Geliebte Betrügerin
Eltern?«
Trotz der wärmenden Sonne erschauerte Kerrich. »Ich erinnere mich, wie Mutter ihn angelächelt hat und umarmt, aber -«
»Deine Mutter hat deinen Vater angebetet. ja, sie ist der Typ Frau, die einen Mann braucht, aber sie hat nie wieder geheiratet. Und weißt du, weshalb?«
»Sie war mit so vielen Gigolos zusammen, dass kein anständiger Mann sie mehr genommen hätte«, murmelte Kerrich.
»Verdammt noch mal! Ich hasse es, wenn du dich dumm stellst.« Die nächste Riege galoppierte aus dem Gatter. Lord Reynard hörte nicht auf zu reden, senkte aber rücksichtsvoll die Stimme. »Deine Mutter ist eine reiche, adellge Witwe. Sie ist attraktiv. Sie weiß, wie man einen alten Mann wieder jung macht und einen jungen Mann zu einem potenten Kraftprotz. jeder Mann in England und auf dem Kontinent würde sich glücklich schätzen, sie zur Frau zu nehmen, aber geliebt hat sie immer nur deinen Vater.«
»Dann hat sie das aber auf eine verdammt seltsame Art gezeigt.« Kerrichs Stimme bebte vor althergebrachtem, gründlich unterdrücktem Zorn.
»Es hat keine anderen Männer gegeben, solange dein Vater noch gelebt hat. Und dein Vater war ein großmütiger Mann. Er würde ihr wünschen, dass sie glücklich ist. Also: Wenn sie ihn zu Lebzeiten geliebt und glücklich gemacht hat und er ihr nur das Beste im Leben wünschen würde, was bereitet
dir
dann solche Bauchschmerzen?«
Aus einem tief sitzenden Schmerz heraus gestand Kerrich: »Sie haben gelacht.«
Sein Großvater folgte seinen Gedankengängen mühelos. »Sie? Die anderen schnöseligen Jungaristokraten?«
»Ja! Und die Erwachsenen auch.«
»Also bist du überhaupt nicht wegen deines Vaters oder deiner Mutter empört. Es geht nur um dich und deinen Stolz.«
Kerrich nickte widerwillig. »Vorhin hat es sich wesentlich besser angehört.«
»Vorhin warst du eine selbstsüchtige, unreife Rotznase.« Lord Reynard fixierte ihn. »Keine Angst. Das weiß ich schon seit Jahren. Hör zu, Junge, Erfolgsrezepte kenne ich keine, aber das Rezept für Misserfolge kenne ich, nämlich zu versuchen, auf jeden zu hören. jeder Esel hat seine eigene Meinung. Das Gelächter war reiner Neid und was sie über deine Mutter gesagt haben, blanker Unsinn. Sie ist eine gute Frau – und du bist ihr sehr ähnlich.«
Kerrich trat einen Schritt zurück. »Bin ich nicht!«
»Und in Jedem Gesicht und in jedem Körper hast du die Frau gesucht, die du liebst. Denk doch nach, Junge. Alle deine Mätressen haben ausgesehen wie Miss Lockhart.«
Weil ich sie mein ganzes Leben lang gewollt habe,
schoss es Devon in den Sinn. Der Gedanke erhob sich vor ihm mit der Schönheit und Bedrohlichkeit einer Natter, die von der Flöte des Schlangenbeschwörers aus ihrem Korb gelockt wird. Schockiert gestand er sich ein, dass er nie mehr eine andere haben wollte. Nur Pamela.
Denn wenn Pamela liebte, gab sie sich vollkommen hin. Wenn Beth wütend auf sie war, verschwendete Pamela keine Zeit damit, sich vor einer Zurückweisung zu fürchten, sondern nahm Beth einfach nur in die Arme. Pamelas bedingungslose Liebe machte Kerrich Angst; wie konnte sie so viel riskieren, ohne sich abzusichern? Und wie brachte er sie dazu, ihn so zu lieben?
Kerrich und Lord Reynard lehnten sich ans Geländer und beobachteten die Pferde, die gerade aus den Startboxen galoppierten.
Kerrich platzte in das Schweigen hinein: »Es wäre mir egal, was die Leute denken, wenn ich Pamela nur zu meinen Bedingungen haben könnte. Ich möchte nur sichergehen, dass ich glücklich werde.«
»Also suchst du nach der Garantie fürs Glück? Du denkst, solange du am längeren Hebel sitzt, wirst du glücklich sein? Und was ist mit ihr? Was, wenn sie nicht glücklich ist?«
»Ich kann sie glücklich machen.«
»Junge, wenn du denkst, du kannst diese Frau zu irgendetwas
machen,
dann kennst du sie aber schlecht.«
Während des Zieleinlaufs dachte Kerrich deprimiert über seine neuen Erkenntnisse nach. Lord Reynard hatte Recht. Er kannte Pamela nicht. Das war ein Teil des Reizes. Ihr wahres Ich lag hinter einer vielschichtigen Persönlichkeit und einem ausweichenden Lächeln verborgen. Aber mit jedem flüchtigen Eindruck, den er von ihrem Innersten gewonnen hatte, mochte er sie lieber, liebte er sie mehr.
Lord Reynard ächzte und verschränkte die Arme. »Ich bin müde. Normalerweise bin ich mit Ratschlägen eher zurückhaltend. Aber ich bin zwelundneunzig und erlebe es vielleicht nicht mehr, dass du vernünftig wirst.«
»Großpapa, Sie sind
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