Geliebte Betrügerin
Colbrooks Herz.
Kapitel 28
Lady Colbrook blieb bewundernswert gefasst. Sie kreischte nicht, sie duckte sich nicht. Stattdessen bestätigte sie Kerrichs Verdacht mit einem einzigen Satz. »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?«
Lady Albon fuhr zusammen und ließ einen spitzen Schrei hören. Mrs. Tomlin schob ihren Gatten aus der Schusslinie. Pamela fasste Beth an den Schultern, bugsierte das Kind hinter sich und wich zurück.
Kerrich trat zwischen Lady Colbrook und seinen Cousin.
»Lewis, das ist nicht klug.«
»Klug?« Lewis' Stimme zitterte. Er versuchte, an Kerrich vorbeizuzielen, ohne die Deckung aufzugeben. »Klug? Ich pfeife auf die Klugheit. Ich bin ruiniert. Die ganze Bank von England hat mich gesehen.«
»Sie waren es, der die Bank von England bestohlen hat?« Lord Swearn lief puterrot an und fletschte die Zähne. »Sie haben in meinem Haus gewohnt. Sie haben meinen Sohn unterrichtet. Sie … Sie Bestie.«
»Sehen Sie!«, Lewis' Hosen waren am Knie zerrissen, die Haare standen ihm zu Berge, er quälte sich hörbar von Atemzug zu Atemzug. »Verstehen Sie, ich kann nicht in England bleiben, sonst werde ich hängen. Und ich kann England nicht verlassen, denn Miss Fotherby, die Frau, die ich liebe, ist hier.«
»Meine Tochter!«, holte Swearn aus. »Sie erdreisten sich, den Namen meiner Tochter in den Mund zu nehmen?«
Die Pistole schwenkte auf ihn um. »Es ist Ihre Schuld. Sie haben gesagt, ich sei zu arm für sie, also habe ich versucht, Geld aufzutreiben!«
»Sie haben es nicht aufgetrieben. Sie haben es gestohlen!«, rief Lord Swearn.
Lord Reynard trat zwischen die beiden Männer und fixierte Lewis. »Lewis, du bist hier im Buckingham-Palast.«
»Und ich benehme mich daneben«, machte sich Lewis über den alten Mann lustig. »Was wird die Königin wohl denken?«
»Sei kein Narr, Junge«, sagte Lord Reynard scharf. »Die königlichen Wachen werden dich töten.«
»Ich habe nichts zu verlieren.« Lewis' Stimme bebte.
Kerrich wollte seinen Großvater hier raus haben, obwohl er wusste, dass es zwecklos war, ihn zu bitten zu gehen. Immerhin war es Lord Reynard gewesen, der ihn gelehrt hatte, dass es besser war, für seine Grundsätze zu sterben, als ein Leben in Feigheit zu führen. Der Leibhaftige wäre vor Großpapa geflohen!
Jemand in der Menge schrie: »Eine Pistole! Der Mann hat eine Pistole!«
Weitere Schreie folgten, die Leute drängten nach den Ausgängen und rissen Pamela und Beth mit. Kerrichs und Pamelas Blicke trafen sich, als sie sich in der Türe umdrehte und ihm einen letzten Blick zuwarf.
Er wollte Pamela und Beth in Sicherheit wissen und hasste es gleichzeitig, sie gehen zu sehen. Sie sollten sehen, in was er da hineingeraten war und weshalb er sie allein gelassen hatte, um zum Buckingham-Palast zu fahren. Selbstsüchtig. Er war durch und durch selbstsüchtig, doch wenn er sterben musste, wollte er es ehrenhaft tun, in den Armen der Frau, die er liebte.
Kerrich lachte beinahe über sich selbst. Erst hier und jetzt, wo eine Pistole auf seine Brust gerichtet war, im Angesicht des Todes, konnte er zugeben, dass er Pamela liebte. Er liebte sie – und er hatte nicht für sie vorgesorgt.
Sie verschwand aus dem Türrahmen, und er murmelte Lord Reynard in einem Anfall von Verzweiflung zu. »Wenn ich verletzt werde, kümmern Sie sich um Pamela und Beth.«
»Mach ich«, antwortete Großpapa. »Aber ich warne dich, Junge. Wehe du wirst verletzt.«
Lewis sah sich um. Die Pistole schwankte. Kerrich sprang auf ihn zu und Lewis richtete den Lauf erneut auf Lady Colbrook.
Wieder stellte sich Kerrich mit erhobener Hand zwischen die beiden. »Lewis, ich kenne diese Waffe. Sie gehört mir. Es ist eine meiner Duellpistolen. Also gib sie mir.«
»Du bekommst nicht alles, was du willst, Devon«, kicherte Lewis bösartig.
»Junger Mann, seien Sie nicht so pathetisch!«, fuhr ihn Lady Colbrook an. »Wenn es Sie nicht kümmert, ob Sie leben oder sterben, dann erschießen Sie sich doch einfach.«
Lewis' Augen traten vor Zorn aus dem Schädel. »Es ist alles nur Ihre Schuld.« Er zeigte mit der freien Hand auf Lady Colbrook und fuchtelte wild mit der Pistole. Lord und Lady Pitchford ergriffen die Flucht, aber Lewis schien es nicht zu bemerken. Er hatte nur Augen für Lady Colbrook.
»Sie
waren es, die das mit dem Falschgeld ausgeheckt hat.
Sie
haben die Anweisungen gegeben. Ich habe nur getan, was Sie gesagt haben.«
»Und wer würde dem Glauben schenken?«, fragte Lady Colbrook mit
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