er sie weggerissen und sie so davor bewahrt, einen weiteren Menschen anzugreifen.
Doch er hatte dafür bezahlt, denn der Polizist hatte geschossen und Caleb am Arm getroffen. Sein Blut war überall gewesen, aber offensichtlich hatte die Verletzung ihn nicht beeinträchtigt. Stattdessen war es ihm irgendwie gelungen, alle drei Polizisten auszuschalten, bevor sie überhaupt hatten reagieren können. Dann hatte er Caitlin mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung hochgehoben und war mit ihr davongeflogen. Sie bewunderte seine Selbstbeherrschung und die Art und Weise, wie er jede schwierige Situation meisterte. Schließlich hatte er es geschafft, sie dort herauszuholen, ohne dass jemand ernsthaft verletzt worden war – mal abgesehen von seiner eigenen Verletzung. Es war ihr peinlich, dass sie derart unbeherrscht war und schwierige Situationen nicht im Griff hatte. Sie hatte ihn schon wieder in Gefahr gebracht.
Es war bereits dunkel, als Caitlin und Caleb über die Wälder am Rande von Salem flogen. Allmählich beruhigte sie sich wieder. Caleb hielt sie fest, und nach und nach löste sich ihre Anspannung. Auch ihr Hunger und ihre Wut ließen nach.
Als sie schließlich irgendwo mitten im Wald landeten, fühlte sie sich wieder ganz normal. Rückblickend kamen ihr
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