Geliebte der Finsternis
schlechte Idee.«
»Warum?«
»Oh - es ist nur … Ich finde, es wäre keine gute Idee. Okay?«
Mühsam zwang sie sich, ihren Ärger zu verbergen.
Wenn sie seine Verteidigungsbarrieren überwinden wollte, musste sie vorsichtig taktieren. Aber sie verstand seine Weigerung. Immerhin hütete sie ihre eigenen Geheimnisse.
»Okay, du kannst entscheiden, wo wir lernen sollen.«
»In der Bibliothek?«
Cassandra schnitt eine Grimasse. »Da fühle ich mich nicht wohl. Dauernd fürchte ich, jemand würde mich ermahnen, den Mund zu halten. Wie wär’s mit meinem Apartment?«
Verblüfft starrte er sie an. »Meinst du das ernst?«
»Ja, sicher. Normalerweise beiße ich nicht.«
»Ich auch nicht.« Chris grinste, und sie machten sich auf den Weg. Nach fünf Schritten drehte er sich zu den Männern um, die ihnen folgten. »Wir gehen nur in ihr Apartment. Alles klar, Jungs? Esst inzwischen ein paar Donuts oder macht sonst was.«
Ohne zu antworten, blieben sie stehen, und Kat lachte.
Auf dem Studentenparkplatz angekommen, wandte Cassandra sich zu Chris und beschrieb ihm, wie er ihr Apartment erreichen würde. »Treffen wir uns dort?«
Er nickte und steuerte einen roten Hummer an, während sie zu ihrem grauen Mercedes eilte. Inzwischen hatte Kat bereits auf dem Fahrersitz Platz genommen. Sie startete den Motor, und Cassandra hoffte, Chris würde sie nicht allzu lange warten lassen oder sich - noch schlimmer - anders besinnen.
Am allerwichtigsten war, dass sie eine Gelegenheit fand, den Inhalt seines Rucksacks zu untersuchen.
Nach zweistündigen, entnervend langweiligen »Beowulf«-Studien ging er zur Toilette und ließ sie mit seinem Rucksack allein. Kat hatte sich längst in ihr Schlafzimmer zurückgezogen,
mit der Begründung, diese tote Sprache und Chris’ Begeisterung dafür würden ihr Kopfschmerzen bereiten.
Sobald er verschwunden war, begann Cassandra ihre Nachforschungen.
Zum Glück brauchte sie nicht lange, um zu finden, was sie suchte.
Der Terminkalender steckte in derselben Außentasche wie zuvor. Auf dem handgeprägten Ledereinband prangte ein merkwürdiges Emblem - ein Bogen mit einem Pfeil, der nach rechts zeigte.
In ihrem Traum hatte sie eine solche Tätowierung auf Wulfs Schulter gesehen.
Sie strich über das geprägte braune Leder. Dann öffnete sie den Kalender, der ausschließlich Eintragungen in Runenschrift enthielt. Zu ihrem Leidwesen beherrschte sie die Sprache nicht.
Vielleicht Altnorwegisch?
»Was machst du da?« Chris’ scharfe Stimme ließ sie zusammenzucken, und es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr eine Erklärung einfiel, die seinen Argwohn nicht schüren würde.
»Also bist du einer dieser Spieler, nicht wahr?«
Seine blauen Augen verengten sich. »Keine Ahnung, wovon du redest.«
»Nun, ich - eh - ich war auf einer Website namens Dark-Hunter, und da fand ich diese Brain Teaser, die sich auf Bücher und Spiele beziehen. Und weil ich heute dein Buch sah, fragte ich mich, ob du ein Mitglied bist und da spielst.«
Sie merkte ihm an, dass er sein Gehirn und ihr Gesicht erforschte, um zu entscheiden, was er sagen sollte.
»Ja, mein Freund Nick betreibt diese Website«, antwortete
er nach einer langen Pause. »Da spielen viele interessante Leute.«
»Oh, das habe ich gesehen. Spielst du auch unter einem Pseudonym, wie ›Hellion‹ oder ›Rogue‹?«
Er ging zu Cassandra und nahm ihr den Kalender aus der Hand. »Nein, ich nenne mich einfach Chris.«
»Ah … Und was passiert in den privaten Links?«
»Nichts«, erwiderte er etwas zu schnell. »Nur ein bisschen BSing-Chatten.«
»Warum ist es dann privat?« Chris verstaute den Kalender wieder in seinem Rucksack. »Jetzt muss ich gehen. Viel Glück bei der Prüfung.«
Cassandra wollte ihn zurückhalten und weitere Fragen stellen. Doch sie merkte ihm allzu deutlich an, dass er nichts über sein Leben preisgeben wollte. »Danke für deine Hilfe, Chris.«
Wortlos nickte er und floh aus dem Apartment.
Eine Zeit lang blieb sie am Küchentisch sitzen, kaute an ihrem Daumennagel und überlegte, wie sie nun vorgehen sollte. Wenn sie Chris zu seinem Haus folgte … Nein, das würde ihr nichts nützen. Die Bodyguards würden sie abfangen. Insbesondere, wenn ihnen Kats haarsträubender Fahrstil auffiel.
Sie stand auf, setzte sich in ihrem Schlafzimmer vor den Laptop und schaltete ihn ein.
Okay, der Stil der Dark-Hunter-Website erweckte den Anschein, die Dark Hunter wären erfundene Figuren aus einem Buch. Das würden die meisten
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