Geliebte Betrügerin
verbeugte sich. »Genau wie ein jeder Mann das Recht hat, es auf eine Ehe anzulegen.«
»Nein«, wiederholte sie mit einem Anflug von Verzweiflung.
»Wie auch immer«, sagte Kerrich. »Für den Augenblick beuge ich mich jedenfalls Ihren Wünschen und werde mich in jeglichem körperlichen Sinne von Ihnen fern halten.«
»Ich bin Ihnen ja so dankbar«, fauchte Pamela.
Er zog seinen Hausmantel an. »Das sollten Sie auch.«
Er öffnete vorsichtig die Tür. Niemand zu sehen. Auch kein Moulton. Die Lakalen hatten ihre Posten geräumt. Er gab Pamela ein Zeichen, und sie schlichen gemeinsam die Treppe hinauf. Auch oben auf dem Korridor war niemand in Sicht. Die Ruhe im Haus war fast schon unheimlich.
»Sie gehen uns aus dem Weg«, sagte Kerrich.
»Wie freundlich von ihnen.« Pamela hörte sich an, als meine sie es ernst.
Dann standen sie vor Pamelas Schlafzimmertür. Zwei Menschen, die sich voneinander trennen mussten und wussten, dass sie morgen, wenn sie einander in Gesellschaft anderer wieder sahen, so tun mussten, als sei nichts geschehen. Sie wussten nicht recht, wie sie sich verabschieden sollten.
»Danke«, sagte Pamela schließlich. »Sie haben es mir sehr schön …« Sie brach ab und blickte unsicher zu ihm auf.
Er hatte sie nie zuvor schüchtern erlebt und war bezaubert. »Sie waren auch gut«, sagte er und verfluchte sich sofort für sein prosaisches Geschwätz. »Ich wollte sagen, ich habe noch niemals etwas Derartiges erlebt, ich meine … ich wünschte …« Er stützte sich mit der Hand gegen die Tür.
»Ja, ich wünschte auch …« Sie blickte den verlassenen Korridor hinunter. »Glauben Sie, Sie könnten möglicherweise hier …«
Unter dem Hausmantel regte sich sein Gemächt. Er hatte die Schlafzimmertür schon offen, bevor Pamela den Satz zu Ende bringen konnte. Sie stürzten ins Zimmer, und er machte die Tür hinter ihnen beiden zu. »Die ganze Nacht, heute Nacht«, sagte er. »Mais oui?«
Im trüben Licht der Dämmerung stand Kerrich auf und betrachtete Pamela, die tief schlief, erschöpft von ihrer ersten Liebesnacht. Sie erschien ihm wie ein Leuchtfeuer, das ihn magisch anzog, wo er längst schon verschwunden sein sollte. Warum nur war er immer noch hier? Wenn er noch länger wartete, würden schon die Dienstboten unterwegs sein, Großvater würde wach sein, er würde draußen auf dem Flur Lewis treffen, und Pamelas Ruf würde irreparablen Schaden nehmen. Dass sie sich weigerte, ihn zu heiraten, war noch lange kein Grund, sich so schäbig zu benehmen und sie zur Heirat zu zwingen, indem er ihre Liaison publik werden ließ. Ihre Ehe sollte nicht in Bitterkeit geschlossen werden.
Außerdem sah er keinen Grund, zu derartigen Mitteln zu greifen – zumindest momentan noch nicht.
Er lachte leise. Er hielt in diesem Spiel alle Trümpfe in der Hand. Nur eine dankbare Ehefrau, eine verliebte Ehefrau, würde ihm letztlich zur Freude gereichen. Eine Frau, die niemals so werden würde wie seine Mutter. Und wie schwierig konnte es denn sein, zu heiraten und ein glückliches Leben zu führen. Seine dummen Freunde taten es die ganze Zeit.
Er band fest den Hausmantel zu, öffnete die Schlafzimmertür und trat auf den Korridor hinaus.
»Mylord«, flüsterte es und Kerrich ballte automatisch die Fäuste.
Er sah aus den Schatten eine Gestalt auf sich zukommen. »Moulton«, fauchte er. »Was zum Teufel treiben Sie hierher?«
»Ich hätte Ihre Träume nicht gestört, Sir, wenn es da nicht eine gewisse Entwicklung gegeben hätte.« Er winkte Kerrich zum Treppenhaus.
Kerrich entsann sich ihrer gemeinsamen Verpflichtung und folgte Moulton in die Bibliothek hinunter. Die Tür war zu, aber an der Schwelle schimmerte ein Lichtschein nach draußen. Moulton öffnete und bedeutete Kerrich, hineinzugehen.
Der trat ein – und blieb wie angewurzelt stehen. Der Raum war völlig durchwühlt worden. Die Vorhänge waren heruntergerissen, Stühle waren umgeworfen worden und die Polster aufgeschlitzt, man hatte seinen Schreibtisch aufgebrochen und jedes Stückchen Papier, das ihm gehörte, auf den Boden geworfen. Er drehte sich wütend zu Moulton um.
Der hob beschwichtigend die Hände. »Ich bin den ganzen Abend über Mr. Athersmith gefolgt, Mylord. Zu einem bedeutungslosen Rendezvous. Das hier ist das Werk von absoluten Profis.«
»Aber … warum? Wir haben Lewis jede Möglichkeit gegeben, nach Informationen über die Bank zu suchen. Und wir haben ihn auch jede Menge finden lassen.«
»Mir scheint, die Fälscher
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