Geliebte der Nacht
Gräfin. »Jim?«
»Das ist die Koseform von James«, meinte sie abwinkend.
»Elijah?«, erkundigte er sich.
»Nein, Elijah gefällt mir auch nicht.«
»Wie soll er dann heißen?« Er musterte seine Gemahlin, sie war blass und sah völlig geschafft aus.
»Aydan«, entgegnete sie. Der Graf wiederholte den Namen leise. »Aydan von Avabruck«, murmelte er und sah sie skeptisch an. »Ein zweiter Vorschlag?«
»Aydan Elijah?«, fragte Cassandra.
»Das klingt gut«, er grinste sie an und heftete seinen Blick wieder auf seinen Erben.
»Aydan Elijah, Graf von Avabruck. Das hört sich wirklich gut an«, stimmte die Gräfin ihrem Gemahl zu. Margret räusperte sich und sie beide sahen die Magd an.
»Ihr solltet schlafen Lady Cassandra. Ihr habt eine Menge erdulden müssen«, sagte sie vorsichtig.
»Ich bin keineswegs müde«, erwiderte die Landgräfin und lächelte Margret an.
Sicher trug das Adrenalin, das durch Cassandras Venen strömte, Schuld daran und morgen würde sie möglicherweise schwächer sein. Die Dienstmagd zog sich zurück und auch von Julamine war nichts mehr zu sehen. Das Paar genoss sein Elternglück in aller Ruhe und Zufriedenheit. Aydan schlief in Cassandras Arm und sie sah James an.
»Möchtest du ihn halten?«, fragte sie leise.
»Sehr gern«, antwortete James und hob seinen Sohn vorsichtig aus ihrem Arm.
Liebevoll legte er ihn an sich und sah Aydans dunkles Kopfhaar an. Behutsam streichelte er sein Köpfchen und bemerkte nicht, wie Cassandra einschlief. Die Ausstrahlung des kleinen Menschen in seinem Arm hypnotisierte ihn und er schmunzelte, als Aydan den Mund weit zum Gähnen öffnete.
»Sieh ihn dir nur an«, murmelte er und sah zu Cassandra. Sie lag da und schlief. Der Schweiß hatte ihr Haar durchnässt und ihre vielen Verletzungen verliehen ihr eine morbide Schönheit.
Kratzer und Schnittwunden schmerzten bestimmt und James erhob sich. Er legte seinen Sohn neben Cassandra ins Bett und baute aus zwei Kissen einen kleinen Wall, wodurch er nicht herausfiel. Eilig, jedoch lautlos, verließ er das Gemach und wandte sich dem Kinderzimmer zu. Er wollte die Kinderwiege holen, damit Aydan die ersten Nächte bei ihnen schlafen konnte. Dann erreichte er das Kindergemach und sah sich in dem dunklen Raum um. Seine geschärften Sinne machten die Wiege schnell aus und er schritt zu ihr. Er nahm sie mit einer Hand hoch und trug sie zu seinem und Cassandras Gemach. In der Tür stehend musterte er seine Gemahlin und seinen Sohn. Endlich, nach so vielen Jahren, hatte er wieder eine Familie und war glücklich. Das Leben mit Unmengen von Alkohol und Schlägereien hatte er hinter sich gelassen und war Vater geworden.
In einem wehmütigen Moment wünschte er sich, dass seine Eltern es noch hätten erleben können. Aber sie waren schon Jahrzehnte tot. Auch James war nun in einem Alter, in dem man normalerweise alt und gebrechlich ist, doch sein Fluch hatte es verhindert. Seufzend schaffte er das Bettchen in sein Gemach und stellte es neben das große Bett. Behutsam nahm er seinen kleinen Erben hoch und legte ihn die Wiege, er deckte ihn zu und sanft küsste er die Stirn des Kindes. Ohne sich selbst zu waschen, entkleidete James sich und gesellte sich zur Gräfin. Sie war nackt unter der Decke und er lehnte sich an sie heran. Sie war heiß und atmete schnell. Besorgt musterte er sie.
»Cassandra?«, flüsterte er und stupste sie sachte an. Seine Gemahlin reagierte nicht.
»Cassandra?« Er wurde lauter und rüttelte sie leicht, doch noch immer zeigte sie keine Reaktion. »Margret!«, rief er, in der Hoffnung, dass die Magd ihn hörte.
Er selbst stand auf und kleidete sich wieder an.
Panisch sah James seine Gemahlin an und hoffte, dass sie aufwachen würde. Der Graf hörte die Schritte der Magd, die sich eilig seinem Gemach näherten, und riss die Tür auf, als sie gerade zum Klopfen ansetzen wollte.
»Ihr habt gerufen Herr«, sagte sie atemlos.
»Cassandra ist nicht bei Bewusstsein und glühend heiß«, erwiderte er, »Bitte seht sie Euch an.«
Er machte Margret Platz, um sie einzulassen und wieder galt sein Blick seiner Gräfin. Erst so kurz war sie bei ihm und jetzt, so dachte er, würde er sie verlieren. Die Magd ging an das große Bett und legte ihre Hand auf Cassandras Stirn. Sie war heiß und Schweiß drang aus ihren Poren.
»Wir müssen so schnell wie möglich einen Arzt kommen lassen. Ich fürchte, sie leidet am Kindbettfieber«, sagte Margret und sah James vorsichtig an.
»Julamine!«, er
Weitere Kostenlose Bücher