Geliebte Betrügerin
versprochen?«
»Sie haben versprochen, mich nicht zur Heirat zwingen zu wollen.«
»Das habe ich auch nicht getan. Letzte Nacht, meine ich. Aber ich habe mir die Sache anders überlegt. Sie sollten mich nehmen. Ich bin ein guter Mann. Ihnen wird niemals etwas über eine Mätresse zu Ohren kommen.«
Sie musste tief einatmen, um wieder Luft zu bekommen. »Sie verwechseln Diskretion mit Treue. Bitte lassen Sie mich los, Mylord.«
Er gehorchte. »Geld scheint Sie nicht zu interessieren, und Diskretion ist Ihnen nicht genug. Was muss ich tun, damit Sie mich heiraten?«
jetzt verhielt er sich genau, wie Pamela es von einem durchtriebenen Weiberhelden erwartete. Er spielte den Geknickten. »Ich wünsche überhaupt nicht zu heiraten, und das kommt für Sie auch keineswegs überraschend. Ich hatte Ihnen
gesagt,
dass ich es nicht tun würde. Sie
wissen
»Ich bin aber nicht Ihr Vater.«
»Aber auch nicht der Mann, den ich nehmen würde, würde ich jemals einen nehmen.«
Er stützte die Fäuste in die Hüften und zog die Augen zu Schlitzen. »Jemals ist eine ziemlich lange Zeitspanne.« Er fing so plötzlich wieder zu lächeln an, dass Pamela blinzeln musste. »Dann muss ich Sie eben jeden Tag fragen«, sagte er.
Hatte er etwa nur ihre Entschlossenheit prüfen wollen? »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie mich überhaupt heiraten wollen«, sagte Pamela.
»Weil Ihr Körper mich bittet, ihn ganz mit meinem zu erfüllen.«
»Mylord! Wir sind hier in einem Schulzimmer, in dem ein unschuldiges Kind lernt!«
»Weil ich vor Lust so verrückt bin, dass eine Nacht mir längst nicht genug ist.«
»Sch!« Sie schaute zur Tür, die einen Spaltbreit offen stand und hoffte, dass keiner der Bediensteten etwas gehört hatte.
»Weil ich die Vorstellung, Sie die nächsten fünfzig Jahre bei mir zu haben, gelassen ertragen kann.«
»Ein echtes Kompliment, fürwahr«, hörte Pamela sich sagen.
»Ich gehöre nicht zu der Sorte Mann, der der Frau, die er zu heiraten gedenkt, irgendwelche dummen Märchen auftischt, Pamela. Und ich glaube auch nicht, dass Sie der Typ Frau sind, die solche Geschichten hören möchte.«
»Nein.« ja. »Nein.« ja. Es war nicht zum Aushalten. Ein Mensch männlichen Geschlechts war kaum mehr als eine primitive Kreatur, die das Herz ignorierte, mit dem Verstand liebte und mit diesem vorstehenden Organ dachte. Und zweifelsohne waren die Attraktivsten gleichzeitig auch die Schlimmsten. Sie hatte ihre eigene Mutter aus Kummer um einen Mann sterben sehen.
Und hier war also dieser Kerrich, aber wer war er wirklich?
Und weshalb interessierte sie das überhaupt?
Sie suchte verzweifelt nach einem unverfänglichen Thema und platzte stattdessen mit einer ihrer größten Sorgen heraus. »Ich hoffe, es gibt keine Schwierigkeiten wegen der Bibliothek?«
Kerrich erstarrte. »Die Bibliothek. Was stimmt mit der Bibliothek nicht?«
»Wir haben letzte Nacht ein ziemliches Durcheinander hinterlassen … als wir …. als wir gegangen sind.«
Er sah sie an, als hätte er sie gerade dabei erwischt, wie sie silberne Löffel klaute. Doch dann ließ er etwas hören, das sich wie ein erleichtertes Seufzen anhörte. »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Moulton hat die Bibliothek abgesperrt und wird sich um alles kümmern.«
Ein Teil ihrer Schwierigkeiten mit Kerrich rührte daher, dass er kaum je beleidigt war. Nicht, wenn sie ihn angeiferte und nicht einmal, als sich herausgestellt hatte, dass hinter der sauertöpfischen Fassade der ältlichen Miss Lockhart die junge Pamela steckte. Er war hinreißend, reich, adelig und so indifferent, was Gefühle betraf, dass er ein Kind benutzte, um ein ihm anvertrautes Vermögen in seinem Bankhaus zu behalten. Aber er verbrachte eine Menge Zeit mit Beth und das ganz offensichtlich, weil er ihre Gesellschaft genoss. Und er hatte es geschafft, Pamela zu verführen. Doch er bestand unverdrossen darauf, sie zu heiraten. Und das, wo er sich doch erleichtert den Schweiß von der Stirn wischen sollte, weil sie sich geweigert hatte!
Beth kam hereingelaufen. »Lord Kerrich, der Kammerdiener sagt, die Handschuhe stecken in Ihren Manteltaschen.«
»Ach, wie dumm von mir.« Er tippte Beth mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. »Vielen Dank für deine Hilfe.«
Beth strahlte vor Freude über das Lob.
Sobald Beth der Königin vorgestellt worden war und sein Plan Früchte getragen hatte, würde er ihnen sein wahres Gesicht zeigen. Er würde Pamela einen Respekt abverlangen, den sie dann
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