Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Betrügerin

Geliebte Betrügerin

Titel: Geliebte Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
sah
wirklich
gut aus heute Morgen. Sie hatte sich von den hässlichen, dunklen Augengläsern getrennt. Ihr Teint erstrahlte in seiner natürlichen Farbe. Sie trug zwar noch die Stricknadeln im Haarknoten, aber das Ganze saß etwas lockerer, und ihr Kleid war … ihr Kleid war grauenhaft. Sie hatte einzig Lady Temperlys Sachen gepackt, als sie in Kerrichs Haus gezogen war. Also konnte sie sich auch schlecht darüber beschweren, dass sie nun in Witwengewändern herumlaufen musste. Dieses Weinrot hier gab ihren blauen Augen wenigstens einen interessanten violetten Stich. Was sicher recht attraktiv wirkte, wenn man auf jemanden traf, der … der an violettstichigen Augen Gefallen fand.
    Sie marschierte mit einer Gelassenheit weiter, die nicht länger gekünstelt war, erreichte schließlich das Schulzimmer – und verlor auf der Stelle wieder die Fassung.
    Kerrich war da. Kerrich und Beth steckten die Köpfe zusammen und lachten. Kerrich … gütiger Himmel! … Kerrich, mit der Morgensonne im Gesicht und in seinem dunkelblauen Reisemantel. Der Mann war
hörbar
gut aussehend.
    Geschmeidig stand er auf und lächelte sie so vertraulich an, dass sie schlagartig errötete. Wie reagierte man auf einen Mann, der einen gerade noch nackt, außer Atem und völlig durchgedreht erlebt hatte? Wie sich ganz normal benehmen, wenn man den nackten Körper dieses Mannes im Sinn hatte, wie er im Schein des Feuers glänzte?
    Sie war dankbar für die Disziplin, die sie sich all die Jahre über angeeignet hatte und knickste. »Mylord.«
    Er verbeugte sich, ohne sie aus den Augen zu lassen und lächelte unablässig. »Miss Lockhart.«
    Sonst nichts. Aber die tiefe, schöne Stimme weckte die Erinnerung daran, wie er ihren Namen gerufen hatte, wie er sie angebettelt hatte, was er gefordert hatte …
    Er schaute sie an, als befriedige ihr Anblick seine Augen so, wie ihr Körper den seinen befriedigt hatte.
    Sie wusste plötzlich nicht mehr, ob sie ihr Kleid richtig zugeknöpft, den Kragen festgesteckt, den Haarknoten gerichtet hatte. Ihre Hand wanderte die Knopfleiste hinauf, an den Hals, ins Haar … ja, alles zugeknöpft und festgesteckt. Nur sein Blick gaukelte ihr vor, sie sei nackt. Weil er ein selbstsüchtiger Lebemann und Weiberheld war, jawohl.
    Beth störte mit ehrfurchtsvoller Stimme ihre wirren Überlegungen. »Miss Lockhart, Sie sehen so schön aus.«
    »So schön«, plapperte Kerrich nach.
    »Wahre Schönheit kommt von innen«, sagte Pamela.
    »So lehren es uns die Weisen, ja«, sagte Kerrich. Er kam näher, erdrückte sie fast mit seiner Größe und diesen breiten Schultern. »Ich aber sage: Ein wenig äußere Schönheit hat noch nie geschadet.«
    Nur in seiner Nähe zu sein, seinen Duft zu atmen, in seine sündefarbenen Augen zu sehen, reichte schon aus, sie den Kopf verlieren zu lassen. Sie hätte seiner absurden Behauptung fast schon zugestimmt.
    »Lebemann und Weiberheld«, sagte sie sich vor. Sie wusste nur zu genau, was von dieser Kombination zu halten war. Sie brauchte nur an ihren Vater zu denken, der ohne ein einziges Wort verschwunden war. Sie zog die Taschenuhr hervor und inspizierte die Schnörkel auf dem silbernen Gehäuse. Sie brauchte nur an ihre Mutter zu denken, vom Kummer zerfressen und allein gelassen. Aber … auch wenn sie ihr ganzes Leben und ihre ganze Gefühlswelt an diesen Erinnerungen ausgerichtet hatte, jetzt schienen sie ihr weit entrückt und unbedeutend.
    Sie steckte die Uhr zurück, als hätte sie sich die Hand daran verbrannt.
    Vielleicht war Kerrich ja nicht wie Vater. Man brauchte doch nur seine aufrichtige Zuneigung zu Beth anzusehen.
    Sie betrachtete gedankenverloren das Kind. Kerrichs Zuneigung war doch aufrichtig, oder?
    Und Beth schien so unschuldig wie ein Neugeborenes zu sein und war gestern doch mit Kerrich zur Rennbahn ausgebüchst. »Hast du deine Bücher und deine Schiefertafel?«
    »Ja, Miss Lockhart«, kam die Antwort schon beinahe gesungen.
    »Sie hat mir gerade erzählt, wie gut sie vorbereitet ist«, schnurrte Kerrich.
    Die beiden schienen höchst zufrieden mit sich zu sein, also fragte Pamela scharf: »Und haben Lord Kerrich und du auch die gestrige Lektion gelernt, Beth?«
    »Lord Kerrich schon«, sagte Beth. Sie klopfte auf die Tasche ihres Schürzchens. »Er hat gelernt, dass er beim Pferderennen nicht gegen mich wetten sollte.«
    »Ich nehme Beth aber nicht mehr auf die Rennbahn mit«, gelobte Kerrich hastig.
    »Er ist ein ziemlich lausiger Verlierer«, stellte Beth

Weitere Kostenlose Bücher