Geliebte der Ewigkeit (German Edition)
waren, ans Messer zu liefern, wenn sie den Stein einer regulären Ermittlung ins Rollen brächte.
Es war verrückt. Die ganze Zeit hatte sie auf das Eintreffen der Polizei gehofft, jetzt fürchtete sie sich davor. Vielleicht lag Quinn richtig, vielleicht sollte sie die Obduktion abbrechen und vielleicht sollten sie die Leichen einfach über die Klippen werfen. Die Beweise, nicht für die Morde, nein, für die Existenz des Übernatürlichen vernichten.
Andererseits waren da diese beiden Menschen, Lucia und Manolo, deren Tode ungesühnt blieben.
Morrighan trug die Abwehrspuren an Lucias Armen und Händen in die Skizze ein und fügte sie der Aufzählung der Verletzungen hinzu. Auch sie hatte sich gewehrt, dieselbe Angst wie Lucia durchstanden. Eine Chance, dass ihm jemand zu Hilfe kam, hatte Manolo nicht eine Sekunde lang erhalten. Hatte Lucia den Tod ihres Mannes miterlebt? Hatte sie den Werwolf um das Leben ihres Mannes angefleht? Um ihr eigenes?
Morrighan legte den inzwischen blutverschmierten Stift aus der Hand. Sie vermaß eine der Bisswunden mit einem Plastiklineal und wünschte, sie könnte die großen punktierten Wunden und tiefen Schlitze fotografieren, ehe sie durch die fortschreitende Verwesung zerstört werden würden. Vielleicht konnte Edwards ihr mit einem Fotoapparat aushelfen. Sie würde ihn später fragen.
Die Rippenenden waren eindeutig abgenagt, nicht auseinandergebogen, wie Quinn vermutet hatte. Abgenagt oder einfach durchgebissen. Die grazilen Knochen stellten für die Fänge des Werwolfs kein Problem dar. Er hatte sich buchstäblich durch Lucia hindurchgefressen. Angefangen mit ihren Brüsten, dem schützenden Käfig ihrer Rippen, den inneren Organen bis hin zu großen Partien ihres Rückens. Einige der Wirbel wiesen Brüche und Verdrückungen auf. Aber kein Wirbel fehlte. Dem Werwolf hatte das Fleisch genügt, er musste nicht das Mark aus den Knochen nagen. Die Überreste einer ekstatischen Fressorgie, mehr war von Lucia nicht geblieben. Es lag wenig Trost in der Tatsache, dass der Werwolf sie nicht auch noch vergewaltigt hatte. Ihr zerfetzter Körper wies keine Spermaanhaftungen, Hämatome, Anal- oder Vaginalrisse auf.
Warum tat sie sich das hier eigentlich an? Warum tat sie das Lucia und Manolo an? Warum gönnte sie ihnen nicht die Ruhe des Todes?
Morrighan zog die Handschuhe aus. Quinn wusste, wovon er sprach, niemand interessierte sich für ihre Untersuchungsergebnisse. Und diejenigen, die es interessieren könnte, durften sie niemals zu Gesicht bekommen.
Quinn steckte das Handy, das er sich von Edwards ausgeliehen hatte, in die Tasche und lief zurück zum Schloss, bis auf die Knochen von dem ununterbrochen niederprasselnden Regen durchweicht. Völlig umsonst. Die Gegend war ein einziges großes Funkloch. Keine Chance, Kontakt zu Cináed aufzunehmen, geschweige denn zu den Hütern.
Ihm widerstrebte es, die Caomhnóir an Tairseach, die von Erzdämonen organisierte Spezialeinheit, ins Vertrauen zu ziehen. Nicht grundsätzlich, Dämonen waren nicht besser oder schlechter als Rugadh, auch wenn er nicht unbedingt für die Gesamtheit seines Volkes sprach.
Recht und Gesetz war für sie kein Fremdwort, dämonisches Recht und Gesetz, aufgestellt vom Dinessydh Cynghor, dem Imperialen Rat der Erzdämonen. Das Problem waren die niederen Dämonenkasten. In ihrer Vielheit nicht so alt, selten mit Skrupeln behaftet oder im Besitz eines Ehrenkodex. Schon aus diesem Grund wiesen Erzdämonen jegliche Verbindung mit ihnen weit von sich. Ganz zu schweigen von den Gerüchten, die sie zu deren Erschaffern machten. Steckte nur ein Körnchen Wahrheit darin, waren Erzdämonen um einiges geschickter im Verwischen von Spuren als die Rugadh, auf denen die eigene Schöpfung, die Tiontaigh, wie ein Fluch lastet. Das hieß aber nicht, dass die Erzdämonen sich ihrer Verantwortung entzogen. Sie dämmten das Treiben der unteren Dämonenkasten ein, wo sie konnten, bestraften ihresgleichen hart, wenn sie Wind von illegalen Geschäften bekamen. Darin überschnitten sich die Angelegenheiten der Hüter mit denen der Bruderschaft und in der Schutzverpflichtung gegenüber allen nicht menschlichen Arten, den Namhionann.
Aber Quinn scheute den Kontakt zu den Hütern nicht, weil er sie als Konkurrenten betrachtete. Das war kein Wettbewerb, den Bruderschaft und Hüter miteinander bestritten. Nein, es widerstrebte ihm um Morrighans willen. So unbarmherzig die Hüter das Treiben der niederen Kasten verfolgten, also auch das
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